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Sie finden hier einige meiner früheren journalistischen Veröffentlichungen.

Heute bin ich Redenschreiber und verfasse Ansprachen aller Art, z. B. Ihre Rede zum Firmenjubiläum, Ihre Geburtstagsrede, Hochzeitsrede als Brautvater etc.

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© Frank Rosenbauer 1991-2021

 

 

 

29.5.95:

Betzdorf.

(fr) "Reiseverrückt" war die Betzdorfer Familie Werthebach schon immer - doch jetzt reiste sie in den Fernen Osten, wohnte in einem Militärcamp und kam per Dolmetscher an ungewöhnliche Orte.

Für die WR-Leser erinnern sich die Werthebachs an eine ungewöhnliche Fernreise zurück.

Ägypten, Israel, Moskau und zahlreiche andere Länder hatten sie bereits besucht, als sie sich nun mit dem befreundeten Ehepaar Fritz und Christel Schmidt zusammentaten, die ebenfalls echte "Reise-Freaks" sind.

Sie machten sich auf in den Fernen Osten.

Das "Hotel" in China war ein Militärcamp ("wir waren gut bewacht") - vor dem Fenster züngelten Giftschlangen.

Eine Cousine von Gabi Werthebach lebt seit 25 Jahren in China und konnte als Dolmetscherin fungieren.

Sie erklärte, wenn man gebissen sei, müsse man die Schlange totschlagen und mit ins Hospital bringen - das sei so Sitte.

Daß in ihrem Quartier, mit Wassertropfen an der Decke, alle Schranktüren offenstanden, sei auch üblich:

Bei 95 Prozent Luftfeuchtigkeit ist der Schimmel schnell da.

Die Cousine zeigte ihnen Orte, die der normale Tourist nicht sieht.

Eine weitere Überraschung setzte es für die Betzdorfer, als sie in Taiwan eine Fabrik-Müllhalde besichtigten.

Denn da fanden sie "Original Westerwälder Keramikwaren" ...

In Schwierigkeiten kamen sie fern von der Heimat nicht - "nur unser Magen."

Da war es gut, daß sie ein Taipeh einen deutschen Metzger entdeckten.

Der war wirklich echt - und aus Burbach.

"Bei ihm treffen sich alle Deutschen!" Ernste Probleme wie in Moskau, wo im Hotel die Tür des Nachbarzimmers eingetreten wurde, hatten sie im Fernen Osten aber nicht.

Begeistert sind sie dabei von Singapur.

"Papier auf die Straße werfen kostet umgerechnet rund 5.000 Mark Strafe, Spucken 1.000 Mark.

Da war es supersauber!" Kaugummi-Kauen ist komplett verboten - auf die Einfuhr stehen 25.000 Mark Strafe.

Wo war es, bei all den Reisen, am schönsten? "In Ägypten! Diese Atmosphäre, das Tal der Könige, einfach toll", schwärmt Gabi Werthebach.

Für sie ist das Reisen eine Sache, "von der ich zehre."

Und ihr Mann Manfred begegnet Ausländern mittlerweile anders.

Daß ihm beispielweise an einem Restaurant in Hongkong zwei Königsboas als Neonreklame entgegenleuchteten, hat ihn dazu gebracht, mehrere Chinesen in Deutschland zu fragen, was sie vom deutschen Essen halten.

Erstaunliches bekam er als Antwort.

"Viele haben mir übereinstimmend erklärt, daß das Schlimmste für sie Schnitzel mit Kartoffelpürree ist."

Fleisch "an einem Stück" kennen sie nämlich nicht, sondern lediglich in kleinen Stücken.

"Schnitzel ist für Chinesen einfach unappetitlich", erfuhr Manfred Werthebach, "und Kartoffelpürree sieht für die aus wie ,schon mal gegessen`."

Derlei Integrations-Schwierigkeiten können die Werthebachs gut nachvollziehen:

"Das ganz normale Essen", das sie in Taiwan serviert bekamen - "es sah aus wie Gehacktes" - entpuppte sich als ein Teller voll mit vielen kleinen Schließmuskeln.<- Bilder (in Umschlag A - diesmal eine Niete ...):

Die Werthebachs und die Schmidts (rechts) erinnern sich beim Bildergucken gern zurück.

Als Erinnerung an Hongkong hat Junior Michael Werthebach (Mitte) ein T-Shirt, auf dem die originellsten Verbote authentisch abgedruckt sind.

Dank der Dolmetscherin konnten die Betzdorfer mit den Einwohnern sprechen.

Im Bild Manfred Werthebach mit einem Chinesen.

2.6.95:

Hamm/Kreis Altenkirchen.

(fr) Irgendwie stören sie ja schon den schönen Blick auf die Landschaft, diese riesigen Windkrafträder.

Doch sie gelten als Symbol für umweltschonende Energie-Erzeugung - da drückt der Beobachter meist ein Auge zu.

Falsch, meinen neuerdings sogar Naturschützer.

Sie haben sich nun in Hamm bundesweit zusammengeschlossen.

Tatsächlich, es regt sich Widerstand - das weiß man auch im Bundespräsidalamt:

Windkraft werde zur Zeit "von den vielfältigsten Interessengruppen angegriffen und zu unterdrücken versucht", schreibt ein Mitarbeiter des Bundespräsidenten an den Hämmscher Dieter Krämer.

Der rege Umweltschützer, unter anderem Kopf der heimischen Umweltgruppe "Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Mittlere Sieg" (ANS), kämpft schon länger gegen die Windräder - und hatte auch Bundespräsident Roman Herzog zwei Briefe geschrieben.

Der ließ zurückschreiben, er halte dies für den falschen Weg, "da jede Alternative es verdient, geprüft zu werden."

Ein klares Votum pro Windkraft auf dem heutigen Stand der Technik ist der Brief indes nicht.

"Die - im Ergebnis unproduktive - Energie einer 600-kW-Windkraftanlage vermeidet weniger Kohlendioxid als ein Lkw produziert."

Diese Rechnung macht Prof.

Dr. Ing.

Ottfried Wolfrum auf.

Der hessische Universitätsprofessor ist einer von jenen, die nun in Dieter Krämers Heimatort Hamm den "Bundesverband Landschaftsschutz e.V."

(BLS) gegründet haben.

Der setzt sich allgemein dafür ein, daß Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft erhalten werden - und speziell gegen Windkrafträder "in dicht besiedelten Ländern, die als Beitrag zum Umweltschutz verkauft werden", so BLSVorsitzender Dr. Dieter Schönfelder aus Nordfriesland.

Sein Stellvertreter, der Münchener Historiker und Philosoph Reinhard Falter, fordert die Menschen auf, Einfluß darauf zu nehmen, daß die "Reste von nicht verbauten Landschaften nicht gefährdet werden."

Auch aus ökologischen Gründen seien Windkraft-Anlagen abzulehnen.

Die Logik der organisierten Windrad-Gegner:

Windkraft könne in Deutschland kein Kraftwerk ersetzen, derzeit erzeuge sie auch nur 0,05 Prozent der Energie - und dadurch werde der konventionell erzeugte Strom teurer, "da die vorzuhaltenden Kraftwerkskapazitäten weniger ausgelastet sind."

Dies führe obendrein zu Energievergeudung.

Dieses Bewußtsein will der Verband, mit Dieter Krämer als Schriftführer, bei den Bürgern bilden.

Ein Kampf gegen moderne Windmühlen.

Der Verband weiß, daß das Image der Anlagen gut ist.

Doch die Öffentlichkeit überschätze "die Rolle der Windenergie maßlos, weil wider besseres Wissen durch falsche Angaben unrealistische Erwartungen suggeriert werden."

Fakt sei zum Beispiel folgendes:

Um die CO2-Abgabe des Vergnügungsschiffs ,Queen Elizabeth II` zu kompensieren, wären im Binnenland 720 Windkraftanlagen erforderlich.<- Windkraftanlage in Langenbach:

720 Räder für "Queen Elizabeth II" Technik-Türme in der Langenbacher Landschaft:

"Reste von nicht verbauten Landschaften nicht gefährden" 2.6.95:

"Verbesserungen für den Kreis Altenkirchen" meldete eine Saarbrücker Pressestelle der Deutschen Bahn vollmundig unserer Redaktion.

Ein Blick auf die nüchternen Zahlen, nämlich jene im neuen Fahrplan der Siegstrecke, relativiert die Euphorie.

Besser wird`s vielleicht für die, die aus dem Kreis Altenkirchen wegfahren wollen - aber für die anderen nicht.

Immer noch hat der vielbesungene "Taktverkehr" einen unregelmäßigen Rhythmus.

Das alte Lied an den Eilzug-Bahnhöfen:

Von 9 bis 15 Uhr fahren jeweils zwei Züge im Abstand von elf Minuten - und der nächste erst wieder eine Stunde später.

Neuerdings schwankt der "Takt" sogar zwischen 10 und über 100 Minuten:

Der 22.37-Uhr-Zug von Betzdorf nach Wissen wurde gestrichen - wer den um halb zehn verpaßt, muß werktags bis viertel nach elf auf den nächsten warten.

Und wer einen Abend in Siegen verbringen will, muß ihn (wie gehabt) um 22.53 Uhr beendet haben - oder bis 5 Uhr morgens durchhalten.

Wo sind die "Verbesserungen"? Bisher lediglich erkennbar:

der neue, chicke Name der Züge.

Wer jetzt zum Beispiel von Etzbach nach Scheuerfeld fährt, kann das mit urbanem Lebensgefühl tun:

Man reist im "Stadtexpreß" ...

Nahverkehrs- und Eilzug heißen nun beide so.

Rot gleich schnell, schwarz gleich langsam - dieses parteipolitisch pikante Farbenspiel gibt`s nicht mehr, nunmehr zeigt der Plan lediglich eine Couleur:

grün, gleich Umwelt - und "SE" (Stadtexpreß).

Wer nicht im "Expreß-Bummelzug" landen will, muß also neuerdings aufpassen, auf einen kleinen grünen Spruch, der auf den Anzeigetafeln - falls vorhanden - erscheint:

"hält nicht überall".

Eigentlich kaum erstaunlich.

Denn Städte gibt`s an den zehn Siegstrecken-Stationen, die der "Stadtexpreß" im Oberkreis anfährt, bekanntlich nur zwei.

3.6.95:

Amteroth.

(fr) Sein Kühlschrank ist die Wiese hinterm Haus.

Peter Hoscheit ißt Wildkräuter, Gras, Blätter - und am liebsten Löwenzahn.

Die WR besuchte den Mann, der so lebt, wie kaum ein anderer lebt.

Die Reise führt in den Unterkreis.

Ein paar Meter hinters Kreisstädtchen, wo an jeder zweiten Ecke eine Kuh ruhig grast und der Landkreis am ländlichsten ist.

Hier, im Örtchen Amteroth, lebt Peter Hoscheit, 62, in einem Holzhaus.

Barfuß, im leichten Holzfällerhemd empfängt er den WR-Reporter.

Hoscheit wirkt nüchtern, aber energiegeladen - und viel jünger als Anfang 60.

Erstmal zeigt er seinen ganzen Stolz:

einen mustergültigen und gut durchdachten Ökogarten, mit zehn Nistkästen, ebenso vielen Wildbienenkästen und drei Feuchtbiotopen, in denen Bergmolch und Unke paddeln.

Die Beete seien dergestalt nach der Sonne angelegt, erklärt Hoscheit nicht ohne Stolz, daß jede Seite der Pflanzen exakt gleich viel Licht abbekomme.

Am Ende des kleinen Gartens steht eine löchrige Steinmauer.

Die hat der Westerwälder eigens errichtet, damit sich Blindschleichen und Schlangen bei ihm wohl fühlen.

Die hohe Wiese drumherum mäht Hoscheit nie - damit er keine Tiere töten muß.

"Denn ich habe mich in die Gesetze der Natur integriert."

Fleisch rührt er darum nicht an.

Das sei auch nicht artgerecht:

"Wenn wir Fleisch essen sollten, hätte uns Gott das Enzym Uricase, eine Fangschnauze und Krallen gegeben.

Nein, wir haben Fingernägel - um Pflanzen rupfen zu können."

Und Hoscheit tut es.

"Das meiste, was der Mensch braucht", meint er, "ist in Wildpflanzen drin."

Haselnußblätter, Kleeblüte und Breitwegerich - für Hoscheit ein ganz normales Menü.

Er ißt es, neben Obst und Gemüse, "so, oder kleingeschnitten."

Kochen? "Welches Tier", fragt Hoscheit zurück, "kocht denn?" Und wie schmeckt das? Als Antwort rupft der Westerwälder einen Spitzwegerich heraus - und bietet ihn dem WR-Reporter an.

Es schmeckt überraschend gut.

"Am liebsten esse ich jungen Löwenzahn", schwärmt Hoscheit.

Ist der nicht giftig? "Man darf halt nicht zu viel essen", meint der Westerwälder, der "zirka sieben Blatt"als maximale Dosis empfiehlt.

Und bei Gräsern könne man alle Sorten unbedenklich essen.

Auto, Fernsehen und Zeitung hat Hoscheit, der allein mit seiner Frau Elfriede lebt, abgeschafft.

Im Holzhaus "gibt es kein Gift" - "mit Seife kriegt man alles sauber."

Seine Waschmaschine füllt er mit Schmierseife, blitzeblank ist die hübsche Wohnung, in der eine Akte auf dem Tisch liegt.

Aufschrift:

"Sonnenkost".

So heißt seine Ernährungsart, Hoscheit hält manchmal Vorträge darüber.

Wie fing es an? Noch vor ein paar Jahren, erinnert sich der gebürtige Altenkirchener, "war auch ich ein Konsum-Idiot."

Dann wurde er schwer krebskrank, die Ärzte gaben ihm keine Chance mehr.

"Ich flehte zum Herrn, er möge mir einen Weg zeigen."

Drei Tage später habe dann eine Broschüre in seinem Briefkasten gelegen.

Die Werbeschrift - "niemand wußte, wer sie da hinein gelegt hat" - pries die Sonnenkost an.

"Ich bestellte entsprechende Bücher, doch sandte sie wieder zurück.

Ich dachte, das ist doch Humbug! Doch der Herrgott hat nicht losgelassen."

Der Verlag schickte ein Magazin zu, in dem Professoren und Doktoren die Sache beglaubigten.

Der damalige Gebäudereiniger - heute lebt Hoscheit davon, "was der Herr mir gibt" - war überzeugt.

Und besiegte den Krebs.

In seinem Vorgarten steht nun ein Jesus-Ehrenmal aus Quarzgestein.

Das baute der Geheilte in einem Sommer und "mit Hilfe des Herrn, denn ich bin halbblind."

Ein schlichtes Schild hat er noch angebracht:

"Danke".

Nun will er auch andere von seiner Lebensweise überzeugen.

Doch er wirkt nicht missionarisch, ist nirgendwo organisiert und nicht in der Amtskirche engagiert.

"Ich will andere durch mein Leben begeistern - wer mich besuchen will, ist willkommen!" Rohe Sonnenkost:

Hoscheit ist sich sicher, daß dadurch die Welt besser würde.

Es sei wider die Natur des Menschen, Fleisch zu essen ("das fault in unserem Magen") und Lebensmittel zu kochen:

"Jedes Baby spuckt den gekochten Spinat erstmal aus.

Sollst mal sehen, wie gern es geraspelten Apfel futtert!" Folgen der üblichen Ernährungsweise, so Hoscheit:

"Aggression und übersteigerter Sexdrang."

Wer nur rohe Pflanzen esse, werde sanft.

Und die Frau bekomme, wie es urnatürlich sei, ihren Zyklus nur alle vier Jahre; "der Mann", so Hoscheit, "ist einmal im Jahr voll da."

Überdies, davon ist er überzeugt, könne der Mensch, wenn er sich an Sonnenkost hält, 200 Jahre alt werden.<- Hoscheit mit einem Haselnußblatt:

"Man kann 200 Jahre alt werden."

Am Holzhaus mit Ökogarten fühlt sich Hoscheit im Einklang mit der Schöpfung.

Die Steinmauer errichtete er für Blindschleichen und Schlangen.

7.6.95:

Daaden.

Im Daadener Land wurde jetzt die Freiluft-Schwimmsaison eröffnet - und für einen, der stets im Freibad ist, aber selten im Wasser, ist es das letzte Mal:

Daadens Bademeister Alfred Körner, 59, geht in Rente.

Fast jeder kennt ihn, seit beinahe zwei Jahrzehnten ist er der "Boß am Becken".

"Wenn es mal Probleme mit Jugendlichen gibt", meint er zur SZ, "dann sage ich ,Moment mal - du warst schon hier, als du noch soooo klein warst ...`" Dabei geht der angehende Pensionär in die Knie und streckt seine Hand aus, einen halben Meter über dem Boden.

Das hilft meist.

1955 kam Körner aus der damaligen DDR nach Daaden.

Als Werkzeugmacher bildete der Wittenberger Lehrlinge aus - "und das war ein bißchen stressig."

So sattelte er um, vom ölverschmierten Industriemeister zum braungebrannten Bademeister; Ehefrau Brunhilde ging an die Kasse.

"Sie ist das ,einnehmende Wesen`", scherzt Körner.

Als er mal selbst kassierte, wurde es witzig.

Zu einem Gast, der mit zusammengekratzten Groschen bezahlte, meinte Körner:

"Hast du die Kollekte ausgeraubt?" Erst hinterher erfuhr er, daß er mit dem Sohn des Pfarrers gesprochen hatte ...

Oder die Story mit den Kindern, als Körner eine Wasserprobe entnahm.

Als die Kids ihn fragten, wofür das gut sei, meinte der Bademeister:

"Dann kann ich sehen, ob ihr ins Wasser uriniert habt!" Die Kleinen guckten sich das 100-Milliliter-Gläschen genauer an - und ein Kind meinte:

"Dafür ist es zu klein."

Der Bademeister hat in all den Jahren auch den Aufstieg "seines" Freibads erlebt:

Früher wurden 100 bis 150 Tageskarten verkauft - heute bis zu 900.

Rekord in der vergangenen Saison:

1.600 Besucher.

Zur Attraktivität des Daadener Freibads, geöffnet von 11 bis 20 Uhr (in den Sommerferien ab 9.30 Uhr), trägt auch die Solar-Heizung bei, die seit drei Jahren das Wasser bis zu 4 Grad "über Normal" erhitzt.

Möglich ist ein Temperatur von 28 Grad, "doch das", meint der Bademeister, "wäre schon zu warm!" Ab 25 Grad wird abgeregelt.

Neu in der Saison ist das sanierte Planschbecken.

Und eine dicke Attraktion gibt`s am 19.

August:

ein 24-Stunden-Schwimmen mit Discosound und bunt bestrahltem Becken.

Das "Durchschwimmen" von einem Mittag zum nächsten veranstaltet der SSV Daaden zu seinem 25jährigen Jubiläum.

Es wird die letzte große Veranstaltung sein, die Körner als Badeaufseher erlebt.

Über die Jahre war das kommunale Freibad immer mehr zum "Familienunternehmen" geworden:

Alfred Körner auf dem Aufsichtsturm - was Kindern schon so viel Respekt einflößte, daß sie den Bademeister für den Bürgermeister hielten -, Brunhilde Körner an der Kasse und die Kinder und Enkelkinder als Helfer.

Der Rentner in spe erlebte auch Dinge, die ihm nicht gefielen.

"Als Bademeister wird man immer traurig, wie manche Eltern ihre Kinder ins Schwimmbecken treiben."

So brüllte ein Vater seine weinende Tochter an:

"Du bleibst so lange im Wasser, bis du schwimmen kannst!" "Aber ich hab` doch", schrie da das kleine Mädchen zurück, "gar keinen Durst mehr!" Die letzte Saison:

Bademeister Alfred Körner mit Frau Brunhilde.

12.6.95:

SIEGEN.

RO.Fußballer würden es wohl einen Arbeitssieg nennen, was Wolfgang Niedecken jetzt in Siegen davontrug.

Der Bap-Chef kam als Dylan-Epigone - nur 600, zunächst recht reservierte Zuhörer lockte das in die Siegerlandhalle.

Der Kölner Poprocker erschien ohne "seine" Band, dafür mit der hochkarätigen "Leopardenfellband" aus besten deutschen Musikern.

Im Gepäck hatten sie eingekölschte Songs von Bob Dylan:

der "Highway 61" umgebaut zum "Nürburschring" - und andere überraschende Neuauflagen ...

Pünktlich und ohne Vorgruppe legte Niedecken los.

Vor sich sah er kein Gedränge, kein Geschiebe - und hörte auch nur wenig Jubel.

Riesen-Begeisterung erntete der Kölner zunächst lediglich für sein Versprechen, er werde auch einige Lieder "der Band mit den drei Buchstaben" zum Besten geben.

Es dauerte vier, fünf Stücke, bis die skeptischen Siegerländer warm wurden.

Da war ihnen aufgegangen, daß der "Dylan-Niedecken" gar nicht so viel anders ist wie der "Bap-Niedecken".

Denn der Kölschrocker kopierte den Kult-Künstler keineswegs - was unweigerlich peinlich geworden wäre -, sondern interpretierte ihn auf seine Art.

Und:

Mit den frischen Texten und den exzellenten Musikern im Leopardenfell, darunter drei aus der Maffay-Mannschaft, hauchte er den alten Songs neues Leben ein.

Als Bonbon ging`s live - im Vergleich zu Dylans Originalen und Niedeckens Studioversionen - eine Spur rockiger zur Sache.

So konnte Niedecken das Siegener Publikum überzeugen.

Er, inzwischen auch schon Mitte 40, gab zum Dank alles.

Erst nach drei Stunden verließ er die Bühne.

Unter dem Strich stand Super-Stimmung zum Schluß und ein hochklassiges Rockkonzert - wobei der Sound in der Siegerlandhalle der künstlerischen Qualität jedoch keineswegs gerecht wurde ...

Nebenbei:

Der Antritt im Siegerland kam bei weitem nicht an das heran, was Niedecken bei seinem Tourneestart erlebt hatte - im Westerwald.

Dort, in der Hachenburger Rundsporthalle, war er euphorisch gefeiert worden:

vom ersten Takt an - und von 1.400 Fans, darunter dem derzeit wohl bekanntesten Westerwälder, SPD-Chef Rudolf Scharping.

Derartige Promi-Präsenz hatte das Siegener Konzert nicht zu verzeichnen.

Und, so viel ist sicher, auch nicht verdient.<- Dylan-Songs im "Leopardenfell":

Wolfgang Niedecken mit Carl Carlton, dem Stamm-Gitarrero von Peter Maffay und Udo Lindenberg.

18.6.95:

Wallmenroth.

Das Betzdorfer Team "Viktoria Somprovsky" hat das erste Kleinfeldturnier der Hobbyfußballer FC Inter `93 gewonnen.

Zweiter auf dem Wallmenrother Sportplatz wurden die "Anti-Fußballer" aus Kirchen, Dritter der "FC Tüffi", der sich aus Fußballern der Sportfreunde Wallmenroth und von Ata Betzdorf zusammensetzt.

"Tüffi" gewann den Sonderpreis beim Turnier:

ein Kasten Bier für die meisten Tore.

Die Organisatoren von "Inter" (aus Bruche, Wallmenroth und Kirchen) konnten sich über die Teilnahme von zehn Mannschaften freuen.

Bis aus Rudersdorf reisten Hobbyfußballer an.

Auf Platz vier landete der HC (Hobbyclub) aus Dellingen bei Bitzen.

Weiterhin dabei:

HC Wehbach, Woody`s-Mannschaft, Hobbyteam BWS, Schalke-Fanclub "Pilsköppe" und ein Team der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Kirchen.

Inter-Vorsitzender Jörg Böhmer konnte sich über 300 Aktive und Zuschauer freuen, die trotz regnerischen Wetters erschienen - und trotz des zeitgleichen Bundesliga-Finales.

Keine Mannschaft sagte aufgrund dessen ab.

Turnierleiter Frank Lückel war ebenfalls froh:

"Unser erstes Kleinfeldturnier ist super gelaufen, es gab keine ,Karten` und keine Verletzungen!" Die Inter-Kicker wollen dieses Turnier, zusätzlich zu ihrem Molzberghallen-Wettbewerb, nun regelmäßig durchführen.

Die drei besten Teams beim "Inter-Cup":

Viktoria Somprovsky, Anti-Fußballer Kirchen und FC Tüffi (von rechts).

18.6.95:

Betzdorf.

RO.

Die E-Gitarre zerschlug heulend auf dem Boden, dem Bass fehlten sämtliche Saiten - in die Drums sauste ein Stuhl.

Und das war erst die Vorgruppe ...

Im Jugendtreff Betzdorf ging jetzt noch mal so richtig die Heavy-Metal-Post ab.

Zwei Betzdorfer Bands, kleiner Eintritt, der Jugendtreff war rammelvoll.

"Disorder" kamen genau richtig, donnerten ihren Powermetal mit Vollgas und dem neuen, psychopathisch wirkenden Sänger Jochen S. in die pogende Menge.

Am Ende machten "Disorder" ihrem Namen ("Unordnung") alle Ehre und gaben eine kleine vandalistische Einlage in bester Metal-Manier.

"Es war", so Drummer Christophe Kötting hinterher, "unser bisher bestes Konzert."

Und es geht bei ihnen voran:

Im August werden die jungen Betzdorfer mit der Siegerländer Topband "Accuºer" auf der Bühne stehen.

Nicht so recht aus dem Startloch scheint dagegen "Mortal Wrath" zu kommen.

Trotz Rundfunk-Auftritt, eigenem Festival und gutem Demo spielen sie, auch nach nun immerhin drei Jahren, nur selten, und fast nie außerhalb ihrer Heimatstadt.

Doch hier entfachen sie regelmäßig wilde Metalpartys.

Im Jugendtreff haderten sie erst lauthals mit der Anlage, dann sogar mit sich selbst - doch brachten das Auditorium in Wallung.

Als sie dann zum Finale auch noch einen Metallica-Mix gaben, wurde zwar der Unterschied zum großen Vorbild drastisch klar - aber die Stimmung im kleinen heißen Jugendtreff kochte über.

Und das ist doch immer noch das Wichtigste.

Verwandelte den Jugendtreff in einen Backofen:

"Mortal Wrath"-Shouter Oliver Gritschke.

27.6.95:

Katzenbach.

RO.

Gartenzwerge haben viele, mancher auch ein Holzhäuschen auf der Wiese.

Mit beidem ist Hugo Bernardi ausgerüstet - doch was sich der Katzenbacher aus Tirol nun hinters Haus gestellt hat, ist im ganzen Dorf zu hören.

Dem gebürtigen Österreicher trug es den Spitznamen "Glöckner von Katzenbach" ein.

Und ganz nebenbei läßt er eine alte Tradition des Kirchener Ortsteils wieder aufleben.

Abends um acht schlägt er die Stunde - auf einem modellgetreuen Nachbau des Katzenbacher Glockentürmchens.

Das Original ist schon lange abgerissen.

Aus Holz nachgebaut wurde es von den beiden Katzenbacher Schreinern Karl-Wilhelm Kipping und Hugo Bernardi; zum 100jährigen Bestehen ihres MGV "Einigkeit" trugen es die Bürger in einem Festzug durchs Dorf.

Danach wurde es vergessen, drohte in einer Garage zu verrotten.

Bernadi nahm sich nun dem Glockentürmchen an, restaurierte, verstärkte und machte es wetterfest.

Schon beim Festzug war er der Glöckner gewesen - nun jeden Abend, "wenn ich Lust habe."

Der gebürtige Zillertaler erinnert damit an die 50 Katzenbacher Opfer der beiden Weltkriege, denen das Glockentürmchen zum Gedenken errichtet worden war:

Die Namen der Gefallenen und Vermißten sind im Inneren des Türmchens verzeichnet, sieben Kupferrosen stehen davor.

Sogar die sind selbstgemacht, vom Katzenbacher Rudolf Brendebach.<- 27.6.95:

Katzenbach.Beim Sommerfest des MGV "Einigkeit" Katzenbach am kommenden Sonntag, 2.

Juli, soll der Kinder- und Jugendchor Katzenbach gegründet und der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Die Kids üben bereits seit einem Jahr, fanden sich auf Initiative der kfd-Frauen aus Katzenbach zusammen.

Die Damen organisierten eine Singgemeinschaft, quasi als "Geburtstagsgeschenk" zum 100jährigen Bestehen des MGV.

Mittlerweile gibt es einen festen Stamm von über 20 jungen Sängerinnen und Sängern, die jeden Freitag von 18 bis 18.45 Uhr proben - und ihre Mütter lauschen stolz im Hintergrund.

Die fachliche Anleitung gibt MGV-Chorleiter Berthold Bätzing (Brachbach).

Und das kostenlos - "Berthold opfert seit einem Jahr seine Zeit für die Kinder", so MGV-Vorsitzender Walter Kipping, "dafür herzlichen Dank!" Kipping zeigt sich über den engagierten Chornachwuchs stolz und froh:

"Es ist schön zu sehen, wie begeistert die Kinder und Jugendlichen dabei sind."

Zu erleben sein wird dies beim Sommerfest, wo unter anderem auch die örtliche Jugend-Akkordeongruppe "Die Weißensteiner" aufspielen und ein Vogelschießen für Jedermann stattfindet.

Für MGV-Vorsitzenden Kipping ist der 2.

Juli 1995, an dem der neue Chor offiziell gegründet werden soll, "ein wichtiger Tag in unserer Vereinsgeschichte."

Und kinderfreundlich wird er sicherlich:

Jeder junge Besucher bis 14 Jahre bekommt drei Verzehrmarken geschenkt.

Der Katzenbacher Kinder- und Jugendchor "in spe"; hinten rechts im Bild Chorleiter Berthold Bätzing (2.v.r.) und MGV-Vorsitzender Walter Kipping.

3.7.95:

(ros) Katzwinkel.

Der verkehrspolitische Sprecher der Mainzer SPD-Landtagsfraktion, MdL Franz Schwarz, kam nun nach Katzwinkel, um ein Verkehrserziehungs-Programm zu begutachten - und, so Schwarz, um "eine tolle Truppe" zu besuchen.

Das Programm war das ADAC/AOK-Fahrradturnier, die tolle Truppe die Katzwinkeler Jugendschwimmgemeinschaft (JSG).

Die führt das Turnier seit langem als örtlicher Veranstalter auf dem Grundschulhof durch - mit zusätzlichen Attraktionen.

Diesmal erlebten die Kinder in der Nacht davor, wie es ist, in einem Truck zu übernachten; eine ortsansässige Spedition hatte das 500-PS-Gefährt zur Verfügung gestellt und fuhr die Kinder auch spazieren.

15 Kinder absolvierten vor dem Turnier auch noch die 20-Kilometer-Strecke für das Sportabzeichen.

Erwachsene fuhren ebenfalls "Wissen und zurück" - einige begleitet von ihren Jüngsten, die aus Spaß mitradelten.

Ein "Versorgungsfahrzeug" stellte dabei der Jugendausschuß der Katzwinkeler SPD bereit.

Beim Turnier ließ sich der Landtagsabgeordnete Franz Schwarz von JSG-Trainer Gerhard Judt berichten, wie der Parcours zur Verkehrssicherheit beiträgt.

Vor dem Start wird das Fahrrad zunächst auf technische Mängel geprüft.

Beim Anfahren müssen die Kinder nach hinten links gucken - im Straßenverkehr könnte ja ein Auto kommen ...

Danach lernen sie spielerisch, wie sie Abstand halten, links abbiegen und punktgenau bremsen.

"Das ist eine wichtige Erziehungsmaßnahme für den Verkehr", bilanzierte Schwarz.

Er hatte spontan die Idee, daß in der Sommerzeit ein permanenter Fahrrad-Übungsplatz entstehen könne.

"Polizei, Verkehrswacht, Verbraucherzentrale, ADAC und AOK könnten hier zusammenarbeiten - ein Zuschuß des Landes wäre sicher möglich."

Gewinner des Turniers wurden bei den Acht- und Neunjährigen Stefanie Pfeifer (Katzwinkel) und Christopher Müller aus Birken-Honigsessen; bei den Zehn- und Elfjährigen verteidigte Anna-Carina Schäfer (Betzdorf) ihren Titel aus dem Vorjahr, bei den Jungen siegte Philip Sadoski aus Elkhausen; die Katzwinkelerin Constanze Fritzen, die vor zwei Jahren Vize-Gaumeisterin wurde, gewann den Wettbewerb der zwölf- bis fünzehnjährigen Mädchen, die Wertung ihrer männlichen Altersgenossen sah Vorjahressieger Ulli Wurm (Wallmenroth) wieder auf Platz 1.

Wurm siegte knapp, lag nur fünf Zehntel Sekunden vor dem Drittplazierten.

Hoffungsvoll fahren die Sieger nun auf die Gaumeisterschaften.

Denn die Kinder konnten bereits ein Vierteljahr lang in Katzwinkel üben, da der ADAC der JSG - aufgrund ihres großen Engagements - einen Parcours geschenkt hatte.

Bei den Übungsfahrten erlebte Trainer Judt auch negative Dinge.

Er monierte, "daß die Kinder teilweise mit Schrotthaufen hierhin geschickt wurden.

Obwohl ich für die Eltern eine Mängelliste aufgestellt habe, kamen die Kinder auch nach drei Wochen noch immer mit den verkehrsunsicheren Fahrrädern."

Beim Thema Verkehrssicherheit seien nicht nur die Kinder gefordert, sondern auch ihre Eltern.<- Landtagsabgeordneter Franz Schwarz (rechts), Ehrenmitglied der JSG, besuchte das Katzwinkeler Fahrradturnier.

Trainer Gerhard Judt (Mitte) berichtete über die Verkehrserziehung.

3.7.95:

Den Fahrrad-Parcours des ADAC testete nun der verkehrspolitische Sprecher der Mainzer SPD-Landtagsfraktion, MdL Franz Schwarz.

In Katzwinkel bei Siegen, wo als eifriger örtlicher Veranstalter eine Jugendschwimmgruppe fungiert, bezeichnete der Landtagsabgeordnete die ADAC-Aktion als "wichtige Erziehungsmaßnahme für den Verkehr."

Der Verkehrsexperte der rheinland-pfälzischen SPD-Fraktion war so begeistert, daß er anregte, eine ständige Übungsmöglichkeit einzurichten.

Hier könnten ADAC, AOK, Polizei, Verkehrswacht und Verbraucherzentrale auf Ortsebene zusammenarbeiten, unterstützt durch Landesmittel.

Der verkehrspolitische Sprecher der Mainzer SPD-Landtagsfraktion, Franz Schwarz, testete den ADAC-Parcours.

In der Bildmitte der örtliche Veranstalter Gerhard Judt, Trainer der Jugendschwimmgruppe Katzwinkel.

6.7.95:

Brachbach.

Auf dem Stundenplan der Grundschule Brachbach stand nur eins:

fahrradfahren.

Und auf dem Schulhof standen kleine Klötzchen aus Holz.

Der reguläre Unterrichtsgegenstand war das ADAC/AOK-Fahrradturnier.

Zum ersten Mal seit über zwölf Jahren führte die Schule wieder den Wettbewerb für alle Dritt- und Viertkläßler durch, der sie im Straßenverkehr sicherer machen soll.

So überprüfte denn der Brachbacher Bezirkspolizist Heinz-Otto Engelbertz, unterstützt von Betzdorfer Kollegen, zunächst erst einmal die Fahrräder.

Bilanz:

Jedes fünfte Rad war nicht verkehrssicher.

Otto Kern aus Brachbach reparierte kleinere Mängel sofort und kostenlos.

Über 100 Kinder versuchten sich dann an dem Parcours, den ihnen die Jugendschwimmgruppe Katzwinkel zur Verfügung gestellt hatte.

Am Ende lagen folgende Kinder vorne:

Matthias Blatter und Lena Judt als jüngste Teilnehmer; in der zweiten Altersgruppe (Jahrgänge 1985 und `86) siegten Alexander Gusinde und Vera Kaiser; bei den Jahrgängen `84/`83 gewannen Stefano Panarisi und Steffi Preußer.

Mit Argusaugen waren sie von den Wertungsrichtern beobachtet worden, die auf einem Lkw standen, den eine Katzwinkeler Spedition bereitgestellt hatte.

Organisatorin Ruth Kern, die "Verkehrsobfrau" an der Grundschule, freute sich besonders über das große Engagement der Eltern.

Die halfen nicht nur beim Auf- und Abbau mit, sondern arbeiteten auch als Punktrichter - und die mutigsten versuchten es selbst auf dem Fahrrad, unter tosendem Applaus und Gekreische der Kinder.

"Gaudi und Lernzuwachs!" bilanzierte Obfrau Kern, die das Turnier nun gerne wieder regelmäßig anbieten würde.

Ein wenig enttäuscht war nur der Schulleiter.

Als Berthold Löcherbach kam, war der Parcours schon wieder abgebaut:

"Oooch", seufzte er, "ich wäre so gerne gefahren ..."<- 11.7.95:

Kirchen-Katzenbach.

Der MGV "Einigkeit" Katzenbach hat einen Kinder- und Jugendchor Katzenbach gegründet.

Die Kids übten bereits seit einem Jahr, fanden sich auf Initiative der kfd-Frauen aus Katzenbach zusammen.

Die Damen organisierten eine Singgemeinschaft, quasi als "Geburtstagsgeschenk" zum 100jährigen Bestehen des MGV.

Mittlerweile gibt es einen festen Stamm von über 20 jungen Sängerinnen und Sängern, die jeden Freitag von 18 bis 18.45 Uhr proben - und ihre Mütter lauschen stolz im Hintergrund.

Die fachliche Anleitung gibt MGV-Chorleiter Berthold Bätzing (Brachbach).

Und das kostenlos - "Berthold opfert seit einem Jahr seine Zeit für die Kinder", so MGV-Vorsitzender Walter Kipping, "dafür herzlichen Dank!" Kipping zeigt sich über den engagierten Chornachwuchs stolz und froh:

"Es ist schön zu sehen, wie begeistert die Kinder und Jugendlichen dabei sind."

Für den MGV-Vorsitzenden Kipping war die Gründung "ein wichtiger Tag in unserer Vereinsgeschichte."

Der Katzenbacher Kinder- und Jugendchor; hinten rechts im Bild Chorleiter Berthold Bätzing (2.v.r.) und MGV-Vorsitzender Walter Kipping.

15.7.95:

Daaden.

Zum ersten Mal bot der DRK-Ortsverein Daaden nun einen Erste-Hilfe-Kurs im Ferienspaß-Programm an.

Besonders spaßig ging es da zwar nicht zu - abgesehen von einem Grill-Abschlußabend -, sondern um ernste Dinge wie Unfälle und Verletzungen.

Gleichwohl bewies der gut gefüllte Schulungsraum im Daadener DRK-Heim, daß das Angebot als sinnvolle und nützliche Ferienfreizeit-Gestaltung angenommen wurde.

Die DRK-Aktion, die über acht Doppelstunden ging, hatte sich im Vorfeld herumgesprochen - und so erschienen neben Jugendlichen ab 14 Jahren auch einige Erwachsene, die vom Roten Kreuz freilich nicht abgewiesen wurden.

Der Kurs im Daadener Ferienspaß wurde durchgeführt von Gemeinschaftsleiter Dieter Theis, der auch über die regulären Kursangebote informiert (Telefon 02743/4276 oder 02743/750, stellvertretender Gemeinschaftsleiter Stefan Haubrich).

Beim Training an der Puppe schauten alle genau hin.

Gemeinschaftsleiter Dieter Theis (rechts) erklärte die Rettungsmaßnahmen.

12.8.95:

Betzdorf.

RO.

Beim sportlichen Sommerfest, das drei Betzdorfer Vereine jetzt zum ersten Mal gemeinsam feierten, steuerte der AMC "Barbara" Betzdorf die schweißsparendste Attraktion bei.

Kinder ab sechs Jahren konnten den Kart-Sport kennenlernen.

Auf einem Firmenparkplatz in Bruche kurvten an die 40 Kids um die Pylonen - die meisten zum ersten Mal.

Um Punkte ging es nicht, eher um den Spaß; jeder bekam zur Erinnerung eine Teilnahmeurkunde.

Die Kleinsten fuhren auf speziellen Kinder-Karts, nicht schneller als 30 Stundenkilometer.

Der kühlende Fahrtwind tat trotzdem gut - denn die Sonne brannte ganz schön.

So floß der Schweiß bei den anderen Aktionen in Strömen.

Bis zu 30 Kilometer lang waren die Moutainbike-Routen, die der Ski- und Freizeitclub Betzdorf ausgesucht hatte; bei einem Kleinfeldspiel des TC Grün-Weiß Betzdorf, dem "Meinzelmännchen"-Tennis für Kids, schwitzten auch die Jüngsten (unter Anleitung von TC-Sportwart Uwe Birk und Trainer Lothar Sedello).

Aber auch hier stand der Spaß am Sport im Vordergrund, um Punkte wurde nicht gestritten.

Und alle konnten sich alle anschließend bei einer Disco am Tennis-Clubheim auf dem Scheuerberg entspannen, am nächsten Morgen gab es auch noch einen gemütlichen bayrischen Frühschoppen.

Die drei Betzdorfer Sportvereine, die zusammen etwa 600 Mitglieder haben, wollen ihr Sommerfest nun zu einer ständigen Einrichtung machen.

12.7.95:

Kirchen.

RO.

Seit nunmehr fünf Jahren ist das alte Kirchener Krankenhaus ein Übergangswohnheim für Aussiedler - doch immer noch, konstatiert die Leiterin Ute Lang, "ist die Scheu, hierherzukommen, sehr groß."

Dabei waren zum Sommerfest eigentlich alle Nachbarn eingeladen.

Das Motto des Fests lautete "Fremd in der Heimat".

Es sei "eigentlich gemacht", so Lang, "um die Leute hierherzulocken."

Doch immer, wenn mehr Menschen im Heim untergebracht werden, spüre man, "daß die Spannung größer wird."

Das ist auch jetzt der Fall.

Die Zahl der Bewohner des Heims ist momentan auf 80 gestiegen, durch den Krieg in Tschechenien sind viele Russen nach Kirchen gekommen.

Daneben leben derzeit Menschen aus Kasachstan, Kirgisien und Sibirien im ehemaligen Krankenhaus, in dem maximal 132 Leute aufgenommen werden können.

Weit über 100 waren es aber nie, eine dreistellige Zahl ist nur am Anfang erreicht worden.

Ingesamt haben in fünf Jahren etwa 500 Menschen im Ex-Hospital gewohnt.

Beim Sommerfest servierten die Bewohner wieder Selbstgekochtes, darunter scharfen Salat mit Knoblauch.

Unterstützung für die als Kennenlern-Fete gedachte Veranstaltung kam von einem heimischen Bäcker, der gratis Kuchen backte.

Und eine Schnellrestaurant-Kette stellte eine Hüpfburg, Luftballons und Eiswürfelgeräte zur Verfügung.

Kulturell gab es auch etwas Besonders.

Eine Band aus Bad Honnef trat mit Kinderliedern auf - die sie bald auch beim Bonner Kanzlerfest vortragen wird.

Die Gruppe aus einem Montessori-Kindergarten trat kostenlos in Kirchen auf.

Und heimische Politiker erschienen ebenfalls.

Darunter waren SPD-Gemeinderatssprecher Helmut Ermert und Bürgermeister Martin Jung (CDU).

Der überreichte - "als Zeichen der Verbundenheit" - einen Scheck, "als Hilfe", so Jung, "bei der Bewältigung der Sorgen und Nöte."

Eine Schwierigkeit ist es, die jungen Aussiedler in Kindergärten unterzubringen.

Heimleiterin Ute Lang:

"Der kommunale und der katholische Kindergarten in Kirchen sagen uns, sie hätten keine Plätze.

Der evangelische Kindergarten dagegen schafft welche!" Das Heim indes befindet sich auch in Trägerschaft des (evangelischen) Diakonisches Werks.<- Sackhüpfen beim Sommerfest:

Die Kinder hatten ihren Spaß - doch viele Nachbarn kamen nicht.

23.7.95:

(fr) Zu einem kleinen Waldbrand kam es gestern bei Dauersberg, wo 1.500 Quadratmeter Wald erfaßt wurden.

Der Vorsitzende einer benachbarten Haubergsgenossenschaft alarmierte die Feuerwehr, die aus Betzdorf und Kausen anrückte - und den Schwelbrand schnell im Griff hatte.

Die Polizei hat keine Hinweise auf Brandstiftung und geht davon aus, daß der Brand durch Blitzeinschlag ausgelöst wurde.

23.7.95:

Altenkirchen.

(fr) Der Verein "Sportler ruft Sportler" (SRS), dem Stars wie Heiko Herrlich und Jorginho angehören, führt jedes Jahr 300 Aktionen in zwanzig Sportarten durch.

Und das unter dem Leitmotiv "Jesus lebt!" - und vorbereitet in Altenkirchen, wo die Bundesgeschäftsstelle der christlichen Sport-Organisation beheimatet ist.

Zwischen Sieg und Westerwald machte SRS nun wieder mit dem "Großen Preis von Altenkirchen" (die WR berichtete) auf sich aufmerksam.

Das Radrennen mit Jedermann-Turnier wurde zum sechsten Mal durchgeführt.

170 Hobbyfahrer waren dabei, und 135 Amateurfahrer meldeten sich zu dem Rennen der B- und C-Klasse an, darunter auch Bahnbundesliga-Fahrer Markus Bandura (Ludwigshafen) und der Nationalfahrer Benjamin Rüffin von der RSG aus Montabaur.

In dem Westerwälder Städtchen fand am nächsten Tag ein weiteres Radrennen statt, das mit dem Altenkirchener Cup kombiniert wurde.

Der hauptamtliche Leiter der SRS-Radsport-Abteilung Christian Köhl, zudem Straßenwart des Radsportverbands Rheinland, hofft, daß sich zukünftig vielleicht noch andere Westerwälder Vereine anschließen.

Nach den Anfängen in einem Wohngebiet kommen inzwischen über 2.000 Besucher zum City-Kurs.

Und vor dem ersten Start wird stets das Vaterunser gebetet.

"Ihr wißt", wurde den Radsportlern gesagt, "ihr seid auf christlichem Terrain!" SRSwar lange eine Abteilung von "Neues Leben e.V.".

Wer Mitglied in dem christlichen Sportverein werde, betont Geschäftsführer Hans-Günter Schmidts, bleibe seinem alten Verein erhalten.

"Wir ziehen die Leute nicht `raus, sondern verstehen uns als seelsorgerischer Dienstleistungsbetrieb".

Der Bedarf sei da, gebe es doch beispielsweise bei den Amtskirchen nur jeweils einen Bundessportpfarrer.

Von der christlichen Richtung her sei SRS den evangelischen Freikirchen zuzuordnen, ist der Evangelischen Allianz angeschlossen.

"Doch unsere Mitglieder", so Schmidts, "kommen aus ganz unterschiedlichen Kirchen."

SRS wolle sie ermutigen, ihnen zeigen:

"Es gibt noch Christen im Sport!" Dementsprechend werden Fragen des Sports diskutiert.

Geschäftsführer Schmidts nennt ein Beispiel:

"Beim Thema ,Schwalben` ergibt sich die Frage:

,Was mach` ich als Christ, wenn es der Trainer verlangt?`" Antworten liefert "Sportler ruft Sportler" mit einem großen, missionarischen Angebot an Seminaren und Publikationen.

Sportförderung, vom Kutschlehrgang bis zum Triathlon-Trainingslager, und Sportreisen gehören ebenfalls zur SRS-Aktivität.

Hier wird auf die Bedeutung christlicher Wertmaßstäbe als Leitbild von verantwortlichem und vorbildlichen Verhalten im Sport sehr viel Wert gelegt.

Biblische Aussagen, so der SRS, können dem Sportler im Training und Wettkampf dienen.

Anschaulich verdeutlicht dies der Verein mit seiner Ausgabe des Neuen Testaments, das unter dem Titel "Mit vollem Einsatz" grafisch modern gestaltet und mit Sportlerzitaten angereichert wurde.

Und auch mit seinem Sportkalender "momente".

Hier steht zum Beispiel über einem Torwart-Foto der Psalm 28,7:

"Der Herr ist meine Stärke und Schild"; ein Bild vom American Football hat zur Überschrift:

"Sie haben mich bedrängt, aber sie haben mich nicht überwältigt" (Psalm 129,2).

Der SRS bringt zudem vierteljährlich ein Themenmagazin heraus:

"prio - Mit Prioritäten leben".

Renommierte Experten sind hier als Autoren vertreten; in der aktuellen Ausgabe schreibt Bruno Blum, der Sportphysiotherapeut der Schwimm-Nationalmannschaft seit 1972.

Und in einem Interview erklärt DFB-Pokalsieger und Bundesliga-Torschützenkönig Heiko Herrlich:

"Als christlicher Spieler motiviert mich die Leistung, die ich mit Gottes Hilfe und Beistand schaffe (...)" Auch nichtprominente Sportler kommen zu Wort.

So berichtet ein Tischtennis-Spieler, der zwischen jedem Ballwechsel kurz betet, von einem Bezirksligaspiel:

"Ich hatte mehr als zehnmal Matchball, konnte aber nie den entscheidenden Punkt setzen.

Hier war ich mir aber der Nähe meines Herrn bewußt."

"Jesus lebt!":

Veranstalter des Altenkirchener Radrennens war der christliche Sportverein "Sportler ruft Sportler."

29.9.95:

Betzdorf.

RO.

Der jüngste Betzdorfer Verein fliegt jetzt kräftig los:

Bei den "Vogelfreunden Betzdorf", Anfang des Jahres gegründet, sind mittlerweile 15 Piepmatz-Fans gelandet, der Verein wurde als gemeinnützig anerkannt - und präsentierte sich nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit.

Und natürlich auch einige seiner "inoffiziellen Mitglieder".

Darunter die kleinste Ente der Welt.

Die Vogelfreunde Betzdorf sind nicht nur eine junge, sondern auch eine moderne Vereinigung von Tierfans.

Entschieden lehnen sie Selektionszucht und Bewertungsschauen ab.

"Ein Vogel", bringt es Vorsitzender Michael Behner auf den Punkt, "ist ein Vogel."

Also ein Lebewesen, konkretisiert der Niederfischbacher, das man als solches zu respektieren habe.

Sinnfällig wird dies zum Beispiel bei Vereinsmitglied Wolfgang Porr.

Der Betzdorfer sagt:

"Ich will den Vogel nicht zum Affen machen."

Porr hat sich auf Papageien spezialisiert - und hegt unter anderen auch Kongo-Graupapageien, welche als die "bestsprechendsten und intelligentesten gelten", so Porr.

Doch zu zutraulichen Sprachwundern werden solche Tiere bekanntlich nur, wenn sie allein gehalten werden.

Das aber kommt für Porr nicht in Frage.

Er hält sie nur paarweise.

Damit verzichtet er auf spaßige Situationskomik - geht jedoch sicher, daß der Vogel nicht vereinsamt.

"Es ist doch so", sagt Porr, der sieben Jahre Erfahrung mit Papageien vorzuweisen hat, "ein paar Wochen beschäftigt man sich intensiv mit den Tieren, bringt ihnen Wörter bei.

Aber dann hört das Interesse auf.

Und die Papageien kriegen Probleme."

Das kann bis zur gefürchteten Psychostörung "Federrupfen" führen.

Und dagegen, daß sich die Vögel ihre Federn schmerzvoll und blutig herausreißen, ist noch kein Kraut gewachsen.

Wichtig für die Vogelfreunde Betzdorf ist auch die korrekte Haltung der Tiere.

"Ich sorge dafür", so Porr, daß keiner meiner Papageien, die ich abgebe, in einem Standardkäfig landet."

Vereinschef Behner pflichtet bei und wird konkret:

"Wer 1.500 Mark für einen Vogel ausgibt, der sollte auch 700 Mark für eine Voliere übrig haben!" Die Abneigung der Betzdorfer Vogelfreunde gegen Bewertungsschauen rührt auch daher, "daß die Tiere in zu engen Käfigen verängstigt in der Ecke sitzen" (Behner).

Für ihre erste öffentliche Ausstellung, bei der Orchideenschau im Kolpinghaus Betzdorf, benutzten die Flattermann-Freunde darum besonders geräumige Käfige - in doppelter Breite.

Und die ostafrikanische Hottentotten-Ente - kleinste Entenart der Welt -, schwamm bei der Ausstellung in liebevoll authentisch gestalteter Umgebung, mit der sich ihr Züchter Gerhard Nagel viel Mühe machte.

Auch Nagel, der Scheuerfelder Enten-Spezialist, fühlt sich zu "Tierschutz in höchstem Maße" verpflichtet.

Fast schon selbstverständlich ist da die Vorgabe, daß ausschließlich Vögel mit CITES-Papieren gekauft werden.

Die einwandfreie Einführung exotischer Exemplare muß gesichert sein - "denn die Papageien-Mafia ist nach der Öffnung des Ostens noch stärker geworden", so Vereinschef Behner.

Sein Verein bietet jedem Vogelhalter Beratung an und lädt zum Mitmachen ein:

Jeden zweiten Donnerstag im Monat treffen sich die Vogelfreunde im Kirchener "Jägerheim", um Tips und Erfahrungen auszutauschen.

Freude am Hobby, nicht Züchterleistung, steht dabei stets im Vordergrund - auf die Frage, auf welche Vögel man im Verein besonders stolz ist, antwortet Vorsitzender Behner:

"Jeder auf seine."

Die Vogelfreunde (links im Bild Vorsitzender Michael Behner, rechts Kassierer Michael Koch) mochten ihre Tiere für einen Fototermin nicht aus dem Käfig holen - um ihnen keinen unnötigen Streß zu bereiten.

Stellvertretend zeigen sie den RZ-Lesern hier ihr Vereinsmaskottchen "Coco".

1.10.95:

Mudersbach.

(fr) "Gott sei dieser Bau geweiht", rief der Zimmermeister vom Dach, "jeder findet hier ein Erbarmen!" Das Richtfest des neuen Mudersbacher Seniorenheims feierten jetzt an die 100 Bürger.

Rasch kamen sie zum Eintopf mit Dörrfleisch:

Die anwesenden Ehrengäste (darunter CTT-Verwaltungsdirektor Burkhard Nauroth und Verbandsbürgermeister Günther Schönhof) verzichteten auf Grußworte und Festreden - zu dem 16-Millionen-Bau wurde bereits viel gesagt ...

Er soll am 1.

August fertig sein.

"Es läuft optimal, jetzt hoffen wir auf einen nicht zu strengen Winter", so Architekt Werner Braun.

In zwei Wochen werden die Installationen vorgenommen, Ende des Monats die Fenster eingesetzt.

Richtfest am Seniorenheim:

Die Ehrengäste verzichteten auf Reden - zu dem Projekt wurde bereits im Vorfeld viel gesagt.

1.10.95:

Freusburg.

(fr) Ein "Freetime Jam" für den Kinderschutzbund Betzdorf-Kirchen -und Hunderte Rockfans kamen.

Das Freusburger Benefizfestival der Juso-AG Kirchen entwickelt sich zu einer festen Einrichtung, jetzt soll dafür sogar eigens ein Verein gegründet werden.

Die Kirchener Jungsozialisten hatten für den guten Zweck diesmal vier Bands engagiert.

Wieder war die Auswahl zugkräftig - doch die Mudersbacher Kirmes und die Betzdorfer AOK-Disco, am selben Abend, auch.

So mußte man sich im Freusburger Bürgerhaus mit 250 Besuchern begnügen.

Die jedoch erlebten ein pannenfreies, gut organisiertes "Freetime Jam"-Festival zu günstigen Eintrittspreisen.

Und gute Musik.

Am Opener "Small Down" indes schieden sich die Geister - die redlich bemühten Metal-Männer aus Siegen (vormals "Sick my duck", auch beim letzten Mal dabei) sind noch in der Startphase ...

Ganz anders dagegen die Grungerocker "Scare Crowes" aus Betzdorf und Kirchen, die derzeit sehr gefragt sind und - neuester Termin - auch beim Altenkirchener "Wäller-Festival" am 2.

Dezember spielen.

In Freusburg präsentierten sie einige Songs wohl zum letzten Mal:

Diese Woche wollen sie viel neues Material schaffen, Ende des Jahres ein neues Demo aufnehmen ("vielleicht sogar eine CD", so Gitarrist Frank Birbaum).

Wegfallen sollte dabei keinesfalls ihre Interpretation von Jimi Hendrix` "All along the watchtower", mit der sie schon die begeisterten Zuhörer beim Betzdorfer Schützenfest überraschten:

sehr ungewöhnlich, ruhig und "unverzerrt" - kaum wiederzuerkennen.

Keine Überraschungen servierte der Top-Act des Abends, "Duplex D".

Mit kernigen Intros, mitreißenden Grooves und guter Bühnenshow bewiesen sie einmal mehr, daß sie die Westerwälder Metal-Hoffnung Nummer Eins sind.

Hoffen im heimischen Raum läßt immer mehr auch "Disorder" aus Betzdorf, die letzte Band des Abends.

Von einer trashigen Hau-`rein-Combo haben sie sich äußerst interessant weiterentwickelt.

"Agressive Rockmusik" nennen die fünf Schwarzgewandteten ihren immer noch düsteren Stil, der sich durch harte hypnotische Riffs und weite Spannungsbögen auszeichnet.

Und durch ihren neuen Sänger, Jochen S. - der die Spannung in Person ist.

Was er auf der Bühne bringt, ist derzeit einzigartig in der Gegend.

S. startet die Songs, den Kopf gesenkt, wie ein hungerndes Raubtier vor der Attacke, begleitet die langsamen Intros zitternd mit gespannter Stimme - und dann implodiert er.

Brüllt sich wirklich alles heraus, was er hat.

Springt herum wie ein Derwisch, fällt irgendwann entkräftet um - und singt weiter.

Und das alles trotz seinen erst 18 Jahren so souverän - schon seit dem ersten seiner drei Auftritte mit "Disorder" -, daß er sicherlich als Sänger mit Persönlichkeit bezeichnet werden darf.

Eines seiner Vorbilder ist Jim Morrison.

Sänger S. und seine Band gibt es bald auch in Wehbach zu erleben, am 14.

Oktober im "Biker`s Inn".

Der geplante Gig von "Disorder" mit der Siegerländer Top-Metalband "Accu$er" ist dagegen geplatzt; ein neuer in Vorbereitung.

Und ein neues Juso-Benefizfestival soll es auch im nächsten Jahr geben, erklärte der Kirchener Juso-Vorsitzende Christian Dornhoff.

Zu diesem Zweck soll dann ein eigener Verein gegründet werden - der "Freetime Jam e.V."<- 15.10.95:

Hamm.

(fr) Der frischgegründete "Freundeskreis BAUM Westerwald" lädt alle Interessierten zu einem Treffen am Freitag, 1.

Dezember, nach Hamm ein.

Der Freundeskreis, erläutert Mitglied Dieter Krämer in einer Pressemitteilung, sorgt sich insbesondere um die zunehmende Gefährdung "alter Baumveteranen", versteht sich als "Lobby dieser ehrenwerten Zeitdokumente".

Gemeinsamer Einsatz für deren Erhalt und gegen die schleichende Verarmung von Landschaft und Dörfern sei erforderlich.

Daneben sei eine Erfassung, ein Baumkataster, anzustreben.

Der Freundeskreis, der sich bereits mehrmals im Altenkirchener "Haus Felsenkeller" getroffen hat, sorgt sich unter anderem um Bäume, die als Naturdenkmäler eingetragen waren und aufgrund von Gutachten aus der Denkmalliste gestrichen wurden.

Gegengutachten hätten jedoch bewiesen, daß mancher Ausschluß fehlerhaft war.

Die Besitzer dieser Bäume lebten nun mit der Rechtsunsicherheit einer behaupteten Verkehrsgefährdung - "mit der Folge", so Dieter Krämer, "daß sie an Baumfällung denken."

In solchen Fällen will der "Freundeskreis BAUM" qualifizierte Gegengutachten bestellen und Versicherungen abschließen.

Für die Kosten, die auch Pflegemaßnahmen beeinhalten, sucht die Initiative nach Sponsoren, die bereit sind, eine zweckgebundene und steuerabzugsfähige Spende aufzubringen.

Alle Interessierten sind zu einer Zusammenkunft des Freundeskreises eingeladen, die am Freitag, 1.

Dezember, um 19 Uhr im Rahmen des ANS-Treffens in der "Alten Vogtei" stattfindet.

Weitere Infos bei:

Gisbert Neuwirth, Birken-Honigsessen, Tel (0 27 42) 61 79.<- 3.10.95:

BETZDORF.

RO.

Gegen Gewalt und für ein rumänisches Kinderheim spielten jetzt drei Heavy-Metal-Bands bei einem Benefiz-Festival in Betzdorf.

Daß jedoch ein Gewinn beim zweiten "Anti-Festival" übrigbleibt, ist nicht zu erwarten.

In Erwartung großer Besucherscharen mietete der Veranstalter, der Kulturverein Lokschuppen, die Stadthalle und eine Super-Lichtanlage - und am Ende kamen dann 300 Zuhörer.

Beim ersten Anti-Festival im Kolpinghaus waren es 450 Fans gewesen.

Das hatten noch die Initiatioren veranstaltet, die jungen Musiker der Betzdorfer Band "Mortal Wrath".

Die traten jetzt auch bei der zweiten Auflage auf, nachdem sie drei Monate nicht hatten proben können - neue Songs darum Mangelware, die Kulisse leider mager.

"Wir müssen jetzt was neues machen", so Sänger Oliver Gritschke, "sonst versacken wir!" Die Jungs wollen nun für ein CD-Demo im Frühjahr sparen.

Ihren Auftritt widmeten die Power-Metaller einem guten Freund, der kürzlich auf dem Bahnhof Weidenau tödlich verunglückte.

Sie gedachten ihm auf ihre Weise:

Aus dem Song "She`s going away" machten sie "He`s going away".

Zuvor hatte die Hachenburger Trash-Metal-Band "Mindless" tüchtig für Stimmung gesorgt, danach stand eine Premiere an:

Zum ersten Mal präsentierten sich die progressiven Metaller "Favourite Son" dem heimischen Publikum.

Die hervorragende Siegerländer Band - mit dem Daadener Jugendpfleger Thilo Heß an der Gitarre - besteht seit zehn Jahren, probte lieber lange im Stillen als auf der Bühne und veröffentlichte nun vor kurzem eine CD.

Ihre melodiebetonte Musik - von den bekannten Bands läßt am ehesten "Queensryche" grüßen - ist anspruchsvoll, trifft weder Massengeschmack noch Tanznerv.

Aber die Zuhörer in der Betzdorfer Stadthalle, die schon mal selbst ein Instrument angepackt hatten, lauschten in Ehrfurcht:

"Perfekt" und "Die sind genial" lauteten die respektvollen Kommentare.<- 9.10.95:

Katzwinkel.

RO.

Gleich zwei Sieger-Titel errang nun die Jugendschwimmgruppe (JSG) Katzwinkel bei den Landesmeisterschaften im ADAC-Fahrradwettbewerb.

Ihr erfolgreiches Abschneiden macht die Jugendgruppe mutig für ein hohes Ziel:

einen ständigen Sicherheitsparcours auf privater Basis aufbauen - was laut ADAC landesweit einmalig wäre.

Seit Jahren führt die Jugendschwimmgruppe den Wettbewerb in Katzwinkel durch.

Trainer Gerhard Judt, unterstützt von den Eltern und der heimischen Wirtschaft, gestaltet die Veranstaltung besonders attraktiv - will er doch möglichst viele Kinder dazu bringen, daß sie ihr Fahrrad verkehrssicher beherrschen lernen.

Das letzte Turnier in Katzwinkel beobachtete auch der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, MdL Franz Schwarz.

Der Niederfischbacher überzeugte sich, wie sinnvoll die Sache ist - und regte an, einen ständig verfügbaren Parcours aufzubauen.

Dafür, so Schwarz, wolle er sich um Unterstützung der Landesregierung bemühen.

Keine leeren Worte:

Schwarz hat inzwischen tatsächlich mit dem zuständigen Landesminister gesprochen - und der gab ein grundsätzliches Okay für Zuschüsse.

Das motivierte die Jugendschwimmgruppe, ihr hochgestecktes Ziel anzugehen.

Die Parcours-Utensilien sind bereits vorhanden - ein Geschenk des ADAC, der auf das große Engagement in Katzwinkel aufmerksam wurde.

Und auch einen geeigneten Platz hat man, unterstützt vom örtlichen Schützenverein, gefunden:

den Katzwinkler Schützenplatz - im Grünen gelegen und von Grillhütte mit Kinderspielplatz umgeben.

Doch der Platz müßte geteert, ein Container für die Utensilien angeschafft werden.

Nach Auskunft von Alwin Kohns (ADAC Koblenz) hat es bisher noch keine Privatinitative geschafft, einen derartigen Sicherheitsparcours zu errichten.

Auch JSG-Trainer Gerhard Judt - der schon manch Spektakuläres für Kinder auf die Beine stellte - weiß, daß es nur mit großzügigster Unterstützung von Werbe-Sponsoren gelingen kann.

Er hofft, daß viele mithelfen, die Kinder sicherer auf zwei Rädern zu machen.

Daß man in Katzwinkel gute Sicherheits-Arbeit leistet, bewies sich wieder bei den ADAC-Landesmeisterschaften in Daun.

Über 150 Kinder kämpften in dem Eifelort um sechs Meistertitel - und zwei davon gingen an Katzwinkeler Qualifikanten.

Landesmeisterin in der jüngsten Altersklasse wurde Stefanie Pfeifer aus Katzwinkel; Ulrich Wurm aus Wallmenroth, zweifacher Turniersieger von Katzwinkel und für Altenkirchen am Start, siegte ebenfalls in seiner Altersgruppe.

Beide sind damit qualifiziert für die Deutschen Meisterschaften in Koblenz - und werden vom ADAC für vier Tage in eine Jugendherberge eingeladen, wo sie sich auf das Turnier vorbereiten können.

JSG-Coach Judt freut sich auch, daß endlich einmal Westerwälder ganz vorne landeten.

"Sonst siegten immer die aus den Ballungsgebieten, auf uns wurde arrogant herabgeschaut - und jetzt zwei Landessieger aus dem ,Hinterwald`!" Die weiteren Plazierungen bei den Landesmeisterschaften:

Constance Fritzen (Katzwinkel) wurde Fünfte in ihrer Klasse, Chris Müller aus Birken-Honigsessen errang Platz 7.

Die Betzdorferin Anna-Carina Schäfer erreichte Rang 15, Daniel Laatsch (Katzwinkel) Platz 16.

"Offizieller Ausrüster" war übrigens die AOK Altenkirchen, die Team-T-Shirts zur Verfügung stellte.<- Die siegreichen kleinen "Meister auf zwei Rädern" um Landesmeisterin Stefanie Pfeifer (mit Pokal).

Links im Bild Betreuer Eduard Pfeifer, rechts Trainer Gerhard Judt; es fehlt Uli Wurm.

14.10.95:

(ros) KIRCHEN.

Das Geburtstagskind bekam einen Glückwunsch vom Ministerpräsidenten - und die Tochter hatte einen Tag vorher schon einmal gefeiert:

Goldene Hochzeit.

Elisabeth Weiand, der älteste Mensch in Kirchen, wurde jetzt 101 Jahre alt.

Der gebürtigen Westerwälderin, in Charlottenberg geboren, ist das biblische Alter wohl in die Wiege gelegt worden:

Acht ihrer neun Geschwister sind über 90 Jahre alt geworden.

Elisabeth lebt als einzige noch, trotz einer schweren Kopfverletzung nach einem Bombenangriff - und ist erstaunlich fit, ließ sich bei ihrer Geburtstagsfeier ein Glas Sekt schmecken.

Dazu stießen an:

Kirchens Bürgermeister Martin Jung und VG-Beigeordneter Kurt Möller.

Kreisbeigeordneter Nikolaus Roth überbrachte Glückwünsche des Ministerpräsidenten und vom Landrat.

Es gratulierte selbstverständlich auch Hans-Werner Heinbach, der Leiter des ev.

Altenzentrums Kirchen, wo Elisabeth Weiand seit vielen Jahren wohnt.

Im Altenzentrum, berichtete Heinbach, war es der erste Geburtstag "über 100".

Und da feierten vier Generationen:

Elisabeth Weiand unter anderem mit Tochter Charlotte, Enkelin Petra und Urenkel Pascal, 16 Monate.

Danach zog es die Älteste in Kirchen wieder zurück in ihr Zimmer, das sie sich mit einer Jüngeren teilt:Minna Hasselbach, 96. 22.10.95:

Katzwinkel.

RO.

Daß ausgewachsene Männer peitschenschwingend auf die Tische springen, das hat die Katzwinkeler Glück-Auf-Halle wohl noch nicht erlebt.

Jetzt war es soweit - und die Halle ausverkauft:

beim ersten bayerischen Abend des TuS Katzwinkel.

Und der war wirklich rundherum bayerisch.

Höhepunkt in der hübsch dekorierten Halle sicherlich ein Auftritt der "Goißl-Schnalzer", die bei Marschmusik ihre Peitschen kunstvoll knallen ließen.

Auch der Rest stilecht - vom Essen über die Musik, von der Oktoberfest-Kapelle "Die Maihinger", bis zum Bier:

drei Sorten Wallensteiner Fürstenbier (aus Donauwörth) flossen frisch vom Faß.

Möglich wurde der Abend, mit urwüchsigen Spiele wie Balkensägen abgerundet, durch Kultursponsoring einer bayerischen Brauerei.

Dies übrigens als Nachwirkung der Wissener Bierbörse.

Da waren die Bayern nämlich präsent - und Ernst Becher vom TuS Katzwinkel nutzte die Chance, um einen ersten Kontakt zu knüpfen.

Nach dem großen Erfolg des Bayern-Abends, der 350 Besucher lockte, ist eine Wiederholung bereits geplant.<- Bayerische Kultur füllte die Katzwinkeler Glück-Auf-Halle.

Unter den Gästen (im Bild v.l.):

Organisator Ernst Becher vom TuS Katzwinkel, Bürgermeister Horst Höhn, TuS-Vorsitzender Franz Stausberg und Andreas Löfflad von der Wallensteiner Brauerei.

15.11.95:

Koblenz/Katzwinkel.

RO.

Zwei gute Plazierungen errang die Jugendschwimmgruppe Katzwinkel beim Bundesfinale der ADAC-Fahrradsicherheits-Turniere.

Während der Wallmenrother Ulrich Wurm in seiner Altersgruppe Achter wurde, fuhr Stefanie Pfeifer aus Katzwinkel auf Platz 7 - damit errang sie unter allen Startern des ADAC-Gaus Mittelrhein das beste Ergebnis.

"Und als jüngste Teilnehmerin des Turniers insgesamt hat sie noch die Chance auf viele erneute Teilnahmen!", so ihr Trainer Gerhard Judt.

108 Kinder und Jugendliche hatten sich für das Bundesfinale in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle qualifiziert.

In der Jugendherberge Ehrenbreitstein durften sie sich vier Tage lang auf das Turnier vorbereiten; der Automobilclub belohnte die zuvor erbrachten Leistungen der jungen Radler, indem er ihnen mit Stadtrundfahrten, Schwimmbad-Besuchen, Feten und einem Discoabend eine schöne Zeit bereitete.

Trainiert hatten die beiden heimischen Teilnehmer intensiv auf einem Fahrradparcours, den die Jugendschwimmgruppe Katzwinkel vom ADAC für ihr großes Engagement geschenkt bekommen hatte.

Derzeit bemüht sich die Jugendgruppe darum, für den Parcours einen permanenten Standort zu schaffen (die RZ berichtete), wo zusätzlich die Möglichkeit bestehen soll, daß Kinder von Älteren lernen, wie sie kleinere Reparaturen an ihren Fahrrädern selbst durchführen können.

Ein konkreter Kostenvoranschlag für das Pilotprojekt, das von der Landesregoierung unterstützt wird, liege inzwischen vor, berichtet Trainer Judt.

Für den Fall, daß das große Ziel erreicht werden kann, ist bereits eine Riesenaktion geplant:

"Die Jugend der Belegschaft von Bayer Leverkusen hat Interesse bekundet", so Judt, "bei einem Fahrradturnier gegen alle Kinder aus unserer Gegend anzutreten!" Um die Verkehrssicherheit auf den zwei (Fahrrad-)Rädern im heimischen Raum weiter zu verbessern und zu koordinieren, sucht die Jugendschwimmgruppe außerdem den Kontakt zu Vereinen im Siegerland, die Fahrradturniere durchführen.

Info bei Gerhard Judt, Katzwinkel, Tel (0 27 41) 81 08.<- Stefanie Pfeifer errang den siebten Platz beim Bundesfinale des ADAC-Fahrradsicherheits-Wettbewerbs.

Betreut beim Turnier wurde sie von ihrem Vater Eduard Pfeifer (links im Bild) und Trainer Gerhard Judt (rechts).

(Foto:

RO) 18.10.95:

(ros) BETZDORF.

Er erschien im feinen beigen Zwirn, die angegrauten Haare fein geföhnt - doch das täuschte erwartungsgemäß:

Harald Schmidt in Betzdorf, das waren zwei Stunden ätzend-böse Gags im Kalaschnikow-Takt.

Aber viele davon alt.

Schmidt, dem sogar das biedere Erbe von "Verstehen Sie Spaß?" nichts von seinem harten Zynismus genommen hat, brachte als Requisite nur nur eine Kappe mit.

Er macht weder Kabarett noch "Kommedie".

Was er in Deutschland wie kein zweiter erfolgreich verkörpert, ist die amerikanische "Stand-Up-Comedy":

einer allein auf der Bühne, rasende Gags, Improvisation mit dem Publikum.

Damit wurde auch Eddie Murphy bekannt, bevor er zum Film ging.

Was Wunder, daß Schmidt einen alten Witz von ihm zitierte:

"Was ist ein Schwarzer vor Gericht? - Schuldig."

700 Besucher lachten in der Stadthalle - allerdings meist über weiter alte Gags.

Eine halbe Stunde, die neu war - und dann die Klassiker:

Hunde-Haß, U-Bahn-Theater, Lassie, Frankreich-Reise ...

Schmidt brachte die Leute zum Lachen, sicher, mit links.

Aber in dieser Sicherheit schien er sich zu wiegen, spulte vieles eher lustlos ab.

Die alten Sachen schien er mittels noch mehr Tempo aufpeppen zu wollen - das war dann wirklich zu schnell, Schmidt verhaspelte sich oft.

Dieser Abend war nicht sein bester. Schelm Schmidt:

Er ist einer der besten - aber in Betzdorf war nicht sein bester Abend.

14.12.95:

Betzdorf.

RO.

Eigentlich will Rosemarie Würfel nun als Vorsitzende des Kinderschutzbunds Betzdorf-Kirchen in den wohlverdienten Ruhestand gehen - doch bei der Jahreshauptversammlung hat sich kein Nachfolger gefunden.

Ein knappes Dutzend Mitglieder erschien zur Versammlung in einem Clubraum der Stadthalle.

Die Landesvorsitzende des Kinderschutzbunds, Elisabeth Rickal aus Ludwigshafen, kam ebenfalls nach Betzdorf - auch, um "eine außerordentlich engagierte Vorsitzende" ehrenvoll zu verabschieden.

Vor ihrer zehnjährigen Arbeit im Raum Betzdorf-Kirchen hatte Rosemarie Würfel bereits eine Kinderschutzbund-Gruppe in Lindau gegründet und geleitet.

Aus dem Abschied mit Neubeginn wurde nichts.

Eine Stunde nach dem Abschiedsgeschenk mußte die Landeschefin darum bitten, daß die Ortsvorsitzende vorerst noch im Amt bleibt.

Im Vorfeld war offenbar kein neuer Kandidat gefunden worden.

Die vier Vorgeschlagenen winkten dann bedauernd ab, mit dem Hinweis auf Zeitmangel.

Das konnten alle Anwesenden gut verstehen:

Als Vorsitzende hatte Rosemarie Würfel nicht nur den Posten inne - sondern führte auch die Geschäfte, arbeitete in der Geschäftsstelle und als Schuldnerberaterin.

Allein schon ihr ehrenamtliches Engagement für die Schuldnerberatung des Kinderschutzbunds "war keine halbe Stelle", so die stellvertretende Vorsitzende Lore Mertens, "sondern mindestens eine anderthalbfache!" Hier wurden im vergangenen Jahr 48 verschuldete Familien mit 97 Kinder betreut.

Im selben Jahr veranstaltete der Schutzbund eine Kinderfreizeit und führte eine Umfrage zur Schülerbeförderung aus, wofür 1.300 Fragebögen ausgewertet werden mußten.

Dazu dann die Arbeit mit den ständigen Einrichtungen wie Babysitter-Vermittlung und Kleiderkammer.

Und natürlich die Aufgabe mit der höchsten Priorität, der Kinderschutz.

Mit lediglich etwa 60 Mitgliedern und, so Vorsitzende Würfel, "mangelnder kommunaler Unterstützung" konnte all dies nur durch das enorme Engagement der "Chefin" geleistet werden.

Keiner der anwesenden Mitglieder bei der Versammlung mochte sich zutrauen, die Arbeit als Vorsitzender derart intensiv fortsetzen zu können.

Vorstandsmitglied Werner Schmitt schlug als Ausweg vor, die Aufgaben des Vorsitzenden zukünftig auf mehrere Schultern zu verteilen.

"Wir brauchen einen vollkommenen Neubeginn."

Gewählt wurde dennoch noch niemand.

Der Vorstand bleibt vorerst im Amt, in zehn Wochen wird dann erneut eine Neuwahl versucht.

Man folgt damit einem Vorschlag von Landeschefin Rickal, die in der heiklen Situation die Versammlungsleitung inne hatte und bravourös meisterte.

Die neue Versammlung findet am 27.

Februar statt.

Eindringlich appellierte die Landesvorsitzende an alle Anwesenden, "noch ein Mitglied mitzubringen".

Man müsse aktiv werden, damit ein Schreckgespenst vertrieben werden könne:

"Daß eine Ortsgruppe des Kinderschutzbunds die Arbeit einstellen müßte", so Landeschefin Rickal, "das wäre in ganz Rheinland-Pfalz einmalig."

23.11.95:

Betzdorf.

(fr) Es ist ungewohnt bescheiden und billig, das jüngste kommunale Bauwerk in Betzdorf:

Ein ausrangierter Bauwagen ist jetzt auf dem Alsberg als "Jugendtreff" eingeweiht worden.

Doch das Ding ist renoviert, erfüllt seinen Zweck - und wird auch nicht als Optimallösung angepriesen:

Bürgermeister Michael Lieber betonte bei der Einweihung, es handle sich hier lediglich um einen "kleinen Jugendtreff", eine "Zweigstelle" des Treffs Gontermannstraße.

Immerhin ist nun am Bolzplatz in dem Neubaugebiet der zweite kommunale Jugendtreff in einer Kommune entstanden.

Das ist einmalig im Landkreis; der mehr als doppelt so große Betzdorfer "Nachbar" Kirchen zum Beispiel hat noch gar keinen Jugendtreff eingerichtet.

Und die Entstehungsgeschichte des Jugendtreffs ist bemerkenswert - seine Verwaltung ebenfalls.

Jugendliche haben Bauhof-Arbeitern geholfen, den Stellplatz einzuebnen; Verbundsteinpflaster am Eingang legten die Kids selbst.

Im letzten Monat haben junge Betzdorfer den Wagen dann gestrichen und mit Bildern, Zeichnungen und Sprüchen geschmückt.

Mitgeholfen haben etwa 25 Kinder und Jugendliche, der jüngste war gerade mal acht Jahre.

Die Kids sprayten übrigens nicht einfach los, sondern zeichneten vor.

Ihr Meisterstück ist ein toller Totenkopf, der die Anti-Drogen-Unterschrift "Dope - tot!" trägt.

Kein Alkohol, Rauchen erst ab 16 Jahren und regelmäßig wird der Müll gesammelt:

Das sind die Regeln der "Bauwagenordnung" - die haben sich die Jugendlichen selbst auferlegt.

So viel Selbstverantwortung und Engagement belohnte die Betzdorfer Verwaltung, indem sie die Verwaltung des Jugendtreffs den Jugendlichen selbst überläßt.

Vier Jugendliche besitzen Schlüssel; einer von ihnen muß anwesend sein, wenn der Treff offen ist.

Das ist in der Regel ab 15 Uhr.

Auch die Ältesten müssen, so ihre eigene Bauwagenordnung, den Treff ab 22 Uhr verlassen; jüngere schon um 19 Uhr.

Bei der Einweihung gab sich ein Beigeordneter jovial:

"Euren Kassettenrecorder könnt ihr ja jetzt voll aufdrehen, der Bauwagen ist ja schallgeschützt."

Darauf grinste einer der vier mit "Schlüsselgewalt", der 19jährige Daniel Hanno Heike:

"Nein.

Wir wollen das Ding ja behalten."

Bürgermeister Lieber ist froh, daß man am Bolzplatz "eine Lösung gefunden hat" - Beschwerden über Jugendliche hatte es hier öfter gegeben.

Die Leiterin des nahen Kindergartens habe berichtet, es sei am Bolzplatz bereits ruhiger und sauberer geworden.

Das teilte Jugendpfleger Ingo Molly mit.

Er wird die Jugendlichen einmal pro Woche besuchen, Aktionen mitplanen.

Eine neue Fachkraft wird für den Jugendtreff nicht eingestellt - geldwerter Vorteil der Eigenverantwortung.

Nur etwa 8.500 Mark hat der neue Jugendtreff gekostet; dabei winken Zuschüsse von Kreis und Land.

Ungeahnte Sparpotentiale eröffnen sich plötzlich auch bei so selbstverständlichen Dingen wie Elektrizität.

Bei diesem Projekt haben die Rathaus-Mitarbeiter mal so richtig gegrübelt, wie man sparen kann:

Für Strom wird einfach der nahegelegene Kindergarten angezapft.

"So ein richtiger Stromanschluß", bemerkte Verwaltungschef Lieber, "das ist wirklich teuer ..."<- Bürgermeister Michael Lieber übergibt den Jugendlichen symbolisch die "Schlüsselgewalt".

Meisterstück:

Ein toller Totenkopf ziert den Jugendtreff.

22.10.95:

(ros)Freusburg.

Ein tolles Festival in Freusburg, doch die traurige Nachstimmung bleibt:

Zum letzten Mal servierte die Musikkneipe "Zur Burg" Filetspitzen der Kulturszene.

"The last days" war der Titel des Festivals - und die vier Tage waren endgültig die letzten, droben bei der Burg.

Was das Ende nach vielen Jahren Konzertkultur bedeutet, wurde schon am ersten Abend deutlich.

Da gastierte vor über 400 begeisterten Zuschauern "Herbert Knebels Affentheater"; eine Comedy-Truppe, die sich in derber Spießer-Satire im Slang des Ruhrpotts übt.

Für den scheidenden Veranstalter, "Musikwirt" Klaus Tewes, hatten sie jedoch keinen Spott übrig:

"Hier in der Region", lobten sie, "hast du richtig wat angeleiert!" Dabei erinnerten sich die Akteure des Affentheaters auch daran, daß sie in hier eine Auftritts-Chance bekamen, als sie noch nicht fernsehbekannt waren:

"Damals", scherzten sie, "mußten wir den Berg zur Freusburg noch zu Fuß `raufrennen ..."

"Auf die Burg" hat Veranstalter Tewes immer hochinteressante Kultur geholt, die kein Mainstream ist, sondern ein heißer Insider-Tip oder kurz vor dem Durchbruch steht - also nie den großen Reibach versprach.

Auch auf die Zuschauer-Zugkraft der lokalen Bands setzte man nur selten.

Nämlich dann, wenn auch die Qualität stimmte.

In der letzten Zeit gastierte hier lediglich "Juke & The Blue Joint" aus Betzdorf, die beste Blues-Band des Westerwalds, und die große heimische Comedy-Hoffnung "Coca Brikett".

Tewes brachte ins kleine Freusburg zudem hochangesehene Künstler wie Kevin Ayers, der schon mit Jimi Hendrix arbeitete und in dessen Band seinerzeit Mike Oldfield anfing.

Ayers kam auch zu den "Last Days", präsentierte hier seine warme, variantenreiche Interpretation des Blues.

"Fiddlers Green" gaben ebenfalls wieder ein Gastspiel.

Die waren schon in Freusburg zu hören, als die neue Folk-Welle noch klein wogte - inzwischen locken sie die Massen.

So auch nun im Festzelt nahe der Freusburg, wo sie mit super-schnellem Irish-Folk erfolgreich zum Tanz aufspielten.

Ganz speziell, also nicht untypisch, endete dann schließlich die Kulturtradtion auf der Burg - mit einem anspruchsvollen Auftritt von "Ars Vitalis", den begnadeten Dadaisten.

Das Kulturangebot im Raum Betzdorf ist zwar derzeit groß wie nie; viele erkennen erstaunt:

"Hier ist ja mehr los als in Siegen!" Doch abseits des Mainstreams, da hat das Konzert-Ende auf der Freusburg eine tiefe Lücke gerissen.

25.11.95:

WISSEN.

RO.

Einiges von dem, "was in meinen Kopf hinein und aus den Händen wieder herausgeflossen ist", präsentierte die Weitefelder Autorin Erwine Schulte-Mohn nun in Wissen.

Das war Herbstliches bis Heiteres.

Zunächst las Schulte-Mohn, in der Buchhandlung Maarstraße, der Jahreszeit Angemessenes; dunkle, manchmal düstere Gedichte wie den "Kranichzug".

Dann betrachtete sie sich selbst, zog "Die Bilanz" und las "Weisheit".

Nach der Betrachtung der Mitmenschen ("Wer bist Du, Anderer?") und kritischen Gedichten gegen Krieg und Naturzerstörung wendete sie sich heiteren Dingen des Lebens zu.

Teils las sie ihre "Schreibaufgaben" aus der Altenkirchener Literaturwerkstatt mit Klaus-Peter Wolf, wo sie seit drei Jahren textarbeitet.

Doch sie schreibt schon länger - "immer schon, mein ältestes Werk bei der Lesung, `In einem Dorfgasthof in Fischerhude`, war 40 Jahre alt."

Und warum schreibt sie? "Um solche starken Gefühle wie Angst und Freude", so die Autorin, "erträglich werden zu lassen."

Erwine Schulte-Mohn, die in der Nähe von Bielefeld geboren wurde, zitierte einiges aus Ihrem Buch, von dem noch Exemplare in Betzdorfer und Wissener Buchhandlungen zu ergattern sind.

Die Lesung begleitete die Musikgruppe "Sovay", die viele alte, kaum bekannte deutsche Volkslieder zu den Texten stimmig ausgewählt hatte.

Auch das war höchst interessant:

Authentische, nicht volkstümelnde Musik bis zurück ins 17.

Jahrhundert ("Es geht eine dunkle Wolke") war zu erleben.<- 16.10.95:

Rott.

(fr) Das Stückchen Wiese ist voll gefüllt, prall mit Leben - doch die sich hier drängen, sind eigentlich schon totgesagt:

Trabanten.

Aber ihre sie liebenden Besitzer lassen sie nicht sterben.

Die "Trabis" knattern weiter - und einmal pro Jahr ins Westerwalddörfchen Rott.

Das Trabi-Treffen hier im Kreis Altenkirchen ist mittlerweile eines der drei größten in Deutschland.

Und höchst beliebt, besonders bei den absoluten Freaks.

Dazu gehört Willi aus Wuppertal, der mit seinem roten Trabant bis zum Nordkap kam - "8.400 Kilometer, nur der Auspuff mußte geschweißt werden!" Ein Elch-Aufkleber als Trophäe, und zwanzig Treffen mitgemacht.

"Ich weiß, wovon ich rede.

Hier in Rott ist es besonders schön.

Sauber, herrlich am Wald gelegen, gutes Essen - und nicht jeder stellt seinen Trabi hin."

Sondern jene, die das DDR-Einheitsgefährt in einen individuellen Eyecatcher verzaubert haben.

Keiner der gut hundert Trabanten beim Treffen, die meisten übrigens mit Kat, glich dem anderen.

Da zeigten sich aufklebergeschmückte Renn-Trabis, getunte Disco-Exemplare mit stolzen 53 PS unter der ausgebuchteten Motorhaube, dann ein Hochzeits-Trabbi im US-Stil hergerichtet, daneben ein Armee-Trabant mit Riesen-Tarnnetz - und natürlich die Cabrios; "Kübel", später "Tramp" waren die offiziellen Bezeichnungen.

Was man heute mit viel Arbeit daraus macht, bringt es auf bis zu 32.000 Mark - so schätzte ein Gutachter das wertvollste Stück des Treffens.

Doch die Wurzeln sind bekanntlich ganz anders, und noch nicht vergessen:

eine DDR-Fahne wehte im warmen Oktoberwind, die PDS war mit einem Stand präsent.

Jedes zweite Auto kam aus den "Neufünfländern".

Ein gutes Dutzend aber auch aus dem Kreis Altenkirchen, viele vom "Trabi-Club Siegerland".

Nicht fehlen durfte freilich Stefan Weitershaus als Elkhausen, der behelmt im Trabi-Cabrio stets für drehende Köpfe sorgt.

Das gelingt sicher auch dem belgischen Trabi, der mit 33 Jahren der älteste der Hundert beim Treffen in Rott war.

Angefangen hatte es hier schon 1990.

Da initiierte Heinz-Günter Augst aus Rott das erste Treffen, auf einem Parkplatz.

Zwar nur 35 Trabis - aber damals noch eine höchst exotische Szene.

Das Westerwälder Treffen war deutschlandweit erst das zweite seiner Art.

Heute gibt es mehr als 25 solcher Veranstaltungen; "die Resonanz", so Veranstalter Augst, "ist aber schon wieder rückläufig."

Nicht so im Westerwald.

Wie bisher immer, konnte man sich über mehr Teilnehmer als im Vorjahr freuen.

Dafür sorgte auch der attraktive Rahmen:

Ersatzteile en masse, Prämierungen, Playback-Show - und die Wahl von "Mister und Miss Trabi".<- Trabi-Auflauf im (Wester-)Wald:

Echte Fans beim 5.

Trabi-Treffen in Rott.

Im Bild vorne Veranstalter Augst (links) und Experte Uli Danz aus Wuppertal, der die einzige am Kiosk erhältliche Trabi-Fachzeitschrift herausgibt.

22.10.95:

(er) Schönstein.

Wenn sich der Oktober von seiner hellsten, warmen Seite zeigt, dann locken die heimischen Wälder unwiderstehlich zum Wandern.

Unser Foto zeigt vier weibliche Wandersleut im Wisserland, wo jetzt die Stadt Wissen und die Sportfreunde Schönstein zum Volkswandertag aufgerufen hatten.

95 Menschen machten mit - bei dem Wetter kein Wunder - und wanderten bis Neubrendebach und über die "Alte Burg" zurück nach Schönstein.

Unterwegs gab`s heißen Tee vom Malteserhilfsdienst und dem Roten Kreuz.

Darüber freuten sich auch die ältesten Wanderer:

Helene Gontermann, 79, und Erich Kohl, 70 Jahre.

(Foto:

er) 22.10.95:

Interview:

Oliver Hilse, 22, Zimmermann (aus Irsen bei Altenkirchen) Warum bist Du hier? "Weil einer meiner Kumpels seinen Führerschein verloren hat und hierhin wollte.

Da hab` ich plötzlich Lust gekriegt und bin mit ihm hergefahren."

Bist Du öfter auf Konzerten? "Ja, denn wenn man Konservenmusik hört, kriegt man nichts von der Ausstrahlung der Künstler mit - und die sind live meistens auch besser."

Mandra Schmitt, 21, Erzieherin im Anerkennungsjahr (aus Steckenstein bei Wissen) Warum bist Du hier? Nur wegen "Fiddler`s Green", die ich schon öfter hier in der Gegend erlebt habe.

Bist Du öfter auf Konzerten? Ja, als Freizeitbeschäftigung - sonst wird hier ja nicht viel angeboten.

8.1.92 Betzdorf.

(fr) "Die griechische Volksschule in Betzdorf will sich nicht abkapseln.

Meine Schüler sollen auch viel über Deutschland lernen!", erklärte Schulleiter Spiridoun Soulis während des ersten "Griechischen Festes" in der Betzdorfer Stadthalle - der Erlös war denn auch bestimmt für Landkarten und Ausflüge in die Umgebung, wie Soulis berichtete.

23 Schüler, im Alter von vier bis zwölf Jahren, unterrichtet der Lehrer in Betzdorf (die WR berichtete).

In einem Klassenraum der Martin-Luther-Grundschule sitzen die Kinder nachmittags vier Stunden.

"Sie sind sehr müde", so Lehrer Soulis.

Kein Wunder:

Die Kinder besuchen weiterhin vormittags die deutsche Schule.

Ein Problem der griechischen Schule, die seit 13 Jahren in Betzdorf existiert:

Es mangelt an einem Raum, der für Theaterproben und -aufführungen geeignet ist.

Etwa 300 Griechen leben in Betzdorf, wie Soulis berichtete.

Auch in Neunkirchen leben rund 300, und auch dort gibt es eine griechische Volksschule, die ebenfalls 23 Schüler hat - und auch dort heißt der Chef "Soulis".

Es ist allerdings eine Frau - die Frau von Spiridoun Soulis.

Das Fest in Betzdorf feierten beide Schulen gemeinsam, und gemeinsam ist ihnen auch eine bestimmte Quote:

"Jeder fünfte Schüler", berichtet Spiridoun Soulis, "geht später auch noch auf eines der griechischen Gymnasien" - und muß sich dafür ein Zimmer nehmen, denn solche Einrichtungen gibt es bisher nur u.a. in Bonn, Dortmund, Iserlohn und Lüdenscheid.

Auch in Betzdorf stellt der deutsche Schulträger die Räume zur Verfügung.

Die Lehrer bezahlt der griechische Staat.

"Er will, daß unsere Sprache und Kultur auch den Kindern im Ausland erhalten bleibt", erklärte Efdoxia Sakellaropoulou.

Er ist der Leiter der "Griechischen Tanzgruppe Siegen-Hilchenbach" - und die war die Attraktion des griechischen Abends.

Sieben Paare - die Jungen im traditionellen "Tsolias"-Kostüm, die Mädchen in mazedonischer Tracht - tanzten insgesamt elf traditionelle Schrittfolgen:

von der Eröffnung mit dem kriegerischen "Kalamatianos" über den ältesten griechischen Tanz, den "Tsamikos", bis hin zum Finale mit - natürlich - dem bekannten "Sourtaki".

Das Fest, zu dem kein politischer Ehrengast persönlich eingeladen wurde - und es kam auch keiner -, hatte schon um 16 Uhr begonnen.

Einigermaßen voll war die Halle aber erst, als Spiridoun Soulis kurz vor Zehn den "Wasilopita", einen Neujahrskuchen, anschnitt - am 12.

Januar natürlich leicht verspätet, aber trotzdem mit einem kräftigen "Kali Chronia" ("Gutes Jahr").

Der Kuchen, kostenlos verteilt, war wohlschmeckender Nachtisch zum anderen gastronomischen Angebot des Abends:

"Gyros komplett".

Außerdem war traditionell eine Drachme eingebacken, die dem Finder Glück bringen soll.

Als es dann gen Mitternacht ging, lockte die Düsseldorfer Band "Akrites" auch schon mal einige deutsche Gäste aufs glatte Tanzparkett - aber nur im Freistiltanz, denn die Schrittfolgen der vielen verschiedenen Sourtaki-Versionen erwiesen sich auch für den WR-Reporter als extrem kompliziert.

Die Griechen dagegen zeigten ihr großes Tanztalent - vom Kleinkind bis zum Großvater.

Obwohl dann, um Mitternacht, die Stadthalle mit voller Beleuchtung immer noch taghell war, kam echte Stimmung auf.

Denn jetzt erhöhte der Bandleader an der E-Bouzouki das Tempo spürbar mit einem äußerst schweißtreibenden "Tik"-Tanz.

Viel später, als der teuflisch schnelle "Zeimbekiko" von den Tänzern bewältigt wurde, waren über 300 Besucher in der Stadthalle.

Allerdings:

kaum ein Dutzend deutsche.

Bildzeile zu "Zwei Jungen beim Essen":

Gastronomischer Brückenschlag:

Der Appetit auf "Gyros komplett" vereint sie alle 8.1.92 Malberg.

(fr) "Eine phantastische Welle der Fußball-Begeisterung hat Malberg erfaßt!" Willi Hüsch, seit Dekaden der Geschäftsführer des örtlichen SV "Rot-Weiß", hat ein solches Sportjahr "seit langer, langer Zeit" nicht mehr erlebt:

Kämpfte die Erste Mannschaft des SV im letzten Jahr noch gegen den Abstieg, so liegt sie jetzt zur Winterpause auf dem zweiten Platz - "dank tatkräftiger Unterstützung aus dem Dorf", so Willi Hüsch während der SV-Jahreshauptversammlung, in einer Bilanz zum Jahresende und zur Saison-Halbzeit.

Mit sieben neuen Spielern wurde die Erste Mannschaft zum Saisonstart verstärkt:

Unter anderem spielt Oberliga-Recke Gerd Weibler (Ex-SG Betzdorf) für die B-Klasse-Mannschaft.

Für die Rückrunde konnte der SV Malberg noch zusätzlich den Verbandsliga-Spieler Jörg Schneider gewinnen.

Der Sportplatz wurde verschönert, und nach 45 Jahren Vereinsgeschichte hat der SV Malberg nun auch ein Stadion-Heftchen - den "Fußball-Kurier".

Erst 1990 wurde der SV zum "eingetragenen Verein".

"Und die Malberger Bevölkerung unterstützt uns hervorragend", so Willi Hüsch zur WR.

Hunderte von Zuschauer seien zu den Vorbereitungsspielen erschienen, allein 400 zum Meisterschafts-Spitzenspiel gegen den Tabellenführer.

Mit vier Punkten Abstand zu den Siegtaler Sportfreunden liegt der SV nun auf dem zweiten Platz - ein Relegations-Rang.

Erst kürzlich gewann der SV Malberg dann den Pokal-Wettbewerb der Verbandsgemeinde Gebhardshain, in dessen Grenzen der SV der einzige Fußballverein ohne Spielgemeinschaft ist.

Die Zweite Mannschaft Malbergs belegt übrigens momentan den zweiten Platz in der Kreisliga D.

Im Jugendbereich, so Willi Hüsch, "ist die B7-Jugend unser Aushängeschild!" Nachdem die nämlich äußerst souverän (20:0 Punkte, 133:9 Tore) Meister wurden, wechselten sie geschlossen in die A-Jugend-Leistungsklasse - und liegen momentan in Führung.

"Ingesamt gehen wir sehr gut gerüstet in die RÜckrunde!", erklärte Willi Hüsch am Ende einer harmonischen Jahreshauptversammlung, an der im Vereinslokal Moll rund 70 SGler teilnahmen.

1/1992 Betzdorf.

(fr) Der Schock kam im mattgrünen Umschlag:

Vierstellig war die Summe, die bei Hans-Günter Meier (Name von der Red.

geändert) auf der Telefonrechnung stand.

Und es war kein Computerfehler.

Vielmehr:

ein extrem kostenintensiver Blick in die Sterne.

Hans-Günter Meier hatte sich sein Horoskop übers Telefon ins Haus geholt.

Ihn interessierte der dürftige Werbetext in seiner Boulevard-Zeitung:

"Horoskop-Telefon:

Erfahre mehr über deine Zukunft!" Einziger Nachteil:

Die Nummer, die Meier dafür wählen mußte, gehörte zu einem Anschluß "down under" - in Australien.

"Vorsicht bei der Doppel-Null!", rät daher Monika Stelz - bei ihr suchte der bedauernswerte Sternengläubige Hilfe.

Monika Stelz leitet die allgemeine Verbraucherberatung bei der Betzdorfer Zweigstelle der Landes-Verbraucherzentrale.

"Wer beim Telefonieren nicht so geübt ist, der weiß nicht", erklärt sie, "daß die Doppel-Null in der Telefon-Nummer ein Auslandsgespräch anzeigt!" Die Anbieter der Telefondienste, die 50 Prozent der Gebühren von den ausländischen Postdiensten erhalten, offerieren neben Astro-Service auch Fußballtips, Lebenshilfe oder sexuelle Stimulation ("Heiße Träume auf Band").

Ihre Kunden suchen und finden sie in Königshof-Postillen und in den Zeitungen mit den großen Überschriften.

Aber natürlich auch Kinder sind besonders gefährdet - beziehungsweise ihre Eltern, denn die müssen schließlich zahlen, wenn der Kleine mal eben die Niederländischen Antillen antelefoniert, um mit dem singenden "Knight Rider" zu sprechen.

Unglaublich? Monika Stelz hat es in Betzdorf erlebt:

"Eine Mutter berichtete", so die Produktexpertin, "ihr Sohn habe einen Zettel mitgebracht, auf dem angeblich die Nummer von David Hasselhoff stand."

Die Übersee-Telefonnummer, die eifrig in der Schule getauscht wurde, hatte ein Schüler aus einer einschlägigen Anzeige abgeschrieben.

Wenn der junge Anrufer dann merkt, daß er sich nicht mit Bademeister-Darsteller Hasselhoff, sondern mit einem Stimm-Tonband unterhält, dann ist es oft schon zu spät.

Monika Stelz von der Betzdorfer Verbraucherzentrale vermutet, zumindest im Horoskop-Fall Meier, dubiose Abrechnungsmethoden.

Stelz:

"Man muß nur nachrechnen.

Das kann ganz einfach nicht stimmen!" Denn wäre der Tarif korrekt, den die Horoskop-Werbeanzeige kleinstgedruckt angibt (1,56 DM für 30 Sekunden) - dann hätte Herr Meier für seine vierstellige Telefonrechnung schon einige Stündchen am Telefon sitzen müssen ...

Kirchen.

(fr) In Kirchen läßt es sich besonders gut in der Wiesenstraße leben.

Nicht nur, weil die kleine Straße im Höfergarten schön ausgebaut ist, sondern auch weil die Nachbarn ein gutes Verhältnis haben.

"Wir", so Bewohner Antonio Candito, "helfen uns gegenseitig - die Nachbarschaftshilfe ist einfach toll!" So hatte er vor vier Jahren die Idee, ein Straßenfest ins Leben zu rufen.

Mit großem Erfolg:

"Im letzten Jahr mußte ich nachts um halb vier den Strom abschalten, weil die Leute immer noch auf der Straße tanzten."

Besonders schön:

Der Erlös ist für kranke Kinder bestimmt - bei drei Festen kamen 3.710 DM zusammen.

Dafür konnte bereits ein Rollstuhl gekauft werden - und Ausflüge gemacht werden.

Die an Spina Bifida erkrankten Kinder, die gelähmt geboren werden, sind beim Fest immer dabei:

Sie und ihre Familien feiern mit.

"Die sind so froh, wenn die hier herkommen", so Candito.

Garanten dafür, daß beim Fest eine stolze Summe zusammenkommt:

drei Sorten Bier, zwölf verschiedene Kuchen - und eine Tombola.

"Für die Tombola sind wir mit Spenden überschüttet worden", freute sich Candito.

Für die Kinder gab es Spiele (u.a. eine selbstgebaute Torwand, auch bei den Erwachsenen sehr beliebt) und Lkw-Rundfahrten, möglich gemacht von der örtlichen Spedition Wolfgang Herrmann.

Daneben konnten offizielle Fest-Teller gekauft werden, hergestellt von der achtjährigen Sheila Mertens.

Candito bedankte sich auch bei den Brüdern Hans-Dieter und Gerd Schneider, den Besitzern der beiden Mietshäuser in der Wiesenstraße, die das Fest erlaubten.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt`s bei dem schönen Fest aber doch.

Ein Plakat klärte auf:

"Beim letzten Straßenfest hat ein unbekannter (?) Nachbar reihenweise (!) Männer gesehen, die" ihr kleines Geschäft "an Hauswänden" verrichtet haben sollen.

Das teilte der Nachbar dem Ordnungsamt mit.

Daraufhin verlangte die Behörde, daß ein Toilettenwagen aufgestellt wird.

Das mochten sich die Menschen in der Wiesenstraße nicht leisten - und die Familien Candito und Böhmer machten, wie es auf einem Plakat hieß, "ihren Klo öffentlich."

Dennoch der Hinweis:

"Wild und frei ist der Mann - aber bitte nicht beim ..."

Verrichten des kleinen Geschäfts.

Wallmenroth.

(fr) Wallmenrother sind offensichtlich die besseren Autofahrer - oder? Einmal im Jahr treffen sich die Einsatzfahrer der Betzdorfer Verbandsgemeinde-Feuerwehr, um denjenigen zu ermitteln, der die roten Ungetüme am besten steuern kann.

Und auch 1993 siegten dabei die Wallmenrother auf ganzer Linie.

Und zwar besonders eindrucksvoll in der Klasse "Tragkraftspritzen-Fahrzeuge".

Verbandsbürgermeister Michael Lieber überreichte die Pokale:

"Geht denn wieder alles nach Wallmenroth?" Nach dem dritten Parcours-Sieg in Folge können die Wallmenrother Piloten jetzt einen vom TÜV Rheinland gespendeten Wanderpokal behalten.

Erster wurde Carsten Diehl, Zweiter Peter Pfeifer (beide Wallmenroth); Frank Müller vom Löschzug Betzdorf landete auf dem dritten Platz.

Und auch die noch größeren Autos, die "Tanklöschfahrzeuge", fahren die Wallmenrother besser als die anderen:

Platz 1, 2 und 3 für Wallmenroth.

Martin Rosenbauer siegte mit fabelhaften 28 Punkten, Georg Schäfer und Andreas Köhler folgten auf den Plätzen.

Wehrleiter Herbert Dingeldein, selbst Wallmenrother, blieb nur noch eins:

Er appellierte an die anderen Feuerwehrmänner in der Verbandsgemeinde, sich anzustrengen - "damit die Wallmenrother ,Äxte` auch einmal Konkurrenz bekommen!"

 

 

 

 

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© Frank Rosenbauer, http://www.rosenbauer.de