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Heute bin ich Redenschreiber und verfasse Ansprachen aller Art, z. B. Ihre Rede zum Firmenjubiläum, Ihre Geburtstagsrede, Hochzeitsrede als Brautvater etc.

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© Frank Rosenbauer 1991-2021

 

 

 

Betzdorf.

(fr) "Blumen, Landschaft, Gedanken und Stimmungen":

so heißt die neueste Ausstellung in der Betzdorfer Sparkasse.

Die Künstlerin heißt Inga Peipe, kommt aus Betzdorf - und malt seit 15 Jahren.

Die 43jährige Hausfrau stammt aus Fulda, zog erst vor zwei Jahren nach Betzdorf.

In der Sieg-und-Heller-Stadt zeigt sie nun erstmals ihre Werke.

In Fulda studierte sie zunächst drei Jahre an der Volkshochschule.

Dann besuchte sie Kurse in Mannheim, Leverkusen und Herten.

Heute arbeitet sie mit Bleistift, Kohle, Rötel, Feder und in Aquarell.

Farbstark und leicht abstrakt sind ihre Bretagne-Impressionen, sie setzt Gedanken und Stimmungen um, bildet aber auch Tulpen exakt ab.

Eine weite Bandbreite präsentiert Inga Peipe in Betzdorf.

Und da darf auch gekauft werden.

Ab ein paar Hundert Mark sind Originale, meist Blumen-Bilder, zu bekommen.

Wer jedoch das verwunschene Werk "Kassandra" erstehen will, muß schon etwas tiefer in die Tasche greifen:

Die Ägypten-Königin mit kräftigem Farbschleier kostet 1.200 DM.

Betzdorf.

(fr) Alles wird komplizierter - auch der Hausfrauen-Beruf.

Bei der Einkaufs-Pirsch genügte es früher, daß die Hausfrau die billigsten Supermärkte ausbaldowerte und die Sonderangebote des Tages kannte.

Doch heutzutage gibt es das sogenannte "Umweltbewußtsein" - und so muß sich die gestresste Hausfrau die Frage gefallen lassen:

"Hast Du auch ökologisch bewußt eingekauft?" Hilfe kommt von der Verbraucherzentrale Betzdorf.

Sie testete die städtischen Einzelhändler, ob sie etwas gegen die Verpackungsflut tun:

"Muß man Bleistifte mit Verpackung kaufen?", "Kann man Shampoo zapfen?" - und:

"Haben Sie Orangensaft etwa nur in der Einwegflasche?!" Vier Tage lang war Cornelia Obenauer, eine Praktikantin der Betzdorfer Verbraucherzentrale, unterwegs.

Jedoch nicht "undercover".

"Wir fragen die Einzelhändler vorher um Erlaubnis, in Betzdorf hat sich niemand widersetzt", so Sabine Strüder, Umweltbeaufragte der Landes-Verbraucherzentrale (LVZ).

Fünf Städte in Rheinland-Pfalz hat die LVZ getestet.

Die Ergebnisse in Betzdorf:

Thema 1:

Getränke.

Es stellte sich heraus, daß Mehrwegflaschen noch keine Selbstverständlichkeit sind.

Denn zwei große Supermärkte, Aldi und Lidl, offerieren nichts, weder Bier noch Mineralwasser, in Pfandpflaschen.

Aka-City, Edeka, Petz und Plus bieten Milch und sogar Joghurt im Mehrwegsystem an.

Überall können die Flaschen nicht nur kastenweise, sondern auch einzeln abgegeben werden.

Wein gibt`s in Betzdorf jedoch nur in Wegwerf-Flaschen.

Dafür offeriert Petz sogar Sahne und Edeka Buttermilch im Mehrwegsystem.

Das Reformhaus Bach indes präsentiert sich verpackungsbewußt nur bei Mineralwasser und Saft.

Bei Schreibwaren glänzen Aka-City und Hoffmann:

Alle fünf Testgegenstände (Hefte, Papier, Umschläge, Stifte und Schreibutensilien) können unverpackt gekauft werden.

Gutes Ergebnis auch für IhrPlatz - lediglich Briefumschläge besitzen die schwer zu entsorgende "Blister-Verpackung".

Schlecht sieht es dagegen bei Edeka, Petz und Plus aus:

Nur Hefte kann man hier unverpackt kaufen.

Gutes Ergebnis bei Waschmitteln:

Von neun auf Feinwaschmittel getesteten Geschäften bieten sieben Nachfüllpacks an.

Ausnahmen:

Aldi und Reformhaus Bach.

Einweg durchweg dagegen bei Reinigungsmitteln.

Einziger Lichtblick:

IhrPlatz, Petz, Plus und Schlecker offerieren Spülmaschinen-Mittel im Nachfüllpack.

Auch nach nachfüllbaren Körperpflege-Mitteln fahndeten die Verbraucherschützer.

Resultat:

Fast alle Geschäfte haben in ihrem Sortiment Haarspray, Seife oder Duschgel zum Nachfüllen - Ausnahmen:

Aldi, Lidl und Plus.

Am besten schnitt der Drogeriemarkt Schlecker ab:

Auch die leere Shampooflasche und den Deoflakon kann der Verbraucher hier wieder auffüllen lassen.

Shampoo und Haarspray aus dem Zapfhahn? In fast jeden zweiten Betzdorfer Friseursalon gibt`s das schon.

Der Salon Köck offeriert Haarspray auf diese Weise, Haarspray und Shampoo die Salons Beauty Hair, Hess, Isenburg, Pfeifer und Nickel.

"Kommen Sie auf den Trichter!" - das Motto der LVZ-Aktion haben viele Coiffeure schon verwirklicht.

Die Untersuchung, die bei der LVZ in der Bahnhofstraße erhältlich ist, enthält auch selbstkritische Töne der Verfasser.

Sie betonen, daß der Test nicht den Anspruch erhebt, vollständig zu sein - weisen aber auch auf Probleme der Mehrweg-Verpackung hin.

So gebe es z.B. noch keine genormten Milchflaschen.

Vielmehr zwei Modelle:

Das süddeutsche mit breiter Öffnung - und die norddeutsche Version, wülstiger mit schmalem Hals.

Folge:

Nicht jedes Geschäft nimmt jede Kuhsaft-Flasche zurück.

Auch müsse man beim Mehrweg die Sinnfrage stellen, wenn die Gefäße zum Reinigen über weite Strecken transportiert werden müssen:

Praktikantin Obenauer entdeckte in Betzdorf eine Pfandflasche "Frischer Schlagrahm" - aus Bayern.

Strüder und Positiv/Negativ-Beispiele Altenkirchen.

(fr) Junge schöne Menschen aus 21 Ländern tanzten und sangen - mitreißend, engagiert und mit einer Botschaft:

Völkerverständigung.

"Up with people" starteten ihre neueste Deutschland-Tournee jetzt in der Kreisstadt Altenkirchen.

Viele Besucher bekamen keinen Sitzplatz mehr.

Stadt und Westerwälder Volksbank holten die internationale Truppe nach Altenkirchen.

80 Mitwirkende wirbelten über die Bühne, immer wieder anders kostümiert.

Sie sangen im Publikum und holten Kinder auf die Bühne (Bild).

Die jungen Akteure waren auffallend hübsch.

Was auch auffiel:

Die Jungen hatten alle kurze, die Mädchen alle lange Haare.

Der ein oder andere Gesangsvortrag - teilweise zu Playback - klang zwar ein bißchen wie Karaoke.

Doch das trübte die Wahnsinns-Stimmung in der mit 550 total ausverkauften Stadthalle kein bißchen.

Betzdorf.

(fr) Vize-Landessieger im Arbeitslehre-Wettbewerb wurde die 9.

Stufe der Betzdorfer Hauptschule "Auf dem Bühl" (die WR berichtete).

Bei einer kleinen Ehrung werteten Schulleiter, Bürgermeister und ein Vertreter der Bezirksregierung dies als Beweis für eine erfolgreiche Integration ausländischer Schüler an der Betzdorfer Hauptschule.

Wie Rektor Bernd Rödder sagte, ist jeder dritte seiner Schüler ein Ausländer.

Beim Arbeitslehre-Wettbewerb arbeiteten deutsche und ausländische Schüler zusammen.

Mit viel Erfolg.

"Es wird viel von Integration geredet", so Bürgermeister Michael Lieber, "unsere Schulen handeln."

Lieber überreichte jedem der 16 Wettbewerbs-Teilnehmer einen Geschenkgutschein über zehn Mark.

Von Regierungsschulrat Friedhelm Zöllner bekamen sie ein "Weiter so!" im Namen der Bezirksregierung.

Die "Bezirkselternbeiratsvorsitzende" Christel Krischkofski aus Bad Marienberg schloß sich an.

Im Bild die erfolgreichen Schüler vor, hinter und zwischen ihrer Wettbewerbs-Arbeit - einem freundlichen Arbeitsplatz.

Beteiligt waren Jutta Bender, Jeanine Lech, Anja Rübsamen, Hatice Kurnaz, Simone Wagner, Sascha Gerlach, Carlo Weller, Andrea Renger, Betül und Hülya Ergin, Melanie Müller, Mario Langendorf, Nicol Braun, Arzu Icli, Angelika Neumann, Tanja Niemitz, Guiseppe Montuori und Sevtap Ugurli.

Die Arbeitslehre-Lehrerinnen Annemarie Kampmann und Karin Schinz.

Die viele Arbeit war übrigens nicht für den Papierkorb:

Den "freundlichen Arbeitsplatz" gestalteten die Jugendlichen in den Hauswirtschaftsräumen - auch die nachfolgenden Schüler werden daran ihre Freude haben.

Hamm.

(fr) Der neuesten Naturschutzorganisation im Kreis Altenkirchen, der "Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Mittlere Sieg" (ANS), bläst ein harter Wind ins Gesicht.

Ihre erste große Aktion sorgt für Empörung - nicht nur bei denen, die angegriffen wurden.

Sogar BUND und Naturschutzbund kritisieren das Vorpreschen der jungen Vereins:

"Die ANS hat dem Umweltschutz geschadet."

Es war schon ein starkes Stück, was da am letzten Samstag geschah.

Vor dem Hammer Rathaus wurde die neue Raiffeisen-Säule enthüllt.

Zu diesem Anlaß kamen zahlreiche Ehrengäste, u.a. Landrat Herbert B.

Blank.

Die ANS nahm auf ihre Weise teil:

Vor den 100 teils geladenen Festgästen veranstaltete sie eine "Mahnwache gegen den Baumfrevel".

Die ANS attackierte damit frontal den Gastgeber, die Ortsgemeinde.

Vorwurf:

Damit die Säule auf einem schönen neuen Platz stehen kann, mußten alte Bäume sterben.

Verantwortlich dafür laut ANS:

Ortsbürgermeister Hans Schmidt - er sei, so hatten es die Naturschützer schon vorher in der Presse verbreitet, "ein Baumkiller".

Bei den Bauarbeiten für den Säulen-Platz wurden die Wurzeln alter Eichen und Buchen teilweise zerstört.

Schuld sei Bürgermeister Schmidt - er habe bei der Planung versagt.

Mit harten Pressemitteilungen ("Baumkiller") macht die ANS dem FWG-Mann Schmidt seitdem das Leben schwer.

Vorläufiger Höhepunkt:

eine Strafanzeige.

Der Bürgermeister sieht sich "am Pranger".

Jetzt wehrt er sich.

Gegen "Halbwahrheiten, Unwahrheiten und Polemik".

Nach der Aktion am Samstag berief Schmidt nun eine Pressekonferenz ein.

Der Verwaltungschef sagte hier, daß zwar die Bäume beschädigt wurden - doch schuld sei einzig und allein die Baufirma.

Die Vorwürfe erklärt der Bürgermeister so:

"Einige Mitglieder der ANS haben einen persönlichen Hass gegen mich.

Die haben mich zum Feindbild hochstilisiert."

Schmidt betonte immer wieder:

Die Planung für den Säulenplatz sei in Ordnung gewesen.

Weil die Bäume schon vorher in einem kritischen Zustand gewesen seien, wurde sogar ein Baumexperte eingeschaltet - "das", so Jürgen Sommer von der Planergruppe Bonn, das die Projektleitung für die Gemeinde übernahm, "ist keine Selbstverständlichkeit."

Der "Baumchirug", Eckard Müller, ist ein anerkannter Experte.

Dies alles bestätigen der BUND-Vorsitzende für den Unterkreis, Lothar Heymann, ebenso wie Rolf Gros aus Bruchertseifen, Landeschef des Naturschutzbundes.

Die Anregungen des Baumexperten flossen in die Planung ein.

Als dann die Baufirma engagiert wurde, mußte sie sich vertraglich verpflichten, die Bäume bei den Bauarbeiten zu schützen.

So die Aussage von Sommer, Schmidt und Müller.

Doch das Unternehmen - die Gebrüder Schmidt aus Kirchen-Freusburg - ging offenbar gnadenlos mit den alten Bäumen um.

Baumchirurg Müller:

"U.a.

wurde der Sicherheitsabstand nicht eingehalten.

Und die hackten sogar acht Zentimeter dicke Wurzeln mit der Axt ab."

Dennoch ist Müller optimistisch, daß die beschädigten Bäume - zwei Säuleneichen und eine Buche - überleben werden.

Rechtliche Schritte gegen die Freusburger Firma werden geprüft, der Gemeinderat soll bald darüber entscheiden.

Und auch die ANS wird vielleicht nicht ungeschoren bleiben.

Die Gruppe, meinen BUND und Naturschutzbund, habe durch ihre ungerechtfertigten Vorwürfe der Sache des Umweltschutzes geschadet.

Denn die Situation der Bäume, so BUND-Heymann, wären durch die Pläne der Gemeinde verbessert worden - wenn die Baufirma die Maßnahmen ordnungsgemäß ausgeführt hätte.

"Einige Aktive der ANS sind auch bei uns Mitglied", so Naturschutzbund-Landeschef Gros, "wir überlegen, sie auszuschließen."

Jene Eiche, die bei den Bauarbeiten besonders stark geschädigt wurde, sieht heute so aus.

Die Betonmauer im Hintergrund - da hätte der BUND lieber eine Buchsbaum-Hecke gesehen.

Doch ansonsten nehmen die Naturschützer vom BUND die Gemeinde in Schutz - vor den Vorwürfen der Naturschützer von der ANS.

Kirchen.

(fr) Märkte in Kirchen sind eher selten - doch jetzt fand einer statt, der seinesgleichen sucht.

Zum "Tag der Umwelt" organisierte die Verbandsgemeinde einen "Umweltmarkt" (die WR berichtete kurz).

Das Ziel:

"Wir wollen Gruppen, Initativen und Verbänden des Umweltschutzes die Möglichkeit geben", so die Umweltbeauftragte Monika Lieth, "ihre Arbeit, Aktivität, Aufgaben und Ziele der Öffentlichkeit darzustellen."

Und das taten die dann auch ausgiebig - die Resonanz war groß:

Nicht weniger als 15 Gruppen postierten sich am Bahnhof.

Vorneweg natürlich die bekannten Naturschutzverbände BUND und Greenpeace.

Daß auch andere Organisationen für die Umwelt eintreten, bewiesen die Landfrauen (Naturhonig-Verkauf), die Imker der Verbandsgemeinde ("Imker- und Naturschutzverein VG Kirchen"), die Verbraucherzentrale Betzdorf und der Westerwaldverein.

Und der VCD (Verkehrsclub Deutschland), der mit seinen Pro-Fahrrad-Kampagnen natürlich auch für die Umwelt aktiv wird.

Biokost offerierten der Aktionskreis Dritte-Welt-Handel sowie die Biohöfe Madrisch und Locherhof.

Kinder waren auch aktiv.

Die Hauptschule übernahm eine Bachpatenschaft (die WR berichtete), die Regenwald-AG des Betzdorfer Gymnasiums informierte und sogar der Waldorfkindergarten machte mit.

Die Elkhausener Firma Solartechnik Brendebach schließlich zeigte ein Solarmobil.

Daß Ameisen herumkrabbeln würden, wie es im Vorfeld geheißen hatte, bewahrheitete sich.

Dieter Krämer aus Hamm, einer der unbequemsten Naturschützer im Kreis, zeigte sie im Glaskasten.

`Rauskrabbeln konnten die Horhausener Ameisen nicht:

Krämer hatte den Kastenrand mit Paraffinöl bestrichen.

"Nur ein paar Kundschafter sind draußen - doch die melden nix."

Unmerkbar erschüttert wurde der Glaskasten oftmals - von Musik.

Denn Kreismusikschule und Kinderchor Molzhain umrahmten den Markt.

Umweltclown Ingo Molly mit den "Gemischten 5" schließlich sorgte für heitere Abwechslung - ganz erfrischend, bei all den ernsten Problemen, auf die hingewiesen wurde.

Betzdorf.

(fr) Auch die Verbandsgemeinde Betzdorf tat etwas zum "Tag der Umwelt":

Sie brachte eine Umweltfibel heraus - und gab Gottfried Frings, ihren Umweltbeauftragten, nach eigener Aussage mehr Kompetenzen.

Außerdem firmiert Frings` Amtszimmer (in der Gerberstraße, neben der Volksbank am Rathaus) nun als "Umweltbüro", einer "Anlaufstelle für alle Bürger zu allen Fragen des Umweltschutzes".

Erreichbar zu den amtsüblichen Zeiten - wie bisher auch unter 02741/29161 - wartet der Umweltbeauftragte mit viel Rat und Broschüren auf.

Außerdem will er u.a. mit den Schulen intensiver zusammenarbeiten und einige Vortragsveranstaltungen durchführen.

Zusätzliche Kosten entstehen durch das Umweltbüro nicht, wie Bürgermeister Michael Lieber auf WR-Anfrage mitteilte.

Mehr Geld ausgegeben hat Betzdorf jedoch bei anderen Umwelt-Aktionen in den letzten drei Jahren.

Zum "Tag der Umwelt" wird in der neuen Umweltfibel eine Bilanz veröffentlicht.

Und damit eine sehr konkrete Antwort auf die Frage, die bei jedem "Tag der/des ..."

auftaucht:

Reden die Mächtigen nur - oder tun sie auch etwas? Das wurde in Betzdorf getan:

Erstellung eines Energieversorungskonzepts mit dem RWE; Meßprogramm für Windenergie-Nutzung am neuen Gewerbegebiet Steinerother Straße; "Baumbürgschaft" über 150.000 DM für Pflanzung und Pflege von Bäumen, Sträuchern und Streuobstwiesen.

Außerdem:

Baumschutzsatzung (schon seit Februar 1991 - Betzdorf war Vorreiter im Kreis); Gewässerpflegeplan für den Imhäuser Bach; Erstellung einer Gewässerfibel mit dem BUND; Vergabe zweier Bachpatenschaften an Gymnasium und Hauptschule (für Hetzbach und Oehndorfseifen); Änderung der Friedhofssatzungen (nur noch kompostierbare Kränze) und die Einstellung eines Umweltbeauftragten.

Und schließlich:

Einführung eines mit 10.000 DM dotierten Umweltpreises - und des Geschirrmobils.

Der Slogan des Gefährts, daß Einweg-Müll bei Veranstaltungen vermeiden hilft, kommt ohne Umschweife zur Sache:

"Miet mich! Ich bin das Geschirrmobil." Umweltbüro-Eröffnung zum Umwelttag:

Gottfried Frings und seine Mitarbeiterin, die Umweltberaterin Marlies Soumagne, wollen ab sofort "allen Bürgern bei allen Umweltproblemen" helfen.

Scheuerfeld.

(fr) Ein besonders großes Schulfest feierte jetzt die Grundschule Scheuerfeld - sie besteht nämlich seit 30 Jahren.

Schüler der Zweiten Klasse führten entsprechende Sketche auf ("Schule früher und heute"), Bilder aus dem Jahre 1963 waren zu sehen, eine Modenschau der Klasse 4 erinnerte an frühere Zeiten.

Daneben machten die Erstkläßler ein musikalisches Spiel mit Zahlen, die Kinder der dritten Klasse reisten "musikalisch durch Europa" und veranstalteten ein Frage-Gewinnspiel rund um die Schule.

Auch Vereine beteiligten sich:

Die Jugendorchester Scheuerfeld und Freudenberg spielten auf.

Für das berühmte "leibliche Wohl" war selbstverständlich auch gesorgt.

Der Erlös des Festes, das alle vier Jahre stattindet, wird wahrscheinlich wieder für Spielgeräte auf dem Schulhof verwandt.

Am 11.

Mai 1963 wurde das Schulgebäude, damals noch als Volksschule, eingeweiht.

"Heute besuchen 92 Kinder unsere Schule", so Schulleiter Manfred Becher, "und es zeichnet sich ab, daß die Klassenräume im nächsten Schuljahr - bei über 30 Neulingen - nicht mehr ausreichen."

Sehr beliebt:

Das "Tresor-Spiel" von Elternsprecher Michael Nieß.

Da versuchte sich auch die achtjährige Julia aus Weißrußland, die bei Nieß einen Erholungsurlaub verbringt.

(WR- fr) Betzdorf.

(fr) Die Betzdorfer Stadthalle hat schon viel erlebt - vom wilden Heavy-Metal-Konzert bis zur elitären Lion`s-Club-Versammlung.

Jetzt gab`s hier etwas Neues:

einen großen "Tanztee".

Organisiert wurde er vom ersten deutschen Altenschutzbund, dem Altenschutzbund (ASB) "Soldiar" Betzdorf/Kirchen - und knapp 300 Senioren kamen in die Halle.

Allzu wörtlich war der Titel "Tanztee" jedoch nicht zu nehmen:

Getanzt wurde lediglich auf der Bühne - und Kaffee durfte natürlich auch getrunken werden.

Ein Gedicht gab's (von Johannes Zimmermann) und auch einen Sketch:

Die Mudersbacherinnen Charlotte Schon und Roswitha Mockenhaupt traten als Clowns auf.

Doch mit Musik und Tanz begann es.

Zunächst spielten die Brucher Musikanten auf - sie begleiten den Altenschutzbund schon seit seiner Gründung 1975.

Dann führten Kreismusikschüler einige Tänze der Renaissance vor.

Für die Solidar-Mitglieder (rund 600, zwischen Betzdorf und Mudersbach) wird der Tanztee nicht nur schöne Erinnerung sein, sondern auch noch mehr Hilfe bringen:

Der Erlös einer Tombola am Rande diente dazu, ein spezielles Senioren-Bett zu kaufen, daß der ASB für pflegebedürftige Mitglieder einsetzen wird.

Moderator war übrigens Franz-Josef Euteneuer, Sohn des Sportler-Originals Franz "Fränzchen" Euteneuer.

Der Sozialpädagoge leitet in Trier ein "Begegnungsforum", wo sich junge und alte Menschen treffen.

Mit Euteneuer führte natürlich Hans Scholl durchs Programm, der dem ASB schon seit Gründung vorsitzt.

Scholl wies auf das Wappen des Altenschutzbundes - und sagte:

"Wir führen die Rose in unserem Wappen.

Die Freude, die sie symbolisiert, soll heute vorherrschend sein.

Doch die Rose hat Dornen, wie es auch das Leben hat - nämlich Grausamkeit gegen ältere Menschen."

Neuwied/Altenkirchen.

(fr) Wer wird CDU-Spitzenkandidat im Wahlkreis Neuwied/Altenkirchen bei der Bundestagswahl? Nach der überraschenden Absage des momentanen MdBs, Ulrich Schmalz (Wissen), haben bisher drei Kandidaten ihren Wunsch auf seine Nachfolge angemeldet.

Alle kommen aus dem Kreis Neuwied - im Kreis Altenkirchen gibt es noch keinen offiziellen Aspiranten.

Ein Kandidat ist der Neuwieder CDU-Kreischef, Prof.

Dr. Rüdiger Sterzenbach aus Dernbach (die WR berichtete).

Und ein anderer ist schon in Bonn:

Stefan Schwarz.

Der Landesvorsitzende der Jungen Union zog 1990 in den Bundestag ein.

Und zwar über die Landesliste.

Das übrigens denkbar knapp:

Der Leubsdorfer war auf Rang 13 plaziert - und nach der Wahl war klar:

Schon Rang 14 hätte nicht mehr zum Einzug gereicht.

Jetzt will sich Schwarz um das Direktmandat bewerben.

Ein Direktmandat, daß Ulrich Schmalz 1990 gewann:

Unter den MdB-Kandidaten aller Parteien bekam er die meisten Stimmen.

Seine Nominierung zum CDU-Spitzenkandidaten indes mußte er sich damals erstmal erkämpfen:

Bei der entscheidenden Delegiertenversammlung hatte er eine Gegenkandidatin aus dem Kreis Neuwied.

Die Karten standen also schlecht.

Und zwar aufgrund einer Tatsache, die auch diesmal wichtig ist:

In der Nominierungskonferenz sitzen mehr Delegierte aus Neuwied als aus Altenkirchen - der NR-Kreis ist größer als der AK-Kreis.

Das bedeutet aber nicht, daß ein Kandidat aus AK bei drei NR-Kandidaten unbedingt "lachender Vierter" wäre - nach dem Motto:

"Die NR-Delegierten verteilen ihre Stimmen auf die drei NR-Kandidaten, die AK-Delegierten geben alle ihre Stimmen dem AK-Kandidaten - der hat dann gewonnen."

Denn:

Vor der gemeinsamen Versammlung kürt jeder Kreisverband seinen Spitzenaspiranten - es wird also ein Zweikampf.

Schmalz jedenfalls setzte sich damals trotzdem durch.

Seine Gegenkandidatin, Doris Szwed, bewirbt sich jetzt ebenfalls um seine Nachfolge.

"Daß ich antrete, wenn Ulrich Schmalz nicht mehr antritt, war für mich von vorneherein klar", so Szwed zur WR, "schließlich bin ich sein 1.

Nachrücker auf der Landesliste."

Doris Szwed ist 42 Jahre jung und eine Frau - beides Qualitäten, die, wie sie findet, "die Politik wieder glaubwürdiger machen."

Und noch etwas:

Die Assistentin im Gesundheitsdienst verweist auf ihr "berufliches Standbein", das sie von politischen Erfolg unabhängig mache.

"Berufspolitiker gibt es genug."

Der CDU trat sie 1978 bei.

Heute ist sie stellvertretende Fraktionschefin im Neuwieder Kreistag.

Im Kreis Altenkirchen kennen sie die Mitglieder der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft:

Szwed ist CDA-Bezirksvorsitzende.

Mit dem Bekanntheitsgrad von Stefan Schwarz kann die Frau aus Niederbieber jedoch nicht mithalten - und Prof.

Sterzenbach auch nicht, obwohl er immerhin der Sporthilfe Rheinland-Pfalz vorsitzt.

Denn die Popularität von Schwarz ist bundesweit.

Er erlangte sie, indem er im Bundestag ergreifend über die Situation in Kroatien berichtete - der Hinterbänkler war daraufhin in allen Medien, talkte im SAT 1-Turm und fand sein Konterfei sogar im SPIEGEL wieder .

Bilder:

Ebenso wie Schmalz ein Reiseunternehmer:

Prof.

Dr. Rüdiger Sterzenbach Jung, weiblich und beruflich unabhängig:

Doris Szwed Mediengewandter Nachwuchs-Mann:

Stefan Schwarz.

Ihn kennt man auch im Kreis Altenkirchen (im Protestaktion beim Besuch von Ministerpräsident Rudolf Scharping in Gebhardshain) Hachenburg.

(fr) Eine echte Blues-Lady aus Chicago, inklusive vier der besten Chicagoer Bluesmusiker, präsentierte jetzt der Hachenburger "Blues- und Boogie-Club" (BBC).

Auf das phantastische Musikvergnügen fiel aber ein Schatten:

Eigentlich hätte neben Mee Montgomery noch eine zweite Sängerin auftreten sollen - doch die bekam auf ihrer Deutschland-Tournee den Fremdenhaß zu spüren, sagte daraufhin alle Auftritte ab und reiste zurück in die USA.

Ihre Kollegin Mee Montgomery sang trotzdem weiter.

Sie kam auch in den Westerwald, erschien auf der Bühne des Gasthauses Stern im superdurchsichtigen Kostüm - und entführte die 150 Zuhörer in das Heimatland des Blues.

BBC-Geschäftsführer Wolfgang Spickermann betonte, daß auch dieses Konzert nicht möglich gewesen wäre, gäbe es nicht die Sponsoren Brauerei und Volksbank - "die beiden haben eine schnuffelige Summe gespendet, vielen Dank!" Kreis Altenkirchen.

(fr) Auch im Kreis Altenkirchen haben jetzt die Vorbereitungen begonnen, um eine in der deutschen Parteien-Geschichte einmalige Aktion durchzuführen.

Rudolf Scharping, Gerhard Schröder oder Heidi Wizcorek-Zeul:

Wer wird neuer Bundesvorsitzender der SPD? Jedes Parteimitglied soll am 13.

Juni seine Meinung dazu sagen.

Kreisvorsitzender Rainer Rühmann sagte schon jetzt etwas.

Nämlich wie die große Aufgabe bewältigt werden soll.

Es gibt nicht nur das Problem der Organisation (kreisweit hat die SPD rund 2.000 Mitglieder) - sondern auch der Motivation.

Imageverlust droht.

Eine geringe Beteiligung? "Nichts", so Rühmann, "wäre peinlicher."

Das Ziel des Kreisvorsitzenden:

1.000 sollen an der Befragung teilnehmen - "mindestens".

Jeder der 16 Ortsvereine muß ein "Wahllokal" einrichten.

Urnen, von mindestens zwei Genossen bewacht, garantieren die geheime Befragung.

So die Vorgaben von ganz oben.

Die Befragung findet am Sonntag, den 13.

Juni, von 10 bis 18 Uhr statt.

Brief-Befragung ist möglich, die Ortsvereins-Vorsitzenden erhielten am Dienstag die entsprechenden Unterlagen.

Sie können also schon jetzt abgeholt werden.

Für die Brief-Teilnehmer gilt:

"Vorwärts" aufbewahren.

Denn die Anschrifts-Banderole auf dem Parteiblatt gilt als Legitimation.

Äußerlich wird es wie eine Wahl - obwohl es eigentlich ja nur eine Meinungsumfrage ist.

Oder doch nicht? Letztlich entscheidet der Bundesparteitag in Essen.

"Von den Medien", so Rühmann, "wird dies kritisiert".

Der Altenkirchener Kreischef begegnet dem mit dem Hinweis:

"So steht es in der Satzung."

Rühmann meint jedoch:

"Bei einem eindeutigen Ergebnis dürfte es selbstverständlich sein, daß sich der Parteitag nicht darüber hinwegsetzt."

Eine Teilnehmerin aus dem Kreis Altenkirchen beim entscheidenen Parteitag wird Renate Mockenhaupt sein.

Momentan weiß die Mudersbacherin nicht, wen sie wählen würde.

"Denn keiner der drei Kandidaten hat sich bisher bei Arbeitnehmer-Themen besonders hervorgetan", meint die Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA).

Landtagsabgeordneter Franz Schwarz kann das für seinen Wunschkandidaten - natürlich Ministerpräsident Rudolf Scharping - nicht nachvollziehen.

Er hofft, daß die Arbeitnehmer das Personalvertretungs- und Bildungsfreistellungs-Gesetz der Landesregierung honorieren - und für Scharping stimmen.

Der sei auch der richtige Mann, die SPD zu einen.

Das habe er auf Landesebene bewiesen:

"Früher hatten wir drei Bezirksfürsten", so Schwarz, "Scharping ist gelungen, die Landes-SPD zusammenzuschweißen."

MdL Schwarz:

"Der Rudolf kann die Bundespartei führen."

Wird mit der Befragung zum Bundeschef auch über den Kanzlerkandidaten entschieden? Offiziell nicht.

Bundesdelegierte Renate Mockenhaupt erwartet jedoch ("Machen wir uns nichts vor"), daß die Weichen eindeutig gestellt werden.

MdL Franz Schwarz prognostiziert für den Fall, das Scharping gewählt wird:

"Dann wird Oskar Lafontaine Kanzlerkandidat."

Bleibt noch die Frage, wie die SPD im Kreis möglichst viele Genossen zum Mitmachen bringen will.

"Denn nichts wäre peinlicher", so Kreischef Rühmann, "als wenn die Befragung so ausginge wie das Hornberger Schießen.

Eine hohe Beteiligung ist von übergroßer Wichtigkeit."

Einige Ortschefs haben angekündigt, jedem die Unterlagen einzeln zuzuschicken.

"Wir müssen alles tun", so Rühmann, "um die Mitglieder zu mobilisieren."

Das gilt auch für die Befragungshelfer:

"Die müssen nicht steif und starr bei der Urne sitzen."

Und MdL Schwarz schlägt vor, "mobile Wahllokale" aufzubieten.

"Dann", so der Niederfischbacher, "setzen wir einen Pkw ein - und holen uns die Stimmen ab."

SPD-Kreischef Rühmann mit Befragungszettel:

"Nicht steif und starr bei der Urne sitzen" Kirchen.

(fr) Spiele im Sand:

Das können die Kinder im Kirchener Kindergarten "St. Nikolaus" immer - doch jetzt hatten sie dabei ungewöhnliche Gesellschaft:

ihre Eltern.

Beim Sommerfest im Höferwald waren die mit dabei.

Und halfen auch mit, nicht nur beim Getränkeausschank:

Traditionell führt der Elternbeirat beim Sommerfest ein Theaterstück auf.

Diesmal war es "Die Goldene Gans".

In schönen Kostümen zeigten die Eltern das Märchen, wobei die einzelnen Akteure auf ihre Einsätze nicht hinter der Bühne warteten - sondern vielbeachtet zwischen den Zuschauern.

So standen die Kinder also z.B. plötzlich neben einem "echten" König, den übrigens Beirats-Vorsitzender Heinrich Halbe spielte.

Kindergartenleiterin Astrid Brück machte ebenfalls mit:

Sie las das Märchen vor - und bezog die Kinder mit ins Theaterspiel ein.

Auch die 89 Kinder des Kindergartens wirkten mit:

Jede der vier Gruppen - von Gruppe "Gänseblümchen" bis "Spatzennest" - hatte einen Spielstand erstellt.

So hatten dann auch die Geschwister der Kindergarten-Kinder viel Spaß.

(WR- fr) Herdorf.

(fr) Zuschüsse in Höhe von insgesamt 66.000 DM vergab jetzt der Herdorfer Stadtrat.

Am meisten bekam die Katholische Kirchengemeinde:

Mit 32.000 DM bezuschußt die Stadt die Betriebskosten ihrer beiden Kindergärten.

Über 22.000 DM für den Unterhalt der Ludwig-Wolker-Sportanlage darf sich die DJK freuen.

Und der Schützenverein bekommt 6.000 DM, für die Sanierung des Schützenhauses und neue Sportgeräte.

Die siegreichen Sportfreunde erhalten ebenfalls 6.000 DM.

Und zwar für den Unterhalt der Sportplätze "Glückauf-Kampfbahn" und "Stegelchen".

Im Namen des Gemeinderats gratulierte Bürgermeister Hans-Otto Otten herzlich zum Aufstieg in die Bezirksliga.

Wie ein Ratsmitglied bemerkte, ist der Erfolg der Fußballer umso bemerkenswerter, da die Sportfreunde seit 13 Jahren nicht mehr in dieser Klasse spielten - und erstmals seit 1965 wieder aufstiegen.

Alsdorf/Kreis Altenkirchen.

(fr) Die vergangenen zweieinhalb Jahre im Kreis Altenkirchen waren keine gute Zeit für Arbeitnehmer.

Diese Bilanz zieht die sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA).

Kreischefin Renate Mockenhaupt:

"Die Zeit war geprägt von Betriebsschließungen, Entlassungen, Kurzarbeit."

Allein rund 3.000 Arbeitsplätze seien in den Stahlstandorten Siegen und Niederschelden verschwunden.

Die Auswirkungen auf Zulieferbetriebe, Handel und Handwerk "machen sich viele noch gar nicht deutlich", so Mockenhaupt.

Was hat die AfA gegen den Arbeitsplatz-Abbau getan? Die Kreisvorsitzende:

"Wir konnten nicht mehr tun, als uns an Aktionen der Belegschaften zu beteiligen, und eine Resolution zu verfassen, in der wir den Betroffenen unsere Solidarität bekunden."

AfA-Kreisvize Franz Schwarz engagierte sich als Landtagsabgeordneter - und wirkte mit, daß der Kreis Altenkirchen in das Programm "Initiativraum" aufgenommen wurde.

Dies berichtete Renate Mockenhaupt während der jüngsten Kreiskonferenz der AfA.

Zweieinhalb Stunden wurde in der gemeindeeigenen Alsdorfer Gaststätte "Haus Hellertal" diskutiert.

26 Mitglieder waren zunächst anwesend - als 27.

kam noch AfA-Vize Hartmut Krämer, etwas verspätet.

Krämer entschuldigte sich:

"Ich war noch beruflich unterwegs - im Sinne der Arbeitnehmer".

Das quittierte Versammlungsleiter und Kreisbeigeordneter Nikolaus Roth mit einem "sehr ehrenhaft".

Dennoch mußte Roth feststellen, daß von den Ortsvereinen Brachbach, Horhausen, Wallmenroth, Weitefeld und Weyerbusch kein Vertreter erschien.

Für alle AfA-Aktivisten waren die zweieinhalb Jahre seit der letzten Kreiskonferenz anstrengend:

"Es galt", so Renate Mockenhaupt, "viele Probleme aufzunehmen und zu diskutieren.

Keine Woche verging, in der diese Regierung nicht wieder eine neue Masche fand, den Arbeitnehmern in die Tasche zu greifen und die Rechte der Arbeitnehmer weiter abzubauen."

Der Widerstand der Opposition sei leider nicht immer so gewesen, wie es sich die Kreis-AfA wünschte.

Das machte sie auch deutlich.

Schriftlich wandte sie sich u.a. an den SPD-Fraktionsvorsitzenden Klose - und zwar, "als der er für nötig erachtete, mitten in den Tarifverhandlungen über flexible Arbeitszeiten zu philosophieren."

Die Arbeitnehmer-Experten der SPD im Kreis sind auch gegen Karenztage.

Mockenhaupt:

"Wer krank wird, finanziert gleich die Pflegeversicherung mit - Logik einer sich christlich nennenden Partei."

Die AfA-Mitglieder bildeten sich weiter, u.a. bezüglich Datenschutz und Krankenversicherung.

Erfolgreich waren sie in puncto "Weiterbildung für Arbeitnehmer".

Sie brachten entsprechende Beschlußanträge in SPD-Kreiskonferenz und AfA-Bezirkskonferenz ein, die von den Delegierten beschlossen wurden.

Selbstkritisch befaßte sich die Mudersbacher Kreischefin mit der AfA-Pressearbeit:

"Die muß besser werden."

Kritik auch an der derzeitigen SPD:

"Hoffentlich wird es unserem neuen Parteivorsitzenden endlich gelingen, aus der SPD wieder eine Einheit zu machen."

Der Kreisvorstand der AfA wurde von den Mitgliedern mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt.

Einstimmig sogar die Vorsitzende.

Sie erhielt von SPD-Kreischef Reiner Rühmann einen Blumenstrauß zum Dank für ihr Engagement.

Im Bild von links nach rechts:

Die stellvertretenden Vorsitzenden Toni Mockenhaupt und Franz Schwarz (beide aus Niederfischbach), Vorsitzende Mockenhaupt, SPD-Kreischef Rühmann, der dritte AfA-Vize Hartmut Krämer (aus Rott bei Flammersfeld) und Geschäftsführer Steffen Uwe Richards (Herdorf).

Schweres Geschenk für die Gemeinde Kirchen:

Der Steinmetz und Steinbildhauermeister Bernd Hilger (links im Bild) stiftete ein 950 Kilogramm schweres Steinwappen.

Er fertigte es - übrigens sein Gesellenstück - aus Wetzlarer Diabes.

Bürgermeister Dr. Albert Wittine darf sich über das massive Präsent freuen, für das rund 100 Stunden Arbeit nötig waren.

Betzdorf/Kirchen.

(fr) Seit nun zehn Jahren opfern viele Menschen ihre Freizeit, überwinden ihren Ekel und helfen mit - damit die Erdkröten weiterleben.

Die Vorgeschichte der Krötenrettung im Imhäusertälchen, letztes großes Laichgebiet in der Verbandsgemeinde Betzdorf, ist blutig.

"Regelrechte Rutschpartien" habe es früher gegeben, so Betzdorfs BUND-Chef Manfred Keßler - "Hunderte von plattgefahrenen Tieren auf der Straße.

Ein Schlachtfest."

Viele der Tiere sind nicht sofort gestorben.

Manche Kröten hatten z.B. die Hinterfüßchen zerquetscht, lebten aber noch.

"Die guckten mich dann mit großen Augen an", so Keßler.

Er gab ihnen den Gnadenstoß.

Wenn eine Erdkröte nachts loszieht, sieht sie im Scheinwerferlicht aus wie ein Stein.

Der Autofahrer kann sie also nicht erkennen - "aber wenn ich Auto fahre", so Keßler, "dann versuche ich, Steinen auf der Fahrbahn auszuweichen."

Einen Grund, warum die Tiere zu Hunderten sterben müssen, erfuhr Keßler während einer nächtlichen Observierung.

Denn der erste Versuch der Rettung - per Hand, ohne Fangnetze - scheiterte, weil im Imhäusertal teilweise schnell gefahren wird.

"Es war sehr gefährlich", so Keßler.

Daraufhin konnten die Naturschützer bei der Kreisverwaltung erreichen, daß die Straße nachts gesperrt wird.

Doch am nächsten Morgen lagen trotzdem Tierkadaver auf der Straße:

Einige Autofahrer fuhren trotz Sperrung durchs Tal.

Keßler legte sich nachts auf die Lauer.

Da sah er Schreckliches.

"Junge Autofahrer machten sich ein Spiel daraus, möglichst viele Kröten zu überfahren."

Das habe "für kleine Schlachtfeste" ausgereicht.

Noch heute, berichtet Augenzeuge Hans-Jürgen Schwerack, wechseln Autofahrer auf die linke Spur, um die Tiere noch umbringen zu können.

Schwerack, Verwalter der Minigolfanlage:

"Ich habe Wut im Bauch."

Autofahrer hätten von "unwertem Leben" gesprochen.

Auch sein blaues Hinweis-Schild "Achtung Kinder" sei bereits zweimal heruntergerissen worden.

"Das", so Schwererack, "ist pervers."

Aufgrund solcher Erfahrungen wird das Imhäusertal beim nächsten Krötenlaich wieder gesperrt.

Weil die Wanderung 1993 nicht in einem großen Schub erfolgte, hatte der BUND getestet, ob das immer noch nötig ist - und nicht gesperrt.

"Das", so Keßler, "war ein Fehler."

Er freut sich, daß die Anlieger aus Herkersdorf und Offhausen die Sperrung (von 21 bis 5 Uhr) akzeptierten.

Seit Hans-Jürgen Schwerack in diesem Jahr den Minigolfplatz verwaltet, hilft er mit seiner Frau Monika beim Krötenretten mit.

"Es ist erstaunlich", berichtet Schwerack, "wie zutraulich und vertrauensvoll die Tiere sind.

Das ist ein tolles Erlebnis."

Doch die Kröten haben auch viel Angst, wenn sie von den Helfern eingesammelt werden.

Da bleibt es nicht aus, daß eine "mal auf die Hand pinkelt", so Keßler.

Trotzdem machen auch viele Kinder mit.

Als "Rückgrat der Amphibienschutzaktion" im Imhäusertal hebt Keßler besonders Gunnar (14) und Thorsten (13) Phillips aus Betzdorf hervor.

Er schenkte ihnen jetzt zum Dank ein Bestimmungsbuch.

Der BUND-Chef bedankte sich auch herzlich bei der Straßenmeisterei Scheuerfeld:

Sie stellt die Fangzäune kostenlos zur Verfügung - und bringt sie gratis an.

Der Dank der Naturschützer gilt auch dem neuen Pächter des Minigolfplatzes, Franz Waltermann.

Auf seinem Grundstück befindet sich der Laichteich - und er unterstützt wie sein Vorgänger die Rettungsmaßnahmen.

Insgesamt wertet Keßler die Aktionen als Erfolg:

Die Krötenzahl von rund 1.000 bleibe mittlerweile konstant.

Und vielleicht werden es auch noch mehr.

Denn der Verwalter der Minigolf-Anlage denkt darüber nach, einen zweiten Tümpel für die Kröten zu reaktivieren - abseits der Straße.

Überwanden ihren Ekel und opfern Freizeit für Erdkröten (v.l.):

Björn Steffen (7 Jahre ), Gunnar und Thorsten Steffens, Joachim Schmidt (13) und Rita Keßler (11).

Sie helfen mit, daß auch der kleine Frank Döker (r.) noch Erdkröten im Imhäusertal beobachten kann.

Brachbach.

(fr) Schwere Lkw-Reifen, Farbreste, Gartenstühle, Tische, PVC-Rohre, Dosen, Blumentöpfe:

All dies und noch mehr zogen Jäger jetzt aus dem Brachbacher Wald.

In fünf Stunden sammelten sie beachtliche 9 Kubikmeter Abfall.

Ihre Motivation:

Umweltschutz.

Chemikalien können ins Grundwasser gelangen, Scherben die Tiere verletzen.

Kürzlich fand ein Brachbacher Jäger einen Igel, der in eine weggeworfene Plastiktüte gekrabbelt war - und dann starb.

"Der Schutz der Natur und der wildlebenden Tiere", so Brachbachs Jagdaufseher Josef Jendrek, "ist die oberste Aufgabe der deutschen Jäger."

Dies will Jendrek der Öffentlichkeit deutlich machen - und deshalb lud er auch die Presse ein.

"Das soziale Umfeld soll sehen, daß ein Jäger nicht nur mit dem Gewehr herumläuft."

Das Abfallsammeln, das in dieser Form erstmals stattfand, wollen die Brachbacher Jäger nun jährlich durchführen.

Außerdem planen sie, eine Bachpatenschaft zu übernehmen und Obstbäume anzupflanzen.

"Natürlich schießen wir auch", so Jendrek, "aber nur selektiv."

Die Jagd mit ihren Hegepflichten diene dazu, Biotope und Arten zu schützen.

"Andere reden von Umweltschutz, wir Jäger praktizieren ihn."

An der "Entrümpelung" beteiligten sich zwei Brachbacher Jagdanwärter, sechs der sieben Brachbacher Jäger und ein Kollege aus Oberschelden.

"Wir würden uns freuen", so Jendrek, "wenn das nächste Mal auch noch andere Organisationen mithelfen."

Die Jäger säuberten drei Gebiete:

den Eichenwald in der Mühlenhardt, eine Fichtendickung (Kleine Brachbach) und einen Bachlauf nahe der Grube Ecke.

Am Bauhof sortierten die Jäger den Müll.

Jagdaufseher Jendrek fand nicht nur Zustimmung für die Brachbacher Aktion.

"Im Hegering gibt es beispielsweise konservative Kräfte, die meinen, solche Müllsammlungen seien nicht nötig."

Eine andere Meinung hatten da örtliche Geschäftsleute:

Sie unterstützten die Jäger.

Laster stellte die Firma Neuser bereit, Verpflegung kam aus Mudersbach (Metzgerei Gütelhöfer und Erzquell-Brauerei).

Und die Gemeinde unterstützte die Aktion mit 200 DM.

Brachbacher Jäger säuberten die Mühlenhardt:

"Wir laufen nicht nur mit dem Gewehr herum" (WR- fr) Brachbach.

(fr) Zum 25jährigen Bestehen des SPD-Ortsverbands kam Ministerpräsident Rudolf Scharping nach Brachbach.

Kürzlich war er auch zum Jubiläum der Gebhardshainer SPD erschienen.

Das "Modell Gebhardshain" fand jedoch keine Nachahmung in Brachbach:

Statt einer lebhaften Talkshow veranstaltete der Ortsverband einen herkömmlichen Festabend - mit fünf Ansprachen und ohne Bürger-Fragen.

Die Quittung:

Während in Gebhardshain zur Talkshow über 200 kamen, erschienen in Brachbach kaum 40 nicht geladene Gäste, um das Jubiläum zu feiern.

Mit "Glück Auf, der Steiger kommt!" wurde der Ministerpräsident im Gasthof Euteneuer vom MV Lyra begrüßt (da spielte übrigens auch der CDU-Ortschef mit).

Scharping hielt die Laudatio.

Er ging nicht auf den Werdegang des Ortsverbands ein - der liegt nämlich in gedruckter Form vor (die WR berichtete).

Dafür referierte er zum Thema "Freiheit ist mehr als politische Freiheit".

Zunächst aber sprach natürlich Ortsverbands-Chef Reinhard Zöller.

Er begrüßte die heimische SPD-Prominenz, von MdB Ludwig Eich bis zu den sozialdemokratischen Ortsbürgermeistern der Verbandsgemeinde.

Dann sagte Zöller, daß das Jubiläum ein Grund "für ein wenig Stolz sei" - denn obwohl erst 25 Jahre alt, ist die SPD seit fast 10 Jahren die stärkste Fraktion im Gemeinderat.

Und sie stellt mit Alex Maag den Bürgermeister.

Der versprach für seine Partei:

"Wir wollen weiterhin die Zugmaschine der Gemeinde sein."

Maag betonte außerdem, daß Brachbach unter SPD-Führung das notwendige Sparen ernst nimmt:

Die Gemeinde ist im dritten Jahr schuldenfrei.

SPD-Kreischef Reiner Rühmann lobte, daß der Ortsverein "im ganzen Kreis große Anerkennung findet."

Dies aufgrund der "eigenen Zeitung, der kulturellen Angebote und der politischen Veranstaltungen."

Auch Günter Wolfram hielt eine kurze Ansprache.

Doch weniger als Kreistagssprecher, sondern als damaliger Leiter der Gründungsversammlung der Brachbacher SPD.

Er erwähnte, daß seine 1968 gemachten Aussagen immer noch aktuell seien:

Er sagte damals - im Angesicht der NPD -, daß die größte Gefahr für den Staat vom Rechtsradikalismus ausgeht.

Dann sprach der Ministerpräsident und designierte Bundesvorsitzende.

Er sagte zunächst etwas über die Vorzüge der SPD, die dazu führten, daß sie heute die größte Mitgliederpartei Europas ist:

Die SPD habe feste und dauerhafte Grundsätze - sei aber fähig, vor deren Hintergrund auf aktuelle Fragen zu antworten.

Scharping äußerte sich auch zu aktuellen Themen.

So fordert er, daß Unternehmer, die stark rationalisieren, stärker in die Sozialversicherungen zahlen müssen - weil sie weniger Menschen beschäftigen.

Und Karenztage seien eine "bittere Ungerechtigkeit".

Denn diejenigen seien getroffen, die körperlich und gesundheitlich bei der Arbeit am stärksten belastet sind.

"Ein Glück", so Scharping, "daß die SPD im Bundesrat schon die Mehrheit hat."

Dadurch würden die Karenztage abgewendet.

Zur Asylfrage sagte der künftige SPD-Bundeschef, daß er "gegen Begrenzung und Besteuerung" sei - aber dafür, daß in den Heimatländern geholfen werde.

Bei rechtsradikalen Anschlägen "wird der Ruf nach Justiz und Polizei nicht reichen - obwohl ich wünschte, daß die Rechtsextremen genauso hart verfolgt würden wie die Linksradikalen."

Der Schutz der Ausländer sei die Aufgabe jedes einzelnen Bürgers.

Scharping appellierte:

"Nehmt unsere Mitbürger, die aus der Ferne gekommen sind, zuallererst als Menschen wahr."

Den Brachbacher SPDlern sagte er:

"Bei allem berechtigten Stolz über die Fortschritte in einer Gemeinde wie Brachbach, wo ihr vorzügliche Arbeit geleistet habt:

Es ist wichtig, daß ihr seht, daß ihr Träger einer großen Idee seid.

Jeder einzelne hat Verantwortung."

Scharping sagte, er sei gerne gekommen.

"Denn gerade wenn die Verantwortung eines Politikers steigt, muß er mit den Menschen reden."

Dennoch verabschiedete sich Scharping sofort wieder:

Er wollte noch ein Jubiläum in einem anderen Ortsverein mitfeiern.

SPD-Ortschef Zöller überreichte dem designierten SPD-Bundeschef Scharping als Gastgeschenk eine Grubenmann-Figur, die Heimatkünstler und Ehrenbürger Josef Christ gefertigt hatte.

Sabotage beim 9.

Internationalen Volkswandertag in Wallmenroth:

Am Vortag der Großveranstaltung, für die 60 freiwillige Helfer notwendig waren, entfernten Unbekannte einige Streckenmarkierungen am Katzwinkler Försterdenkmal.

Glücklicherweise entdeckten die Wandersportfreunde Wallmenroth die Tat rechzeitig - und so verliefen sich die rund 1.800 teilnehmenden Wanderer aus ganz Deutschland nicht.

11 und 21 Kilometer wurden ihnen als Strecken angeboten.

Die lange Route:

Mehrzweckhalle Wallmenroth - Katzwinkel - Alte Poststraße - Sonnenweg - Schutzhütte - Wehbach - Molzberg - Wallmenroth.

Die meisten Wanderer kamen, wie schon im vergangenen Jahr, aus Fehl-Ritzhausen, vom "Wanderverein Hoher Westerwald".

Sie erhielten einen Wanderpokal der Gemeinde.

Die zweitstärkste Gruppe kam aus Bad Berleburg-Weidenhausen, die Kirchener "Siegperle" folgte auf Platz 3.

Über 100 Wandervereine waren angereist.

(fr/WR- fr) Daaden.

(fr) "Wir", so Daadens Wehrführer Hans-Jürgen Marbach, "wollten das hier nicht groß aufziehen."

Zum Tag der Offenen Tür im Feuerwehrhaus im Kirdorf gab es keine Werbeplakate - und die Wehr veröffentlichte nur eine kurze Ankündigung im Mitteilungsblatt.

Über den Menschenstrom, der dann dennoch am Wehrhaus erschien, war Marbach "sehr verwundert."

Aber es gab ja auch was zu sehen.

Auch die Wehren Weitefeld, Friedewald, Herdorf, Betzdorf und Struthhütten stellten ihre roten Lkw aus.

Da wurde es so eng, daß der Platz für Schauübungen fehlte.

Dafür zu bestaunen:

eine große Sammlung an Modell-Feuerwehrautos.

Und die beliebten Rundfahrten für Kinder waren natürlich Ehrensache:

Mit Sechstonnern wurden die Kleinen spazierengefahren.

Brachbach.

(fr) Ministerpräsident Rudolf Scharping kam zum Jubiläum des SPD-Ortsvereins nach Brachbach ACHTUNG!!! (die WR berichtete/weiterer Bericht folgt).

Nach einer Laudatio ehrte er zahlreiche Gründungsmitglieder für ihre 25jährige Mitgliedschaft:

Albrecht Griffel, Wolfgang Hensel, Dieter Heupel, Hugo Hoell, Hugo und Erich Irlich, Kunibert Kölsch, Willi Mockenhaupt, Paul Stark, Franz Utsch, Franz Vitt, Kunibert Zöller, Robert Theis, Alex Maag und Kurt Rues.

Sie alle bekamen eine silberne Ehrennadel sowie eine (natürlic rote) Ehrenurkunde aus der Hand des Ministerpräsidenten.

Die Urkunde ist übrigens etwas Besonderes:

Sie ist vom derzeitigen Bundeschef Johannes Rau unterzeichnet - und auch vom künftigen Bundesvorsitzenden Scharping.

(WR- fr) Altenkirchen.

(fr) Die Hammer Rippelmarken sind wieder da! Wie die 300 Millionen Jahre alten Versteinerungen aus dem Kreis Altenkirchen verschwanden, darüber gibt es verschiedene Ansichten (für die einen war es "Diebstahl", für die anderen ein normaler Verwaltungsvorgang - die WR berichtete ausführlich).

Ihre ordnungsgemäße Rückkehr jedoch ist unstrittig.

Das Landes-Denkmalamt schenkte dem Landrat und Hamms Ortsbürgermeister nun jeweils eine 80 Kilogramm schwere Rippelmarken-Platte.

Mit demselben roten VW Passat CL, mit dem die Rippel von einem Hammer Privatgrundstück nach Mainz abgeholt worden waren, beförderte sie nun eine Delegation des Landesamts wieder zurück.

Die Abordnung wurde wieder angeführt vom Referatsleiter Erdgeschichte, Dr. Wuttke.

Er erklärte, sein Amt habe die Rippelplatte reinigen und zusammenkleben müssen - denn sie sei in rund 300 Einzelteile zerbröselt.

"Wir sind uns wohl alle einig", so Hamms Bürgermeisters Hans Schmidt unwidersprochen, "daß die Restaurierung nicht nötig gewesen wäre, wenn die Bergung sachgemäß abgelaufen wäre."

Damit spielte er an auf die Rettungsaktion der Hammer Unabhängigen Gruppe (UG).

Doch darüber wurde nicht mehr weiter gesprochen, als der Bürgermeister und Landrat Herbert B.

Blank nun die alten Steine in Empfang nahmen.

Den Vorschlag einer Journalistin, sich "die Dinger übers Bett zu hängen", mußte der Landrat ablehnen:

Die Rippel sind natürlich nicht für ihn persönlich bestimmt, sondern für den Landkreis.

Sie sollen im Kreis-Bergbaumuseum Sassenroth ausgestellt werden.

Und das Stück für die Gemeinde Hamm wird wahrscheinlich im Rathaus einen Platz finden.

Nach 300 Millionen Jahren die erste Reise:

Hamm-Mainz-Altenkirchen-Hamm.

Beim Ausladen halfen alle mit.

Dr. Wuttke So viel war in Kirchen nicht mehr los, seit die Bahnhofstraße eingeweiht wurde:

Hunderte sahen sich am Wochenende das neue Rathaus an - und nahezu alle Ortsvereine und -verbände wirkten drumherum mit (die WR berichtete ausführlich im Vorfeld).

Auch Regenschauer konnten das Einweihungsfest nicht behindern - schließlich bot das neue große Rathaus genügend Unterstellmöglichkeit.

Alle Räume waren geöffnet - so auch das Amtszimmer des Verbandsbürgermeisters:

"Du meine Güte" und "Ojojojo" lauteten Kommentare der Besucher.

Das 16-Millionen-DM-Bauwerk ist nun komplett fertiggestellt.

Letzte Maßnahmen (z.B. Türschilder für die Besuchertoiletten) wurden in den letzten Tagen noch durchgeführt, für den Außenbereich (das sogenannte Rathausumfeld) legten sich Bauarbeiter bis abends ins Zeug.

29.1.92:

Gebhardshain.

(fr) Griechenland, Bulgarien, Holland, Belgien, München, Hamburg, Berlin - Gebhardshain:

so sieht das Reiseprogramm der Taekwondo-Mannschaft der Nationalen Sportuniversität Seoul aus.

Die Studenten befinden sich derzeit auf ihrer jährlichen Europa-Tournee - und besuchten jetzt, zu einem gemeinsamen Demonstrations-Training, auch den größten derartigen Verein im Kreis, die 1977 gegründete Taekwondo-Abteilung der Sportgemeinschaft Westerwald.

Sie kann nicht nur Deutsche und Rheinland-Pfalz-Meisterschaften vorweisen, sondern ist mit 130 Aktiven - unter der Führung von Abteilungsleiter Johannes Rötzel - auch die mitgliederstärkste Taekwondo-Gemeinschaft im Kreis.

Daneben betreiben auch in Altenkirchen, Herdorf und Niederfischbach einige Sportler im weißen Kittel diese koreanische Karate-Version.

Trainiert wird bei der SG Westerwald dreimal in der Woche, je zwei Stunden.

Ihre Gäste aus Korea sind da ein bißchen fleißiger:

sechsmal die Woche und jeweils drei Stunden.

Dementsprechend die Erfolge der angehenden Sportlehrer.

So waren unter den elf Kämpfern in der Gebhardshainer Turnhalle einige Studenten-Weltmeister und World-Cup-Sieger, wie Xang Doe Seung, Seo Bo Hoon und Park Jaeseong.

Auch sie sind dabei, als das Probetraining mit den Sportkameraden aus dem Westerwald beginnt.

Zunächst ein erstes Aufwärmen:

alle laufen im Kreis, wobei zackig "1, 2, 3" gerufen wird - natürlich auf koreanisch.

Dann weitere Lockerungsübungen und schließlich der kontaktlose Probekampf.

Alles wurde aufmerksam überwacht vom Trainer der Taekwondo-Mannschaft der Nationalen Sportuniversität, Eui Min Ko, schon seit 36 Jahren im Amt.

Mit dabei auch Uni-Direktor Professor Li, der die Taekwondo-Kämpfer der SG WW schon vor drei Jahren einmal besuchte.

Interessierter Beobachter aber der Gründer der Taekwondo-Abteilung in der SG Westerwald, Dieter Glöckner.

28.1.92 Gebhardshain.

(fr) Die Tradition des Kinder-Theaters in Gebhardshain reicht bis ins vorige Jahrhundert zurück:

"Ohne Unterbrechung führen hier seit über 100 Jahren die Kinder der Kirchenchor-Sänger ein Theaterstück auf", berichtet Rudi Rödder.

Er ist Vorstandsmitglied bei den "Gebhardshainer Heimatfreunden", die dieses Jahr die Aufführung mitorganisierten.

Ursprünglich, so Rödder, habe das Theaterspiel am Sonntag nach den "Heiligen Drei Königen" stattgefunden, im Saal der Gastwirtschaft Becher.

Doch die brannte 1977 ab - hier steht heute die Volksbank -, und so zog man in den schönen Saal des "Westerwälder Hofs".

Dorthin kamen an die 130 Gäste, als nun Hans Christian Andersens "Schweinehirt" zur Aufführung kam.

Renate Hombach und Ulla Hilger hatten das Stück mit zehn jungen Akteuren zwischen 9 und 13 Jahren in den Weihnachtsferien hervorragend einstudiert - und durch die große Spielfreude der Kinder sprang der Funke schnell aufs Publikum über.

In den Hauptrollen:

Christina Hassel (souverän als Schweinehirt) und Dorothee Niermann (eine perfekte Prinzessin).

Zwischendurch sorgten auch einige Hofdamen für grazile Aktion auf der Bühne (Tina und Nina Oberdries, Christina Lörsbach sowie Mareike Lindlohr).

Als Kaiser agierte Verena Müller, als Oberhofmeister Kornelia Lindlohr.

Bereits zum vierten Mal dabei waren der 10jährige Dominik Hammer ("Hofrat Unterschlau") und als "Minister Oberschlau" Björn Krohmann (12):

"Wir haben in den letzten Jahren auch beim Rumpelstilzchen und der Prinzessin auf der Erbse mitgespielt!" Die Kostüme, berichtete Mit-Regisseurin Ulla Hilger, "stammen noch größtenteils von der bekannten Dorftante Johanna, die jahrzehntelang auch Regie führte.

Ein rotes Samtkleid ist über 40 Jahre alt."

Ulla Hilger kennt die lange Tradition des Kindertheaters:

"Meine Mutter", erzählt sie, "hat damals bei Schneeflöckchen mitgespielt."

4.2.92 Herkersdorf.

(fr) "Persönlichkeiten, die sich rund um den Druidenstein besonderes verdient gemacht haben", so heißt es in den Vereins-Statuten, verleiht der "Herkersdorfer Carneval-Verein" (HCC) den Titel des "Ordens-Ritter vom Köppel".

Auch in diesem Jahr ist es wieder soweit, Manfred Brüning heißt der "Geadelte".

Der 61jährige habe über siebzehn Jahre als Geschäftsführer des HCC gewirkt, begründete Ehrenpräsident und HCC-Pressesprecher Edmund Mertens die Entscheidung.

Bauingenieur Brüning, der vor 30 Jahren aus Posen (Westpreußen) nach Herkersdorf übersiedelte, habe im Verein großes Organisationstalent bewiesen und sehr viel geleistet, so Mertens.

Manfred Brüning kann sich nun in eine teils prominente Reihe der Köppel-Ritter einreihen:

unter anderem auch Carl-Ludwig Wagner (Ex-Ministerpräsident, CDU), Heinz Schwarz (Ex-Bundestagsmitglied, CDU) und Dr. Alfred Beth (Ex-Landesminister, CDU) tragen den Karnevals-Titel.

Der Neu-Ritter, der 1980 Prinz und 1990 Schützenkaiser war, bewies Humor:

"Ich bin damals eigentlich nach Herkersdorf gekommen, um dem Köppel etwas wegzunehmen", so Brüning - "ein Mädchen!" Seine Frau Gisela blieb beim Fototermin (siehe Bild) allerdings bescheiden im Hintergrund.

Der Köppel-Ritter wurde vorgestellt im großen Wohnzimmer von Uschi Wiese, wo sich die HCCler seit Jahren treffen.

Der Verein hat rund 100 Mitglieder, davon 60 Aktive.

Rund 13 Auftritte werden sie dieses Jahr ableisten.

Edmund Mertens betonte besonders die Teilnahme an einer Veranstaltung für Behinderte am 23.

Februar in Herdorf.

"Wir sind wieder dabei, mittlerweile seit 1981."

Behinderte habe der HCC in diesem Jahr auch wieder zur Kindersitzung eingeladen.

Natürlich krönen die Herkersdorfer "Narren" auch jedes Jahr ihren Karnevals-Prinz.

Der Prinz von 1991 hatte Pech, seine Auftritte fielen aus - der Golfkrieg.

Nach Vorstands-Beschluß versucht er es in diesem Jahr noch einmal.

"Wir holen es doppelt nach", sagt seine Frau und damit HCC-Prinzessin, "Birgit I."

Der alte neue Prinz - ein Kuriosum in der 33.

HCC-Session -:

"Edgar I."

(Edgar Jung), der aus Freusburg stammt und in Wehbach wohnt.

Jung, Jahrgang 1956, ein Kind, ist Versicherungskaufmann und seit zwei Jahren im HCC.

Warum wurde er Prinz? "Ich feiere gern, bin lustig und fröhlich."

Edmund Mertens betonte auch das Engagement seines Bruders, der sich in Organisation, Wagenbau und Prinzengarde ausgezeichnet habe.

"Recycling-Prinz" Edgar indes ist jedenfalls "im November geboren, vielleicht kommt daher meine karnevalistische Ader."

"Köppel-Ritter" 1992 ist Manfred Brüning (l.), der seit seinem Beitritt zum HCC dessen Geschäftsführer ist.

Rechts im Bild der neue alte Prinz "Edgar I.", in der Mitte Prinzessin "Birgit I."

23.2.92:

Daadener Hilfe erhält die Bundesknappschaft beim Aufbau ihrer Zweigstellen Bitterfeld und Halle:

Zu einem Erfahrungsaustausch trafen sich nun der Leiter der Siegener Knappschafts-Geschäftsstelle, Rudolf Schweizer (links im Bild), und Gewerkschafts-Veteran Adam Wolfram (rechts).

Die Siegener Stelle hat die Patenschaft für Bitterfeld und Halle übernommen, und der Wahl-Daadener Wolfram hatte nach dem Zweiten Weltkrieg in dem betreffenden Gebiet ebenfalls Aufbau-Arbeit geleistet.

Adam Wolfram, ein sympathischer und hellwacher 90jähriger, berichtete von seiner erfolgreichen Arbeit, die ihm das Amt des Landtagspräsidenten einbrachte - "bevor ich 1949 durch einen linientreuen SED-Mann ausgetauscht wurde", so Wolfram zigarreschmauchend in seinem Wohnzimmer.

Rudolf Schweizer erklärte, daß die Knappschaft 400.000 Versicherte übernommen habe, von denen wegen der schlechten Wirtschaftslage "wahrscheinlich 200.000 übrigbleiben werden."

23.2.92:

300 Frauen sind in Molzhain, Kausen und Dickendorf in der Katholischen Frauengemeinschaft aktiv.

Jetzt feierten sie im brechend vollen Kausener Jugendheim ihren Karneval - mit Liliputaner-Tanz, Bauernballett, witzigem Frauenchor (im Bild), Dingsda und Colonia-Duett.

Auch der derzeitige Sitzungs-Hit "Herzblatt" fehlte nicht.

Durch die Stunden führte Christiane Zick als Moderatorin, die Pausen füllte Alleinunterhalter Christoph Arndt mit karnevalistischen Keyboard-Klängen.

Der Erlös geht an ein Kinderheim in Rußland.

26.2.92 Brachbach.

(fr) Brachbach bleibt schuldenfrei.

Die Gemeinde kann ihre Rücklagen sogar von 138.000 DM auf 150.000 DM aufstocken.

Dies geht hervor aus dem nun im Gemeinderat einstimmig verabschiedeten Haushalt 1992.

SPD-Sprecher Ludwig Griffel begründet die sonnige Situation:

"Wesentlichen Anteil an der Steuerkraft unserer Gemeinde haben die Brachbacher Unternehmen, die ihre Ertragslage verbessern konnten."

Daß die Gemeinden statt 27,5 nun 29,75 Prozent an den Kreis abgeben müssen, "dafür hat die Brachbacher SPD-Fraktion Verständnis, wenn wir auch nicht erfreut sind, daß wir 70.000 DM mehr zahlen müssen" - vieles, wie der Fonds "Deutsche Einheit", sei dem Kreis vom Gesetzgeber auferlegt worden.

Als "finanzpolitisches Blendwerk" bezeichnete dagegen der neue CDU-Sprecher Berthold Bätzing die Erhöhung.

Den Etat wertete er insgesamt als "solide", positiv sei die freie Finanzspitze von 334.000 DM, und seine Fraktion stimmte geschlossen zu.

Übrigens:

84 Prozent aller Brachbacher sind katholisch, wie im Haushaltsplan zu lesen ist, und der Ausländeranteil liegt bei 1,5 Prozent.

Die Einwohnerzahl beträgt nach stetigen Wachstum aktuell 2267.

Rund 700 davon sind Mitglied im "TV Jahn 1908".

Der Rat gewährte dem Verein einen einmaligen Zuschuß von 1.875 DM, weil unvorhersehbare Kosten für die Turnhalle entstanden seien.

Auch den Kirchenchor "Cäcilia", der ein neues Klavier kaufen will, unterstützt die Gemeinde.

Der Rat entschied:

Wenn die Kirchengemeinde ein Fünftel der Kosten zuschießt, tut dies auch die Gemeinde - sonst bekommt der Chor lediglich 10 Prozent.

Weiterhin brachte der Gemeinderat einige Zukunftsprojekte auf den Weg.

Konkretes wurde noch nicht entschieden, doch mit der Weiterleitung an die zuständigen Behörden oder Ausschüsse signalisierte die Versammlung grundsätzliche Zustimmung.

Zu rechnen ist so u. a.mit zunächst 10 "Park & Ride"-Parkplätzen bei der Bahnhofs-Unterführung - "bei Bedarf auch mehr", so Bürgermeister Alex Maag (SPD).

Sicherer soll die Haupt-Durchgangsstraße werden:

An der Kreuzung Au-/Bahnhof-/Mittel-Straße wird der Verkehr bautechnisch verlangsamt.

Nicht sicher ist, wie das geschehen wird.

Die CDU will eine Beton-Niere und einen Zebrastreifen, die SPD favorisiert eine Tempo-30-Zone.

Die Sozialdemokraten möchten außerdem, daß bei zukünftigen Baumaßnahmen an der Straße Verbundsteine verwendet werden.

Sie sähe an den schmalen Stellen gerne Poller auf dem Bürgersteig, weil der nicht nur von Bürgern, sondern auch von vielen Lkw benutzt werde.

Bürgermeister Maag äußerte sich auch zur Verkabelung von Brachbach.

Vor einem Jahr habe der zuständige Post-Mann auf Anfrage mitgeteilt, 1992 könne man darüber sprechen.

"Nun erklärt die Post", so Maag, "daß die erforderlichen 60 Prozent, die sich anschließen lassen wollen, wohl kaum zusammenkommen" - es gebe schließlich sehr viele "Satelliten-Schüsseln" in Brachbach.

"Wenn wir die Verkabelung wollen", so Maag sinngemäß, "müssen wir selbst für die Baukosten aufkommen, und die Post kassiert hinterher die Kabelanschluß-Gebühren."

Auf seine entsprechende informelle Frage an den Rat - "Wer von uns will das?"-, kam ein einstimmiges Votum:

niemand meldete sich.

26.2.92:

Katzenbach.

(fr) Mehr junge Alte wünscht sich der Altenwerk-Vorsitzende der Pfarrei Kirchen, Edmund Mertens, in seinem Verein:

"Ab 60 können Sie dabeisein!" Das überkonfessionelle Altenwerk, das von der katholischen Kirche finanziert wird, veranstaltete nun seinen Karneval im Katzenbacher Bürgerhaus.

Während an den zahlreichen - kostenlosen - Ausflugsfahrten des Altenwerks immer rund 100 Senioren teilnehmen, kamen zum Karneval fast 140 Alte aus Kirchen und den Ortsteilen Freusburg, Herkersdorf, Katzenbach und Offhausen.

Weil Edmund Mertens nicht nur Altenwerk-Chef, sondern auch Ehrenpräsident des Herkersdorfer Karnevalsvereins "HCC" ist, ertönte im Katzenbacher Bürgerhaus neben dem "Katzemich Miau!" natürlich auch das "Herkersdorf Schlöng ronner!" Außerdem hatte Mertens arrangiert, daß HCC-Prinz Edgar I.

nebst Prinzessin sowie die Kinder-Tanzgruppe aus Herkersdorf den Senioren einen Besuch abstatteten.

Als weitere Ehrengäste begrüßte Mertens, der selbstverständlich den Sitzungsvorsitz übernahm, Kirchens Diakon Heinz Stock (er stieg in die Bütt), vom Altenpastoral Betzdorf Heinz Scholl und dessen Gattin Renate (Dekanants-Chefin der kfd).

Auch der stellvertretende Kirchener Ortsbürgermeister, Martin Jung, kam mit seiner Frau.

Als Alleinunterhalter griff Alois Langenbach (Offhausen) karnevalistisch ins Keyboard.

Mit Kaffee und Kuchen bediente die Senioren ihr Altenwerk-Vorstand und Aktive vom Sportverein Katzenbach um SV-Chefin Marianne Neuser.

29.3.92:

Kirchen.

(fr) Nur einer freute sich im Kirchener Verbandsgemeinderat:

Grüner Hans-Jürgen Orthmann.

"Freudig stimme ich zu", meinte er - während alle anderen mehr oder weniger laut mit den Zähnen knirschten, als es galt, den Bürgern (respektive Wählern) eine saftige Erhöhung der Abwassergebühren schmackhaft zu machen.

Orthmann:

"Solange noch so oft autogewaschen wird, ist das Wasser viel zu billig!" Natürlich, so kam es dagegen von CDU und SPD, sei es unerfreulich, daß die "Schmutzwassergebühr" von 1,30 auf 1,82 DM/m3 steigt, eine "enorme Belastung" (Christdemokrat Hermann Mockenhaupt), daß der wiederkehrende Beitrag von 32 auf 42 Pfennig erhöht wird, "strapaziös" für die Bürger (SPD-Sprecher Günter Schönhof), daß sie statt 50 nun 64,73 DM zahlen müssen, wenn sie einen Kubikmeter Fäkalschlamm loswerden wollen.

Aber andererseits könne man dafür auch sagen, so Schönhof, "Wasser- und Abwasser-Versorgung sind bei uns in Ordnung."

Und schließlich, so führte Werkleiter Werner Schäfer aus, werde das Geld auch investiert:

5,6 Millionen DM werden 1992 allein in die Ortskanalisation gepumpt.

Doch im Vorjahr war diese Summe mit 6,9 Millionen DM noch höher.

Die Gründe dafür, daß der Bürger trotzdem mehr zahlen muß, sieht Abwasserexperte Schäfer darin, daß seit letztem Jahr auch der Abwasserzweckverband stärker zur Kasse gebeten wird - etwa für den Abtransport des Klärschlamms und durch eine neue Umlage für die Schadstoffe Phosphor und Stickstoff.

Auch die Personalkosten steigen, um 79.000 DM.

Und Gewinne machen die Abwassersäuberer ohnehin nicht:

bei 591.000 DM liegt der erwartete Verlust für dieses Jahr, 1991 war er sogar mehr als doppelt so hoch.

Positiv wertete die Ein-Mann-Fraktion Heribert Meyer (FWG), daß der Wasserverbrauch stagniere.

Hans-Jürgen Orthmann dagegen:

"Noch immer wird zuviel verschwendet, die Gebühren sind immer noch zu niedrig!" Seine Thesen unter dem Motto "Wasser, das Lebensmittel Nummer Eins" lösten, wie sein einziger Fraktionskollege, der Grüne Möller, erspähte, Heiterkeit aus:

"Es ist bezeichnend, daß die CDU gerade gelächelt hat!" Das wollten die christlichen Demokraten denn doch nicht auf sich sitzen lassen:

"Die", deuteten sie flugs auf die sozialdemokratische Gegenseite, "haben auch gegrinst!" 6.6.92:

Kirchen.

(fr) Tausende Radarmessungen hat das Kirchener Ordnungsamt kürzlich probeweise durchgeführt - ohne rechtliche Konsequenzen für den Autofahrer:

Man wollte herausfinden, ob Tempo 30 oder andere Verkehrsberuhigung sinnvoll wäre.

Das Ergebnis:

Bei erlaubten 50 km/h fuhren fünf von fünftausend schneller als 80 km/h, fünfzig lagen zwischen 70 und 80 km/h, rund dreihundert zwischen 60 und 70, noch einmal so viele waren 55 bis 60 km/h schnell.

Diese Zahlen wurden während der letzten Sitzung des Ortsgemeinderats veröffentlicht.

In welchen Straßen die Radarpistolen standen und zu welcher Uhrzeit sie in Betrieb waren, wurde nicht bekannt:

kein Ratsmitglied fragte danach.

Bürgermeister Fritz Greßnich erklärte lediglich, daß "auch die Lindenstraße einbezogen war".

Eine der ersten großen Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung im Kirchener Ortskern ist - nach vielen Versuchen und Testläufen in der Bahnhofstraße - die Sperrung der Klotzbach-Straße für den Durchgangsverkehr, was vor wenigen Wochen in Kraft trat.

Im Gemeinderat schlug Bürgermeister Greßnich nun vor, die Deklarierung als Anliegerstraße wieder aufzuheben.

Die Folge:

Überraschtes Gemurmel ob dieses Vorschlags in allen Fraktionen.

Rainer Ermert (SPD) packte das Erstaunen in Worte:

"Wir haben doch die Sperrung im Einverständnis mit allen Bewohnern durchgesetzt - und jetzt sollen wir wegen eines Anliegers alles wieder zurücknehmen?" Er stelle dies ja nur zur Diskussion, meinte Greßnich.

"Aber es geht nicht an, daß ein Geschäftsmann deswegen Einbußen erleidet."

Der Besitzer des "Cafe Bönisch" hatte sich beschwert.

Schon während einer vergangenen Sitzung wurden Kopien eines Briefes verteilt, in dem er gegen die Sperrung protestiert.

Seine Kunden blieben aus, konstatiert er.

Daß viele seiner Kunden offensichtlich die Straßenverkehrsordung nicht kennen - und somit nicht wissen, daß in eine Anlieger-Straße nicht nur Anlieger, sondern auch deren Besucher (oder Kunden) einfahren dürfen -, das konnte jedoch auch bei der letzten Sitzung, als Boenischs Einspruch damit schon zum zweiten Mal auf der Tagesordnung stand, den Gemeinderat nicht veranlassen, die Sperrung in der engen, mit einer 180-Grad-Kurve bestückten Steilstraße wieder aufzuheben.

Einige Ratsmitglieder schlugen vor, ein zusätzliches Schild ("Zufahrt zum Cafe frei") unter dem bisherigen Verkehrsschild ("Durchfahrt verboten - für Anlieger frei") anzubringen.

Ein solches Schild hängt dort bereits, leicht versetzt.

Sein nicht-offizielles Design hat aber wohl noch nicht genug Kunden zurückgelockt.

15.11.92:

Hachenburg.

(fr) Wer Freitagnacht den Blues suchte, der fand ihn in Hachenburg.

In der Altstadtkneipe Stern spielte die Siegener "Dirty Blues Band".

Guter alter Blues mit hartem Einschlag - feinster City Blues.

Die "Dirties" kamen ohne verwässernden Pop a la Gary Moore, ohne Verfälschungen durch Jazz oder Funk.

"Teilweise sind die Stücke, die wir spielen, 100 Jahre alt", sagt Frontmann Stephan Drettke, der bekannte Knaller im schwarzen Anzug und mit Cowboystiefeln intonierte - die sechzig im Saal schrien, wenn er seine Sonnenbrille anzog.

Dafür der Drummer mit Fliege.

Und der Harpman in Birkenstock.

Seit zwölf Jahren ziehen die Siegener und Freudenberger Bluesmänner schon durch ganz Deutschland, doch der nahe Westerwald war noch Neuland für sie.

Schließlich sind hier die Auftrittschancen auch nicht gerade dicht gesät - doch das hat sich seit Sommer schlagartig geändert.

Da wurde der "Blues & Boogie Club Hachenburg" geboren.

Schon jetzt kann der "BBC" stolz auf sein erstes Programm zurückblicken:

Aus dem Stand ein Auftakt mit den "Chicago Allstars", als der Ex-Gitarrist von Howlin¦ Wolf und ein Saxophonist von Chaka Khan nach Hachenburg reisten, dann Lousiana Red, Rudolf Bieler, Ringlets Trio.

Die Blues-Band Nummer 1 im Oberkreis, "Juke & The Blue Joint" aus Betzdorf, werden wahrscheinlich im nächsten Jahr aufspielen.

Der Vater des BBC heißt Hubertus Kohlhaas.

Letzter Anstoß für den Naurother:

der konzerterprobte Saal im Gasthaus Stern.

"Als ich hier das erste Mal reinkam", erinnert sich Kohlhaas, "dachte ich direkt:

Chicago der 30er!" Tatsächlich:

Stil- und geschmackvoll dekoriert, u.a. mit alten Hachenburger Fotos (darunter zwei große "Gründerväter"-Bilder) - hierher kommen auch Menschen, die ein Blues-Konzert im Jugendtreff wohl kaum locken könnte.

Licht und Sound waren auch schon da, insgesamt also ideal für ein mutiges Projekt wie den "BBC".

25 Mitglieder hat der Kulturverein bereits - die dürfen dann auch für die Hälfte in die Konzerte, bei denen qualitätsangemessene Preise verlangt werden (5 bis 25 DM).

Als Sponsor konnte der Verein die örtliche Volksbank gewinnen.

Und die Besucher kennen keine Kreisgrenzen - am Freitag z.B. sorgten Teile der "Riding Friends Niederfischbach" friedlich aber intensiv für Stimmung vor der Bühne.

Das letzte Konzert in dieser Saison bringt die "Blues Company" nach Hachenburg - "eine", so Kohlhaas, "der wohl bekanntesten Bluesformationen Europas."

Beginn ist am Samstag, den 5.

Dezember, um 21 Uhr im Gasthaus Stern.

Wer den Blues sucht ...

15.11.92:

Niederfischbach.

(fr) Bald darf vor dem alten Bankgebäude in der Niederfischbacher Raiffeisenstraße nur noch kurzgeparkt werden.

Der Gemeinderat beschloß jetzt gegen Teile der CDU, daß dort zukünftig höchstens eine Stunde geparkt werden darf.

Raiffeisen-Filialleiter Karl-Heinz Hof hatte dem Bürgermeister berichtet, daß immer mehr Langzeitparker die beiden Parkplätze blockieren.

Die SPD war dafür, die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.

CDU-Fraktionssprecher Manfred Schlechtriemen mahnte dagegen zum Sparen:

"Die Kosten sollten wir einsparen.

Und unser Schilderwald ist dicht genug."

Bürgermeister Heckner entgegnete:

"Wollen wir jemanden, der nur einen Kontoabzug holen will, stundenlang für einen Parkplatz herumkurven lassen? Und das nur, weil jemand meint, er könnte auf einem von der Gemeinde zur Hälfte finanzierten Parkplatz seine Karre den ganzen Tag abstellen?" Schlechtriemen lenkte nicht ein:

"Da könnte ja jedes Geschäft kommen und Schilder verlangen!" Dieses Problem sei kaum gegeben, darauf Heckner, beim Ausbau der Konrad-Adenauer-Straße seien Parkregelungen - eventuell mit Parkschein-Automaten - vorgesehen.

10 Sozialdemokraten und 3 CDUler im Rat stimmten für die Begrenzung, 2 Christdemokraten dagegen.

Eine teurere Verkehrsmaßnahme beschloß der Rat einstimmig:

Der Bürgersteig an der L 280 in Oberasdorf wird total erneuert.

Kosten:

etwa 112.000 DM, wovon das Land 80 bis 85 Prozent übernimmt.

"Die Anlieger", so Heckner, "werden sich am Rest mit 30 Prozent beteiligen müssen" (rund 7.000 DM).

Mit 1.100 DM, ebenfalls ein einstimmiger Beschluß, bezuschußt die Gemeinde eine Klassenfahrt der Ketteler-Schule.

Ganz andere Summen werden derzeit für die allerjüngsten "Föschber" fällig:

Ein neuer Kindergarten wird im Ortsteil Fischbacherhütte entstehen.

Der Rat vergab einstimmig an eine Steinebacher Firma die Erd-, Entwässerungs-, Maurer- und Stahlbetonarbeiten (ingesamt rund 465.000 DM), nach Wehbach ging der Auftrag für die Zimmerarbeiten (46.000 DM) - und bei Niederfischbacher Firmen bleiben die Gelder für Klempner- und Dachdeckerarbeiten (zusammen etwa 60.000 DM).

Das Dach, eine verglaste Metallkonstruktion, wird ein Wendener Betrieb liefern - für rund 52.000 DM.

Außerdem:

Im Gemeindehaus auf der Hütte werden die Holzrolläden aus den 60er Jahren erneuert.

Kostenpunkt:

16.100 DM.

Eine Firma aus Oberasdorf erhielt den Zuschlag.

Neues im Rat wieder einmal vom Dauerbrenner "Bahnübergang an der Firma Klein":

Zwar sind die für Radler gefährlichen Schienen (die WR berichtete) nach langem Hin und Her mittlerweile zugeteert - "aber wohl kaum", so Heckner, "nach dem neuesten Stand der Bautechnik!" Auf Anfrage von Gemeinderatsmitglied und MdL Franz Schwarz (SPD) will die Bezirksregierung nun Ausbesserungsmaßnahmen erzwingen - im nächsten Jahr.

15.11.92:

Betzdorf.

(fr) Die Betzdorfer Filiale der Kreissparkasse ist besonders bei denjenigen beliebt, die etwas ausstellen möchten:

Das Gebäude liegt zentral in der Decizer Straße - und täglich kommen, laut Filialleiter Josef Bäcker, bis zu 1.200 Menschen in die Schalterhalle.

Die Gelegenheit nutzt jetzt auch Michaela Thiel-Hensel, um zum ersten Mal selbstgemachte Repros zu präsentieren.

Und die werden die Betzdorfer interessieren:

Teilweise über 100 Jahre alt sind die Bilder.

Sie zeigen Betzdorf, als der Bierkutscher fuhr, wo Autos heute oft nur stehen.

Und schöne alte Häuser in der Bahnhofstraße, die jetzt kaum noch Erinnerung sind.

Mit einem Aufruf in der Presse kam Fotofachfrau Michaela Thiel-Hensel übrigens an die Originale.

Etwa 35 meldeten sich, die meisten Bilder wählte sie aus, drei "Zulieferer" bekamen Preise:

Lothar Langenbach (Betzdorf), der Herdorfer Walter Holz und Irmgard Willke aus Elben.

Die Ausstellung läuft noch bis zum übernächsten Freitag.

Und die nächste, diesmal zum Thema "Frauen", ist schon ins Auge gefaßt.

15.11.92:

Niederfischbach.

(fr) "Theo, Du bist dafür verantwortlich, daß ich heute hier stehe als der Vorsitzende des DGB im Kreis Altenkirchen."

Franz Schwarz durfte sein Vorbild ehren:

Theo Klein aus Niederfischbach.

Klein bekam kürzlich das Bundesverdienstkreuz am Bande - und dem langjährigen Niederfischbacher IG-Metall-Ortskartell-Chef gratulierte auch der DGB.

Das tat Kreischef Schwarz gerne:

er hatte mit Klein im selben Betrieb gearbeitet.

"Dein Einsatz für die Arbeitnehmer, ohne Rücksicht auf die eigene Person, hat mich davon überzeugt, daß man nicht nur an die eigene Person denken soll", sagte der Landtagsabgeordnete.

Auch im Kreistag habe sich Klein für Arbeitnehmer-Interessen eingesetzt.

Gemeinderatsmitglied Theo Klein war kurz zuvor auch im Rat geehrt worden.

Dort appellierte er an die Jugend:

"Engagiert euch in den demokratischen Parteien, lauft nicht falschen Propheten nach.

Die Geschichte hat gezeigt:

Demokratie ist die beste Staatsform."

Einem weiteren Niederfischbacher kam eine große Ehre zuteil:

Paul Schmitt erhielt aus den Händen von Ministerpräsident Rudolf Scharping den Landesverdienstorden.

DGB-Ortschef Werner Stähler sagte, Kollege Schmitt habe auch in schwersten Zeiten die Gewerkschaft vertreten.

Bei der DGB-Ehrung anwesend war Beigeordneter Willi Stahl als Vertreter der Verbandsgemeinde.

DGB-Ehrung im Gemeindehaus Auengarten:

Werner Stähler, Theo Klein, Franz Schwarz, DGB-Ortsvize Toni Mockenhaupt (v.l.) 2.4.92:

Betzdorf.

(fr) Altes Industriegelände wiederbeleben:

Damit haben die Gemeinden im Kreis große Probleme - mit Anliegern oder Umweltschutz -, aktuell beispielsweise in Wissen (Hoesch) oder in Kirchen (Wehbacher Hütte).

In Betzdorf scheint dies, wenn auch bei einem erheblich kleineren Gebiet, zu gelingen.

Verschwinden sollen verlassene Industriegebäude an der Betzdorfer B 62 (Ortsausgang Richtung Kirchen).

Sie werden abgerissen.

Für die Gewerbe-Grundstücke gibt es bereits Interessenten:

ein Busunternehmen und ein Möbelhaus.

Dies berichtete jetzt Experte Udo Piske vor dem Betzdorfer Stadtrat.

Vor wenigen Tagen habe die Stadt einer Anliegerversammlung durchgeführt.

Dabei habe sich "kein unmittelbarer Widerspruch" ergeben.

Auch aus ökologischer Sicht ist das Gebiet offensichtlich nutzbar:

"Vier Grundwasserbohrungen ergaben Werte innerhalb der geltenden Grenzen.

Bei dem Abriß der Gebäude entsteht kein Sondermüll."

Es ständen jedoch noch Bodenanalysen aus, erklärte Piske.

Bereits sicher sei, daß der Bereich um die "Inselgaststätte" nicht bebaut werde.

Das Ufergehölz bliebe an der gesamten Sieg erhalten.

2.4.92:

Bahnlinie Betzdorf-Daaden:

WR faßt aktuellen Stand der Diskussion zusammen Linie Betzdorf-Daaden tot? - Daadens Bürgermeister:

"Das ist das Aus" Drittklassige Waggons erster Klasse begraben? Daadens Bürgermeister:

"Das ist das Aus!" Alte Geisterzüge lebend begraben? Betzdorf/Daaden/Kreis.

(fr) Noch rollen sie, die Züge zwischen Betzdorf und Daaden.

Die Deutsche Bundesbahn aber wird die Strecke nicht mehr betreiben, das steht fest.

Zwar sind es oft Geisterzüge, die das enge Daadetal durchqueren - doch alle Parteien sagen:

die Strecke muß bleiben.

Dazu müßte sie von der Bundesbahn übernommen werden.

Die DBB offeriert die Linie für 1 DM - weiß sie doch genau, daß sie damit gleichzeitig ein Jahresdefizit von mehreren Hundertausend DM loswürde.

Das Land gibt dem Käufer das Geld dazu, das für eine Sanierung der Linie notwendig wäre:

zwischen 4 und 11 Millionen DM.

Ein Modell für die Übernahme könnte so aussehen:

Das Jahresdefizit - man geht von 550.000 DM aus - trägt der Kreis zur Hälfte, Daaden und Betzdorf zu je einem Viertel.

Nun haben die Parlamente aller drei Kostenträger beraten.

Das Ergebnis:

Grundsätzlich sind alle dafür.

Trotzdem sieht die Zukunft der Strecke düster aus:

Daadens Bürgermeister konstatiert das "Aus" der Linie.

Der Kreistag hatte grundsätzlich für den Erhalt gestimmt, noch konkreter der Verbandsgemeinderat Daaden, der auch für eine Viertelbeteiligung votierte.

Jetzt tagte der Betzdorfer Stadtrat.

Die CDU als stärkste Fraktion erklärte noch einmal, sie sei gegen eine prozentuale Beteiligung Betzdorfs, da das Defizit der Strecke unkalkulierbar sei.

(Bürgermeister Michael Lieber, CDU, hatte auf einer Podiumsdiskussion in Daaden gesagt:

"Das Defizit kann im nächsten Jahr bei einer Million, im übernächsten bei zwei Millionen DM liegen.") Doch zum ersten Mal erklärte dann CDU-Sprecher Heinz Neuhaus, daß seiner Partei auch 25 Prozent von einer halben Million zu viel sind.

Statt, wie es Bürgermeister Lieber angedacht hatte, ein Viertel zu bezahlen (137.500 DM), und wenn das Defizit über eine halbe Million steigt, den Rest vom Land zu fordern, erklärte Neuhaus nun, seine Partei könne nur einen Zuschuß von 70.000 DM vertreten.

Die FWG schloß sich an:

Reinhold Peters präsentierte zwar eine Hochrechnung, nach der in sieben Jahren der Verkehrsinfarkt für Betzdorf kommt, drückte in seiner langen Grundsatzrede aber keine Bauchschmerzen aus, nun wegen 67.500 DM die bisherige Einigkeit mit Daaden und dem Kreis über Bord zu werfen.

Bauchgrimmen hatten vielmehr die Sozialdemokraten.

Sie sind einerseits für den Erhalt der Strecke, wie es auch die CDU fordert.

Andererseits ging ihnen der CDU-Antrag nicht weit genug - deshalb votierten sie dagegen.

Karl-Heinz Mohr löste für sich den Konflikt, indem er an der Abstimmung nicht teilnahm.

9 zu 13 unterlagen SPD, FDP und die Grünen (alle pro Viertel-Beteiligung).

Einen Trost hatte die CDU für sie parat:

ein nagelneues Strategiepapier, das die Christdemokraten einen Tag vor der Stadtratssitzung in die Lokalpresse brachten.

Neuhaus:

"Wenn unser neues Schienen-Personennahverkehrs-Konzept realisiert würde, hätten wir gar keine Defizite."

"Bedauerlich, mit welchen Täuschungen hier agiert wird", sagte FDP-Sprecher Udo Piske.

Das CDU-Papier nannte er "Goldesel-Konzept" und "Augenwischerei par excellence".

Heinz Neuhaus bezeichnete Siegpassagen-Schöpfer Piske daraufhin als "Lügner und Demagogen", was Unruhe im Sitzungssal auslöste und dem CDU-Sprecher eine Rüge vom Bürgermeister einbrachte.

Weitere Reaktionen:

SA1:

Kreis:

SA0:

"Der Beschluß ist eher hinderlich.

Jetzt stellt sich die Frage, wie groß der Verhandlungsspielraum zwischen Daaden, Betzdorf und uns noch ist."

(Beigeordneter Nikolaus Roth, zuständig für ÖPNV im Kreis) SA1:

Daaden:

SA0:

"Dieser Beschluß bedeutet das Aus für die Strecke."

(Bürgermeister Günter Wolfram) SA1:

Betzdorf:

SA0:

"Ich bin optimistisch."

(Bürgermeister Michael Lieber).

Er hoffe, daß etwas vom Landes-Geld, das für Investitionen fließen würde, in das Betriebsdefizit umgeleitet werden kann.

SA1:

Betzdorfs SPD:

SA0:

"Wer solche Barrieren aufbaut, macht einen Schachzug, um später wieder aus dem Vertrag herauszukommen."

(Horst Utsch) SA1:

Betzdorfs FDP:

SA0:

"Ein Begräbnis allererster Klasse.

Wir renovieren Brücken für 2,7 Millionen - und wegen 67.500 DM mehr oder weniger scheitert der Kompromiß!?" (Udo Piske) SA1:

Betzdorfs Grüne:

SA0:

"70.000 DM pro Jahr - das ist einfach lächerlich.

Unkalkulierbare Kosten? Kalkulierbar ist, was passiert, wenn wir den ÖPNV nicht unterstützen!" (Wolfgang Greiner) 19.4.92:

Etzbach/Hamm.

(fr) Der idyllische, zwischen steilen Waldhängen dahinfließende Etzbach ist, das meinen die Naturschützer von Westerwaldverein und BUND, "unrettbar verloren."

Sie sprechen von einem "unverbauten, urwüchsigen Waldbach", von einem "Lebensraum des Eisvogels", dem die irreparable Zerstörung drohe - BUND-Kreischef Wolfgang Stock fordert einen Baustop.

Die bösen Schäden erwarten sie von einem Projekt, das die Verbandsgemeinde Hamm seit Jahren plant:

dem Anschluß von Heckenhof und Hämmerholz an das Abwassersystem.

Bisher sammeln die Bürger dort ihr Dreckwasser in Sickergruben, doch "sie haben ein verbrieftes Recht darauf", sagt Verbandsbürgermeister Hans Klarmeyer, "ans Kanalnetz angeschlossen zu werden."

Das bezweifeln die Umweltschützer nicht - was sie auf die Barrikaden treibt:

die Verbandsgemeinde-Werke wollen die Abwasserrohre, das ist die preisgünstigste Lösung, direkt am Etzbach entlang verlegen, über 400 Meter hinweg nur wenige Zentimeter vom Bach entfernt.

"Wenn hier die Baumaschinen anrücken", sagt der oberste Umweltschützer beim 7.000 Mitglieder starken Westerwaldverein, Hauptnaturschutzwart Dieter Krämer, "dann ist das Biotop vernichtet".

Krämer kennt das Gelände - er kommt aus Hamm.

"Wir nennen das hier oben Siebengebirge, weil sich sieben Täler und sieben Berge aneinander reihen.

Das Etzbachtal bildet den Abschluß."

Unterhalb des Tals liegt ein Neubaugebiet, oberhalb die Etzbacher Ortsteile Hämmerholz und Heckenhof.

Schon 1987 genehmigte die Bezirksregierung den Kanalbau, kürzlich sprach sich auch der Gemeinderat positiv dafür aus.

Bürgermeister Erhard Schreiner begrüßt den Abwasser-Anschluß durchs Tal, er glaubt den Versprechungen der Stadtwerke, die keine Vernichtung, sondern einen schonenden Eingriff verheißen:

"Wir werden die Ökologie nicht stören", sagt der Technische Werkleiter Joachim Greb.

"Wir kommen nicht mit großem Gerät", so Greb weiter, "sondern mit einem kleinen Bagger, den wir auch auf Friedhöfen benutzen."

Es werde keine Schächte geben, und um Sand für Split benutzen zu können, werde man Guß- statt PVC-Rohre verlegen.

Der Etzbach "wird an keiner Stelle von der Leitung gekreuzt."

Da haken die Naturschützer ein:

Angesichts der Enge des Tals, erklärte Dieter Krämer, sei es unvermeidlich, daß das Rohr so nahe am Bach verlegt werden müsse, daß zumindest das Bachbett angegriffen wird.

Und auch der Quellbereich sei in Gefahr, weil hier zwei Regen-Rückhaltebecken entstehen sollen.

"Die Etzbach-Quelle bleibt bestehen", sagt dagegen Werkleiter Joachim Greb.

Für den Bach sieht er sogar positive Folgen, weil das Wasser dosiert in ihn abgegeben werden könne.

Da dieses Wasser aus technischen Gründen "sehr gering auch mit Fäkalien versetzt ist" (Greb), bedarf es für die Einleitung einer Genehmigung.

Die steht noch aus - und darin sehen die Umweltschützer ihre Chance.

Außerdem hoffen sie auf den neuen Paragraphen 24 des Landespflegegesetzes, der u.a. Quellbereiche sowie naturnahe und unverbaute Bachabschnitte schützt.

Die große Frage:

Gehört der Etzbach in diese Kategorie? Wenn ja, könnte das Bauvorhaben noch kippen.

Ein Experte für solche Fragen ist Berndt Uptmoor von der Unteren Landespflegebehörde.

Er sieht den Paragraphen 24 jedoch nicht gegeben, höchstens an einigen Stellen - und als schützenswerte "Abschnitte" im Sinne des Gesetzes gelten nur Strecken von mehr als 100 Metern.

Weil hier und da einige Reste von Baumaßnahmen aus dem Boden ragen, ist auch strittig, ob das Tal tatsächlich als "unverbaut" gelten kann.

Die Naturschutzverbände werden für den Erhalt des Tals weiterkämpfen.

Sie reklamieren (nach Paragraph 29 des Bundes-Naturschutzgesetzes) ihre Beteiligung am Verfahren, was ihnen bei einem "Eingriff" auch zusteht.

Werksleiter Greb indes nennt den geplanten Akt nicht "Eingriff", sondern "vorübergehende Inanspruchnahme".

Greb:

"Außerdem muß man doch das Ganze einmal im Verhältnis sehen zu den Vorteilen einer ordnungsgemäßen Abwasserentsorgung!" Foto "einer allein":

Hauptnaturschutzwart Dieter Krämer kämpft gegen geplante Kanalverlegungen am Etzbach.

Foto "mehrere":

Naturschützer und Behördenvertreter vor Ort.

Mit dabei u.a. auch Hamms erster "Bachpate", Rolf Gros aus Bruchertseifen, und Landschaftsplanerin Karola Schnug-Börgerding.

24.4.92:

Betzdorf/Kreis Altenkirchen.

(fr) Die Zeichen stehen auf Sturm, und der Kreis Altenkirchen vor seinem ersten IG-Metall-Streik seit Jahrzehnten :

"Es ist an der Zeit, den Konflikt in die Betriebe zu tragen", erklärte jetzt IGM-Sekretär Peter Althausen während einem Gewerkschafts-Treffen in Betzdorf.

In der nächsten Woche endet die Friedenspflicht, ab Mittwoch erwartet Althausen die ersten Warnstreiks im Kreis.

Beim letzten Metaller-Streik, 1984, war Rheinland-Pfalz nicht beteiligt (aus technischen Gründen, die mit den unterschiedlichen Ferienanfängen der Bundesländer zusammenhängen).

Doch diesmal, so DGB-Kreischef Franz Schwarz, "können wir uns nicht darauf verlassen, daß ein anderes Tarifgebiet für uns einspringt."

Schwarz erwartet "massive Auseinandersetzungen" im Kreis.

Im vollbesetzten Barbarasaal der Betzdorfer Stadthalle stimmten hohe Gewerkschaftsfunktionäre von DGB, IGM und ÖTV die Mitglieder auf den erwarteten Streik ein.

"Die Arbeitgeber legen es darauf an", meinte Franz Schwarz.

Zum Thema "Karenztage" erklärte der SPD-Landtagsabgeordnete:

"Das ginge nicht per Gesetz, sondern dazu müßten Tarifverträge geändert werden.

Und das werden wir mit Zähnen und Klauen verhindern."

Die Arbeitnehmer seien nicht zum Verzicht bereit, wenn damit der Jäger 90 oder Olympia in Berlin finanziert werde.

Für die ÖTV sprach Hartmut Löwenthal, Mitglied im Bezirkspersonalrat.

"Die öffentlichen Kassen sind leer", meinte er, forderte jedoch trotzdem den Streik, "für den ich eine Zustimmung von weit über 90 Prozent erwarte.

Wir waren lange genug Opfer."

Zwei Drittel aller Arbeitnehmer im ÖTV-Bereich seien in den unteren oder mittleren Lohngruppen:

"Wie soll denn ein Müllwerker, 30 Jahre, 2 Kinder, mit 2.200 DM leben?" Als "Oberflegel" wurde dann Bundes-Wirtschaftsminister Möllemann betitelt.

Josef Kipping, Mitglied der Tarifkommission Rheinland-Pfalz, wütend:

"Dieser Gelbfüßler wollte die Lohnsteigerung auf vier Prozent festlegen.

Das ist ein Eingriff in die Tarifautonomie."

Aus diesem Grund meint auch Peter Althausen, daß es um mehr geht als nur um eine Lohnsteigerung.

Der IGM-Sekretär:

"Die Unternehmer wollen die Tarifautonomie zerschlagen.

Sie brauchen den sozialen Frieden nicht."

Es ginge beim aktuellen Konflikt darum, ob die Gewerkschaften auch in zehn Jahren noch mitentscheiden könnten - es geht, so Althausen, "um die Macht".

Und eine solche gemeinsame Streikaktion (wie sie nun - von IGM, ÖTV und BSE - möglich erscheint) habe Deutschland seit 47 Jahren nicht erlebt.

Althausen weiter:

"Wir haben keinen Grund, uns für die 9,5-Prozent-Forderung zu entschuldigen" - schon allein Inflation plus Wirtschaftswachstum ergebe 6,5 Prozent.

Die derzeitige Diskussion um den Wirtschaftsstandort Deutschland - angesichts der Lohnforderungen der Gewerkschaften - kommentierte Althausen so:

"Wenn ein Metzger ständig sagt, er habe die teuersten Würste, dann kommt auch keiner und kauft sie" - wenn ständig von deutschen Standortnachteilen geredet werde, seien zurückgehende ausländische Investitionen kein Wunder.

Daß viele deutsche Unternehmen ins Ausland abwandern, ist für Althausen kein schlechtes Zeichen, sondern "ein Zeichen unserer Stärke:

Das machen die Japaner auch - um neue Absatzmärkte zu erschließen."

Der Moderator der Veranstaltung, Gewerkschafter Hubert Salz, stellte jedoch fest, daß "wir uns diesmal nicht nur mit den Arbeitgebern, sondern auch mit einer breiten Öffentlichkeit auseinandersetzen müssen."

Harsche Kritik gab es für den Verhandlungsführer der Arbeitgeber:

"Fabrikant Georg aus Neitersen ist ein Vertragsbrecher", erklärte Josef Kipping, "er läßt seine Beschäftigten 1,5 Stunden länger arbeiten als im Tarifvertrag steht, den er als Verbandspräsident selbst unterzeichnete."

Auch Althausen erklärte:

"Wir erwarten, daß jemand an die Spitze gestellt wird, der auch zu seinem Wort steht."

Nicht nur die neuen Stühle, sondern auch die neue Mikrofon-Anlage der Stadthalle testeten die Gewerkschafter ausgiebig, lautstark ging es zur Sache.

"Also wenn Fabrikant Georg jetzt in Neitersen die Fenster offen hatte", kommentierte trocken ein hoher Gewerkschaftler, "dann hat er alles gehört!" erstes Porträt:

Josef Kipping zweites Portr.:

Peter Althausen Gruppenbilder (mit Redner links):

rechts jeweils Moderator Hubert Salz, Mitte Franz Schwarz 1.

Gruppen-Bild links:

Josef Kipping 2.

:

Peter Althausen 19.4.92:

Kirchen.

(fr) Sogar der trutzige Rathaus-Ritter Roland wankt.

Die Zukunft des steinernen Paladins ist ungewiß:

Einige Politiker wollen das bewaffnete Maskottchen ins neue Rathaus mitnehmen, andere würden die düsterne Rathaus-Figur lieber zurücklassen.

Und die Menschen, auf die er hinabblickt, sie sind nicht zufrieden.

Politiker artikulieren den Ärger, der an sie herangetragen wird:

SPD-Ortschef Niko Schmol fühlt sich, "als ob wir einen Golf GTI bestellten, einen Mercedes bezahlen und einen Fiat 500 bekommen", der Freiliberale Hilmar Plate hat "nur Schelte von den Bürgern" erhalten, und Bürgermeister Fritz Greßnich, CDU, resigniert gar völlig ob der vielen negativen Reaktionen:

"Ich bin damals politischen Gruppen gefolgt, die das wollten.

Heute würde ich dies nicht mehr tun - es ist den Einsatz nicht wert."

Greßnich bezeichnete sein damaliges Engagement öffentlich als "meinen Kardinalfehler".

Es geht um das neue Kirchener Rathaus - ein, da sind sich alle Politiker einig, "Jahrhundertbauwerk, mit allem was dazugehört" (Fritz Greßnich).

In acht bis zwölf Monaten soll die Verwaltung einziehen dürfen.

Doch schon jetzt kritisiert die Bevölkerung das Bauwerk zwischen Schul-, Haupt- und Lindenstraße.

Und es geht offensichtlich nicht nur um die - vom Land größtenteils bezuschußten - Millionen-Kosten.

Zunächst die Optik:

Der große weiße Rathaus-Neubauteil verschwindet weitgehend hinter der neuen Kreissparkasse.

FDP-Mann Hilmar Plate berichtet von ausschließlich negativen Reaktionen der Kirchener Bevölkerung, "daß dieses klotzige Gebäude vor unserem schönen neuen Rathaus steht."

Ursprünglich geplant war, die Sparkasse noch einige Dezimeter weiter vorne zu plazieren - doch wie sich später herausstellte, ging dies aus bautechnischen Gründen gar nicht, und das Gebäude rückte noch näher ans Rathaus.

Die verantwortlichen Planer sehen dies nicht so eng, eher positiv:

"Diese Nähe drückt die Intimität des kleinen Ortes Kirchen aus.

Wir sind doch hier nicht in der Bundeshauptstadt."

Und dann das Rathaus-Umfeld, in den letzten Tagen heiß diskutiert.

4,2 Millionen DM soll es kosten.

Ob dieser Zahl fühlte sich die SPD getäuscht - "der Rat hat nur 3,86 Millionen genehmigt, noch im Dezember 1991", monierte sie öffentlich.

Nach einem Gespräch mit den beteiligten Bau-Experten (die WR berichtete) kam heraus, wie die Differenz entstand:

3,86 Millionen kosten allein die Rohbauten (Treppen, Kanäle, Erdarbeiten, Lichtanlagen), hinzu kommen noch Architekten-Honorar, Bepflanzungen und Nebenkosten.

Und dabei wurde schon erheblich abgespeckt.

Was der Kirchener Rat um das neue Rathaus herum zunächst alles plazieren wollte, das war der Bezirksregierung zu viel:

sie verweigerte ihre Zuschüsse.

Dies berichtete Bernd K.

Heichel von der "Planergruppe Bonn".

Ihn beauftragte dann die Gemeinde, die Baupläne entsprechend abzuändern.

Er machte die Mauerblenden billiger und strich den künstlichen Bach.

Auch die Trinkwasser-Aufbereitungsanlage fiel seinem Rotstift zum Opfer - der Rat hatte zunächst entschieden, daß das Wasser in den Palisaden Trinkqualität haben solle.

Außerdem eliminierte Heichel die Hoffnung, das Rathausumfeld könne ein grünes Paradies werden:

keine Blumenflächen, dafür eine "pointierte Baumbeplanzung" (Heichel).

"Was bleibt denn da noch für unsere Kinder?", fragt sich Kirchens CDU-Chef Bernhard Böhmer angesichts der abgemagerten Planung - denn Gestalter Heichel ist, wie er sagt, kein Freund von "irgendwelchen Metallgestängen, die Kinder hin- und herschieben sollen".

Als Spielgebiet für die kleinen Kirchener hat er etwas anderes vorgesehen:

das ohnehin geplante "Forum" (eine Art Mini-Amphittheater, Kosten 1.000.000 DM, Greßnich:

"Ich war immer dagegen").

"Kinder lieben es, an solchen Treppen zu spielen", meint Planer Heichel.

Da hat Ratsmitglied Marita Schmidt (CDU) andere Erfahrungen, sie würde lieber einige Federwipptierchen am Rathaus sehen.

"Pseudo-Spielgerät, das wird doch nicht angenommen", entgegnete da der Planer, "aber für so etwas ist später immer noch Platz."

Immer noch Platz in der Planung hat eine große Freitreppe, mit Stufen aus Lava-Basaltstein.

Dennoch, so konstatiert der oberste Christdemokrat in Kirchen, Bernhard Böhmer, "die Aha-Effekte, die fehlen."

Foto:

Das neue Rathaus in Kirchen.

Die alte Schule (links) wurde integriert, die neue Kreissparkasse (rechts) davorgesetzt.

Die Bank verdeckt den hinteren Neubau (Mitte rechts) weitgehend.

16.11.92:

Niederfischbach/Kreis Altenkirchen.

(fr) Oft referiert der Geschäftsführer der Kreis-AOK, Bernward Schröter, momentan über die anstehende Gesundheitsreform.

Dann, wie bei einer DGB-Veranstaltung kürzlich in Niederfischbach, wirft er mit schrecklichen Zahlen um sich:

Defizite in Milliardenhöhe, hohe Beitragssteigerungen.

Gründe, warum das so ist, entdeckt Schröter auch im Kreis Altenkirchen.

Etwa in Kirchen.

Schon bei der Planung des Kreiskrankenhauses war vorgesehen, dort einen Computertomatographen (CT) zu stationieren.

Das Gerät kann u.a. Krebsgeschwüre in gutartig oder bösartig unterscheiden.

Viele Jahre mußte das Krankenhaus jedoch ohne CT auskommen.

Folge:

Bei Krebsoperationen, deren weiterer Verlauf davon abhängt, ob das Geschwür entfernt werden muß, wurden Zellproben vom nächstgelegenen CT untersucht.

Konkret:

Weil es dabei um Sekunden geht, mußte jedesmal ein Rettungswagen mit Sondersignal nach Siegen rasen.

Nun kam endlich der CT nach Kirchen.

Im vorgesehenen Raum hatte sich in der Zwischenzeit aber das DRK mit seiner Rettungswache niedergelassen - für die Rettungssanitäter, derzeit im Schwesternwohnheim stationiert, müssen nun neue Unterbringungsmöglichkeiten gebaut werden.

Noch erstaunlicher:

Als das CT nun nach Kirchen kam, gab es mittlerweile schon eins in der Nachbarstadt.

Ein Betzdorfer Arzt hatte das Gerät wenige Wochen zuvor für seine Praxis angeschafft.

Erst keins, dann zwei - "ich habe nichts gegen den Betzdorfer Arzt", so Schröter, "und ich habe auch nichts gegen das Kirchener Krankenhaus.

Aber es kann doch nicht sein, daß es da keine Abstimmung gibt."

Schröter fragt:

"Ob da nicht gewisse Strukturen zu schwerfällig sind?" Sicher zeigte er sich jedoch, "daß wir uns so etwas in Zukunft nicht mehr leisten können."

Das Gerät koste mehr als eine Million DM.

"Wenn es um unser aller Geld geht, dann muß die Freundschaft aufhören!" Weiter berichtete Schröter von starren Strukturen um die Kreiskrankenhäuser.

Direkt nachdem er seine Tätigkeit begonnen hatte, vor einem halben Jahr - heute ist sein Vorgänger Kreisbeigeordneter, und dabei zuständig für die Krankenhäuser -, besuchte Schröter alle drei Kreis-Hospitäler.

"Ich entdeckte dabei", so der Geschäftsführer mit Marketingstudium, "daß die Stationen unterschiedlich ausgelastet sind.

Ich sagte:

Laßt uns das mal festhalten.

Vielleicht kann man z.B. die Innere Station in Wissen abbauen, dafür die in Kirchen erweitern - oder umgekehrt, je nachdem, was effektiver ist."

Doch er habe zu seinem Erstaunen hören müssen, daß dies unmöglich sei.

Begründung:

"Man sagte mir, dies gehe nicht, weil alle Krankenhäuser unterschiedliche Träger hätten."

Hat oft keinen Grund zum Lächeln:

AOK-Kreisgeschäftsführer Bernward Schröter

 

 

 

 

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© Frank Rosenbauer, http://www.rosenbauer.de